Ässelsklaaf in Dernau Ein neuer marmorner Esel für das Weindorf

Dernau · Die Wanderfreunde Dernau freuen sich über die gute Resonanz auf ihre Einladung zum "Ässelsklaaf". Mit dabei war nicht nur das „halbe Dorf“, sondern auch die Eselin Verona.

 Den neuen Esel für Dernau präsentieren (von links nach rechts): Dieter Meyer, Guodong Wang, Werner Schumacher und Weinkönigin Ronja.

Den neuen Esel für Dernau präsentieren (von links nach rechts): Dieter Meyer, Guodong Wang, Werner Schumacher und Weinkönigin Ronja.

Foto: Martin Gausmann

Sie ist wieder im Dorf: Eselin Verona. Jungfräulich weiß wartet das marmorne Huftier am Freitagabend im Hof der Dagernova in der Dernauer Ortsmitte unter einem großen Laken auf seine feierliche Enthüllung. Nach einer langen und vermutlich auch beschwerlichen Seereise aus China hat das steinerne Wappentier des Winzerdorfs seinen Bestimmungsort erreicht.

Das „halbe Dorf“ ist zur feierlichen Enthüllung der Eselin gekommen - jedenfalls viele von denen, die in den Ruinen ihrer Häuser noch irgendwie leben können und nicht gerade damit beschäftigt sind, Mauern zu sanieren oder Baumaterial zu beschaffen.

Eingeladen haben die Wanderfreunde Dernau. Das sind 13 Herren, die vor 30 Jahren mit dem gemeinsamen Wandern begonnen hatten. Touren von drei bis vier Tagen standen damals auf dem Programm. Mittlerweile ist die Zahl der Mitglieder in dem Maße geschrumpft, wie ihr Alter zugenommen hat, und gewandert wird auch nicht mehr. Vielmehr sorgen die Wanderfreunde jetzt für Verschönerungen und Geselligkeit im Dorf. Das heißt dann „Ässelsklaaf“ und wird gut angenommen. Ruckzuck hat sich auch am Freitag der Dagernova-Hof mit Menschen gefüllt: Bei einem Glas Wein und einem Teller mit Gegrilltem freuten sie sich sichtlich, nach so vielen Monaten endlich wieder einmal zusammenkommen zu können.

Der Esel als Wappentier

Während die Mitglieder des Blasorchesters Insul ihre schweren Musikinstrumente in den Hof brachten, wartete die weiße Eselin auf ihre Enthüllung. Malerisch bunt gewandet war auch ihr Urheber dabei, Dieter Meyer aus Kreuzau bei Düren. Er erzählte von den 50 Eseln, die er einst gehalten hat. Ein Fohlen verlor seine Mutter bei der Geburt, Meyer nahm es mit in seine Wohnung, zog es mit der Flasche auf, nannte es Verona. Das war vor 20 Jahren. Dieter Meyer und Verona sind zusammengeblieben, haben Touren und Ausflüge gemacht, vielerorts hat Meyer seine Eselin präsentiert, so kam er auch nach Dernau. Da besaß das Weindorf bereits den Esel als Wappentier, folglich wurden Meyer und Verona mit offenen Armen aufgenommen.

Wie es zu der besonderen Beziehung der Dernauer zum Esel kam, erzählte Karl Kreuzberg (90). Gegen Ende des Ersten Weltkriegs besetzten amerikanische Soldaten das Ahrtal und so auch Dernau. Als Transportmittel brachten sie Esel, Maultiere und Pferde mit und ließen bei ihrem Abzug nach Kriegsende einen Teil der Esel zurück. Die Bauern und Winzer nutzten die Tiere für ihre Arbeit in Weinbergen und auf Feldern. Damit waren Dernauer im Freien schnell zu erkennen, wurden „Ässele“ (Esel) genannt.

Viel Eigeninitiative gefragt

Trotz aller Arbeit in den Weinbergen hielt sich der Wohlstand im Dorf in Grenzen. Viel Eigeninitiative war gefragt, als sich das Dorf nach dem Abzug der Bundesregierung von Bonn nach Berlin mausern und für Touristen herausputzen wollte. Eselfreund Dieter Meyer hielt Kontakt und steuerte zur Verschönerung einen marmornen Esel bei, der weiß leuchtend auf dem neu gestalteten Dorfplatz stand.

Bis die Flut kam. Die riss ihn vom Sockel, er geriet zwischen Trümmer und Schutt. Niemand weiß, wo er geblieben ist. Da trat Dieter Meyer wieder in die Szene. Zusammen mit seinem Freund Guodong Wang bestellte er ein neues Wappentier in China, exakt nach den Maßen von Eselin Verona, die zuvor genau vermessen worden war. Nach der Enthüllung hat das Weindorf wieder sein Wappentier, wenn auch der Dorfplatz nach der Flut noch nicht wiederzuerkennen ist. Übrigens: Der Erlös aus dem „Ässelsklaaf“ ist für die Neugestaltung des Platzes bestimmt, sagte Wanderfreund Werner Schumacher.

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