Traditionsfackelzug des Roten Kreuzes Ein Licht zum Gedenken an die Flutopfer
Kreis Ahrweiler · Seit 30 Jahren erinnert ein Fackelzug an die Gründung des Roten Kreuzes. Jetzt kam die Fackel durchs Ahrtal. An drei Stellen wurde den Opfern der Flut gedenkt und den zahlreichen Helfern gedankt.
Die Fiacollata – so das italienische Wort für Fackelzug – erinnert alljährlich Ende Juni an die Gründung des Roten Kreuzes durch den Schweizer Geschäftsmann Henry Dunant nach der Schlacht von Solferino vom 24. Juni 1859. Auch aus Deutschland nimmt eine Fackel den Weg nach Solferino. Sie durchläuft alle 19 Landesverbände und war am Freitag den ganzen Tag an der Ahr unterwegs. An vier Stationen erinnerten Rotkreuzler und Vertreter des öffentlichen Lebens dabei an die Flutkastrophe vom 14./15. Juli 2021.
Am Morgen übernahm der Landesverband Rheinland-Pfalz in Dorsel die Fackel vom Verband Nordrhein. Rotkreuzler aus Euskirchen brachten das Feuer dorthin, wo die Ahr die ersten Todesopfer, darunter eine junge Frau aus der "Blaulicht-Familie", forderte.
Stationen und Gedenkfeier für die Opfer der Flut entlang der Route
In Altenahr hielt man an der zerstörten DRK-Rettungswache inne, Landesverbands-Vorstand Manuel Gonzalez erinnerte an die Betroffenheit bei DRK und den eigenen Mitgliedern.
Am Nachmittag fand dann am zerstörten Brückengerüst der Maria-Hilf-Brücke im Bad Neuenahrer Kurpark eine Gedenkfeier statt. Der Präsident des Kreisverbandes Ahrweiler, Achim Haag, äußerte hier noch einmal seinen größten Respekt allen Helfern nach der Flutkatastrophe, ganz besonders wenn diese selbst betroffen waren. "Man hat uns gezeigt, wo Grenzen sind", so Haag. Die Mitglieder hätten Außerordentliches geleistet, betonte er. Das sah auch Landesverbandspräsident Rainer Kaul so. Ihn hatte die Vielzahl der Helfer aus aller Welt nach der Flut beeindruckt. Mit dabei waren auch 3.000 Rotkreuzler aus allen deutschen Landesverbänden. Manche seien heute noch an der Ahr im Einsatz, betonte Kaul, machte aber auch deutlich: "Wir müssen uns an einem kommenden "Tag X" ein wenig zurücknehmen, denn die nächste Katastrophe kann kommen. Es gehe immer weiter, nannte er in einem Atemzug die Flüchtlingswelle ab 2015, dann die Corona-Pandemie, Flutkatastrophe und nun den Ukraine-Krieg.
Gerade die drei letztgenannten Ereignisse beschäftigten die Retter parallel, sagte Ministerialdirigent Eric Schaefer, der Ministerpräsidentin Malu Dreyer vertrat. Die Fülle der Aufgaben müsse dazu führen, Zivil- und Krisenschutz neu zu denken und entsprechende Gelder in die Hand zu nehmen. "Es muss sich was verändern", machte Schaefer klar.
Dass ein großer Teil der Katastrophe an der Ahr menschengemacht sei, sagte der Kreisbeigeordnete Friedhelm Münch. "Ich höre niemanden über die Ahr schimpfen", so Münch, er höre dagegen immer wieder: "Was haben wir mit der Ahr gemacht?" Man sei dem Fluss mehr und mehr "auf die Pelle gerückt", nannte Münch explizit den Bau von Schulen unmittelbar am Ahrufer. Der kreisstädtische Beigeordnete Peter Diewald dankte schließlich dem DRK für "vielfältige und unsäglich große Leistungen."
Nach ökumenischen Impulsen durch Mildred Ruppert und Friedemann Bach zog die Fackel weiter nach Sinzig. Am dortigen Lebenshilfehaus, wo in der Flutnacht zwölf Menschen den Tod fanden, erinnerte der Vorsitzende der Lebenshilfe, Ulrich van Bebber, noch einmal an die schrecklichen Ereignisse. Hier wurde die Fackel schließlich an den Kreisverband Mayen-Koblenz weitergegeben.