Befragung im Untersuchungsausschuss Wo war Landrat Pföhler in der Flutnacht?

Mainz · Wo war Landrat Pföhler in der Flutnacht an der Ahr? Das ist die zentrale Frage bei der Sitzung des Landtag-Untersuchungsausschuss kurz vor dem ersten Jahrestag der Flut.

 Der ehemalige Landrat Jürgen Pföhler muss morgen im Untersuchungsausschuss aussagen. (Archivbild)

Der ehemalige Landrat Jürgen Pföhler muss morgen im Untersuchungsausschuss aussagen. (Archivbild)

Foto: Martin Gausmann

Fast ein Jahr nach der Flutkatastrophe im Ahrtal mit mindestens 134 Toten wird der damalige Landrat Jürgen Pföhler am Freitag im Untersuchungsausschuss des Landtags gehört (18.00 Uhr). Wo der CDU-Politiker am Abend und in der Nacht der Sturzflut am 14. Juli 2021 war, konnte das Gremium in 21 meist sehr langen Sitzungen noch nicht klären. Die Mitglieder erhoffen sich nun mehr Aufschluss.

Ein ehemaliger Mitarbeiter sagte in der vergangenen Sitzung des Untersuchungsausschusses aus, dass Pföhler am frühen Nachmittag die Kreisverwaltung verlassen habe. Warum der Landrat den Amtssitz verlassen habe und wohin er gegangen sei, wisse er aber nicht, erklärte Erich Seul, der als „rechte Hand“ des Landrats galt. Pföhler sei dann am Abend noch einmal in der Kreisverwaltung gewesen. Dort kam die Einsatzleitung zusammen, nachdem Innenminister Roger Lewentz (SPD) einen Besuch angekündigt hatte. Das berichteten mehrere Zeugen.

Um diese offene Frage zu beantworten, sind an diesem Freitag erstmals mehrere Privatleute als Zeugen geladen (11.30 Uhr), die dazu möglicherweise etwas sagen können und den Landrat gesehen haben. Darunter ist auch eine Frau, mit der Pföhler in der Flutnacht mehrmals telefoniert haben soll, wie aus dem Ausschuss zu hören ist. Es wird voraussichtlich auch um die im Ausschuss bereits angerissene Frage gehen, dass Pföhler, dessen Haus ebenfalls von der Katastrophe betroffen war, „seinen Porsche weggefahren“ haben soll.

Außerdem sollen drei Ermittler des Landeskriminalamts rund um die Ereignisse in der Flutnacht und Pföhler aussagen (ab 10.00 Uhr).

Pföhler und seine ebenfalls als Zeugin geladene Frau haben bereits angekündigt, von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch zu machen, wie aus dem Ausschuss zu hören ist. Denn die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Pföhler wegen womöglich zu später Warnungen und Evakuierungen. Juristisch ist das ein Anfangsverdacht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung im Amt, wie ein Sprecher der Ermittlungsbehörde in Koblenz sagte.

Flutkatastrophe an der Ahr: So geht es bei den Ermittlungen weiter

Wie lange die Ermittlungen noch dauern, ist unklar. Es müssten noch Zeugen gehört werden, ein hydrologisches Gutachten stehe noch aus und es seien Unterlagen vom Untersuchungsausschuss angefordert worden. Voraussichtlich würden auch noch mehr Unterlagen gebraucht.

Pföhler war nach den Schilderungen zweier enger Mitarbeiter am Tag der Flutkatastrophe und danach völlig anders als sonst. „Es hat - glaub ich - jeder mitbekommen, dass der Landrat nicht mehr er selbst war“, hatte der damalige Leiter des Impfzentrums, Fabian Schneider, im Untersuchungsausschuss gesagt. Seul erlebte Pföhler am Abend des 14. Juli als „unheimlich persönlich betroffen“ und „fahrig“. „Ich habe den Mann nicht wiedererkannt.“ Pföhler habe sonst in allen Krisen wie bei Corona „eigentlich immer die richtigen Entscheidungen getroffen“. Auch Schneider sprach „von einem krassen Gegensatz zu dem, wie man ihn (Pföhler) eigentlich kannte, und was der Kreis gebraucht hätte.“ Der Landrat sei sonst „der Lotse an Bord gewesen“.

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