Ärger über Kreis Ahrweiler Flut-Helfern an der Ahr drohen Geldbußen

Walporzheim · Den Betrieb musste die ehrenamtliche Helfer-Werkstatt am Ahrufer in Walporzheim bereits im Februar einstellen. Grund ist eine fehlende Sicherheitsprüfung. Nun ist zudem eine Frist des Kreises Ahrweiler für den Rückbau der Werkstatt-Container verstrichen. Den Initiatoren des Projekts drohen Strafzahlungen.

 Zwist um die Abbau-Frist: Werkstatt-Leiter André Hennig (l.) und ein Helfer stehen vor den schon teilweise demontierten Werkstatt-Containern in Walporzheim.

Zwist um die Abbau-Frist: Werkstatt-Leiter André Hennig (l.) und ein Helfer stehen vor den schon teilweise demontierten Werkstatt-Containern in Walporzheim.

Foto: Martin Gausmann

Es sind unruhige Tage für die Helfer-Werkstatt in Walporzheim: Auftragsannahme und Reparaturbetrieb haben die Initiatoren André Hennig und Sabine Zange auf Weisung des Kreises Ahrweiler bereits seit Wochen eingestellt (der GA berichtete). Aktuell sind die ehrenamtlichen Helfer mit dem Abbau der Anlage in der Walporzheimer Ahruferstraße beschäftigt. Allerdings wird das länger dauern als kreisseitig avisiert. „Wir haben vor Ort, wie gewünscht, aufgehört zu arbeiten. Für den Rückbau der Werkstatt haben wir nach mehrfacher Rücksprache mit Verantwortlichen des Kreises einen zweiwöchigen Fristaufschub bis zum 23. März in Aussicht gestellt bekommen, was wir so aber auch nicht leisten können“, sagt Zange. Fazit: Weil sie nicht schnell genug abbauen können, stehen nun Strafzahlungen für die Ehrenamtlichen im Raum. Zange: „Möglicherweise müssen wir nun eine Geldbuße zahlen, obwohl dieses Geld besser bei Flutopfern ankommen sollte. Das ist ein Unding.“ Doch es könnte auch einen Kompromiss geben.

Werkstatt-Aus ist ein Schock für die Ehrenamtlichen

Rückblende: Seit den ersten Tagen schraubten die Ehrenamtlichen an mehr als 1200 defekten Maschinen, Geräten und Werkzeugen von Helfern und Betroffenen auf dem Walporzheimer Gemeindesportplatz mitten im Flutgebiet. Die fachkundigen Mechaniker besorgten in Eigenregie Ersatzteile, reparierten alles, was einen Motor hat – alles kostenlos. Seit Februar ist damit Schluss. Der Grund: ein fehlender Nachweis für die Standsicherheit des Gebäudes. Der Betrieb sollte auf Drängen des Kreises umgehend eingestellt, die massiv befestigte Container-Anlage in den darauffolgenden Tagen zurückgebaut werden. Ein Schock für die Ehrenamtlichen, die bis dahin regelmäßig am Ahrufer werkelten.

„Wir haben keine weiteren Aufträge mehr angenommen. Auch die Werkstatt wird seither nicht mehr genutzt“, sagt Zange. Und das, obwohl dort optimale Voraussetzungen dafür vorhanden waren, die noch rund 200 Geräte zu reparieren, auf deren Instandsetzung die Eigentümer nun weiter warten müssen. Ausstehende Reparaturen erledigen die Ehrenamtlichen fortan mitunter privat. „Etliche Mechaniker müssen also jetzt nach Möglichkeit in ihrem privaten Keller an defekten Kettensägen weiterschrauben“, sagt Zange. „Denn für uns steht fest: Wir lassen die Betroffenen nicht im Stich und wollen alle Geräte wieder ausgeben, bevor wir das Ahrtal verlassen.“ In Obhut genommene größere Maschinen wie etwa Motorroller wurden zudem übergangsweise in einer Halle in Lohrsdorf einquartiert, dort sollen sie abschließend überholt und montiert werden.

Das Ziel: der Abbau bis Ostern

Auch der forcierte Abbau der Container-Werkstatt schreitet voran. „Allerdings langsamer als geplant“, sagt Zange. „Uns setzt die Corona-Pandemie zu, viele unserer Helfer sind in letzter Zeit krankheitsbedingt ausgefallen und konnten nicht mithelfen“, sagt die Lübeckerin, die seit dem Werkstatt-Start – wie viele andere ihres Teams – mehrmals im Monat auf eigene Rechnung ins Ahrtal pendelt. Trotzdem seien bereits Vordächer und Stützkonstruktionen demontiert. Eine Frist bis Ende März sei unter diesen Umständen dennoch illusorisch. „Zumal wir derzeit rare Fachkräfte benötigen, um unsere Werkstatttore demontieren zu lassen“, sagt Zange. „Das kann kein Laie machen. Denn das wäre aus unserer Sicht ein erhebliches Sicherheitsrisiko.“

Was den Initiatoren der Helfer-Werkstatt daher vorschwebt, ist ein realistischer Fristaufschub bis Mitte April. Und das, obwohl die Gemeinde der Helfer-Werkstatt zuvor sogar einen Verbleib bis Ende April zugesichert hatte. „Bis zum 30. April werden wir aber nicht brauchen. Ich denke, dass wir bis Ostern selbst unter aktuell erschwerten Bedingungen einen ordnungsgemäßen Rückbau gewährleisten können“, sagt Zange. Auch die ehrenamtlichen Elektroseelsorger im benachbarten Sportlerheim, die sich seit der Flut um die Instandsetzung sämtlicher Elektrogeräte und eine lückenlose Stromversorgung im Hochwassergebiet kümmern, haben für diesen Zeitraum bereits ihren Rückzug aus Walporzheim angekündigt.

Zeitnahe Lösung ist wohl in Sicht

Aber das ist noch nicht alles, wie Werkstattleiter Hennig zu berichten weiß. Denn: „Sollten wir der ursprünglichen Räumungsaufforderung nicht Folge leisten können, drohen uns Strafzahlungen in Höhe von bis zu 50.000 Euro.“ Eine Geldstrafe für Ehrenamtliche in einem Katastrophengebiet, weil sie 14 Tage länger für den Abbau ihrer Helfer-Werkstatt benötigen? Das stößt bei der Freiwilligen-Initiative in Walporzheim auf gehöriges Unverständnis. Hennig: „Wir können nicht nachvollziehen, weshalb einem geordneten Rückbau bis Mitte April vonseiten des Kreises etwas im Wege stehen soll.“

Sein Fazit: „Wir haben die Entscheidung akzeptiert, dass wir gehen sollen, und das werden wir auch tun. Aber dass es uns unnötig schwer gemacht wird, verstehen wir nicht.“ Eine Antwort blieb der Kreis auch auf GA-Anfrage schuldig. Erst im letzten Moment zeichnet sich wohl doch noch ein Kompromiss für die Helfer ab. Hennig: „Nach aktuellem Stand soll die Frist bis zum 14. April verlängert werden. Wir werden also versuchen, diesen Termin zu halten.“

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