Künstler Lenz und der Amtsschimmel aus Ahrweiler Ein Bildhauer, der Ross und Reiter nennt

Ahrweiler · Bildhauer Johann Baptist Lenz hat den Amtsschimmel vor dem Kreishaus in Szene gesetzt. Mit einer gesunden Portion Humor versieht der Künstler aus der Eifel viele seiner Werke. Anlässlich seines 100. Geburtstages wird ihm nun eine besondere Museumsausstellung gewidmet.

 Der Amtsschimmel vor dem Ahrweiler Kreishaus.

Der Amtsschimmel vor dem Ahrweiler Kreishaus.

Foto: Martin Gausmann

Er hat seinen Schöpfer überlebt und wiehert immer noch – der von Bildhauer Johann Baptist Lenz kreierte stolze Amtsschimmel vor dem Ahrweiler Kreishaus. Viele Tier-Skulpturen hat der vor 100 Jahren geborene Lenz geschaffen. Vor allem aber machte sich der Eifeler Künstler einen Namen, indem er Gedenkstätten, Altarräume und religiöse Darstellungen, Brunnen und unterschiedlichste Figuren gestaltete. Mal ging er erzählend zu Werke, mal bevorzugte er es, stark zu abstrahieren. Und gerne interpretierte er Menschen und Umfeld mit einer guten Portion Humor. Sein „Amtsschimmel“ vor der Ahrweiler Kreisverwaltung beweist es.

Ex-Landrat Egon Plümer beauftragt Tier-Skulptur

Gelungen verkörpert das Pferd den Schimmel, der sprichwörtlich für überzogene Bürokratie herhalten muss. Über zwei Meter hoch ragt die Bronzeskulptur auf. Am Hals des selbstsicher wiehernden Tier-Abbildes, das damals Landrat Egon Plümer in Auftrag gab und das seit 1986 vor dem Verwaltungsgebäude steht, prangt eine Paragrafen-Tafel. Neben ihm erscheint ein Bürger, beileibe kein Paragrafen-Reiter, eher das Gegenteil. Er entrüstet sich, fuchtelt mit den Händen, mit erstaunlich großen Händen, so, als ob er den Schimmel forttreiben will. Computeranimateur André Weber mögen diese Gesten verleitet haben, dem Amtsschimmel Beine zu machen. Im Videoclip galoppiert dieser über die Straße und stürzt geradewegs durchs Laden-Schaufenster.

Die Kreisverwaltung gefiel die animierte Bewegung so sehr, dass sie Weber für den Film „200 Jahre Kreis Ahrweiler. Eine Zeitreise 1816 – 2016“ engagierte, in dem der Pferdebegleiter als Amtsbote durch die Geschichte des Kreises führt. Dafür wird die Skulptur zum beweglichen Menschen. Sie verlässt ihren angestammten Platz neben dem Amtsschimmel, um ins Kreishaus zu eilen. Dort spürt der Bote für die Zuschauer der Historie nach.

Ausstellung thematisiert das Schaffen des Künstlers aus der Eifel

Künstler Lenz kam vor 100 Jahren, am 18. August 1922, in Oberkail, Kreis Bitburg-Prüm, zur Welt. Nach seiner Soldaten-Zeit im Zweiten Weltkrieg begann er 1946 seinen Werdegang als Bildhauer in Trier und Wittlich. Ab 1951 studierte er Bildhauerei bei der bekannten Branchengröße Josef Henselmann an der Akademie der Bildenden Künste in München. Zwei Jahre später zog er nach Oberkail zurück, um sich ganz der Arbeit als freischaffender Künstler zu widmen. Er wollte sich wohl erst seines Erfolges versichern, bevor er die Verantwortung für Frau und Kinder übernahm. Denn erst spät, 1967, heiratete er Maria Ernst und gründete mit ihr eine Familie. Lenz wurde Vater einer Tochter und eines Sohnes. Am 14. Dezember 2007 starb er in Bitburg.

Zeugnisse seines bedeutenden künstlerischen Lebenswerkes, das sich durch gute Beobachtung, eigenständige Formsprache und originelle Einfälle auszeichnet, finden sich in der Dauerausstellung des Museums Alte Mühle Himmerod/Großlittgen. Aus Anlass des 100. Geburtstages von Johann Baptist Lenz ist am 14. August in diesem Museum eine Sonderausstellung im Gedenken an den großen Künstler aus der Eifel eröffnet worden. Voraussichtlich wird sie bis zum 18. September zu sehen sein.

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