Hochwasser-Katastrophe 2021 Projekt zu Flut-Gedenken soll sich über Ahrtal erstrecken

Ahrtal · Von Dorsel bis Sinzig: Nach der Flutkatastrophe plant eine Gruppe ein Projekt zur Erinnerung, das sich über das ganze Ahrtal erstrecken soll. Das Land unterstützt das Vorhaben.

 Bild der Zerstörung: Im Kurviertel von Bad Neuenahr entstand durch die Flut im Juli 2021 immenser Schaden. Der Weg der Erinnerung soll sich von Dorsel bis Sinzig erstrecken.

Bild der Zerstörung: Im Kurviertel von Bad Neuenahr entstand durch die Flut im Juli 2021 immenser Schaden. Der Weg der Erinnerung soll sich von Dorsel bis Sinzig erstrecken.

Foto: Martin Gausmann

Nach der Flut im Juli 2021 haben sich im Ahrtal viele Menschen Gedanken gemacht, wie im öffentlichen Raum an die Katastrophe erinnert werden kann. Zu diesen Menschen gehört auch Annette Holzapfel aus Remagen. Sie plant einen „Weg der Erinnerung und der Zukunft“ von Dorsel an der Oberahr bis Sinzig kurz vor der Ahrmündung. Inhaltlich ist er auf viele Bedürfnisse ausgerichtet. Eine insgesamt aus 24 Mitgliedern bestehende Gruppe will den Weg voranbringen. Das Land Rheinland-Pfalz unterstützt sie als Partner.

Bereits Ende August bis Anfang September 2021 suchte Projektinitiatorin Holzapfel mehrmals in der Woche die betroffenen Orte auf, „um von den Menschen zu erfahren, was sie von meiner Idee des Weges der Erinnerung und der Zukunft halten“. Denn von der Akzeptanz machte sie das Projekt abhängig. „Wichtig war auch, alle betroffenen Orte von der Ahrmündung bis zur Grenze von NRW in das Vorhaben miteinzubinden“.

Holzapfel ist Ethnologin, hat in Peru geforscht, 20 Jahre dort gelebt, in etlichen Berufsfeldern gearbeitet und arbeitet heute als Dozentin für Deutsch als Zweitsprache und Alphabetisierung bei der Volkhochschule des Kreises Ahrweiler. Dieser berufliche Hintergrund ermutigt sie zu dem komplexen Projekt unter Einbindung vieler Teilnehmer. „Es geht immer nur mit den Bewohnern, den Bürgermeistern und unter Einbeziehung verschiedener Interessenlagen“, betont sie.

Gespräche mit Bürgermeistern

 Annette Holzapfel ist Initiatorin des Projekts „Weg der Erinnerung und Zukunft“.

Annette Holzapfel ist Initiatorin des Projekts „Weg der Erinnerung und Zukunft“.

Foto: ahr-foto

Nach den Ortsbesuchen begann Holzapfel im Januar mit Bürgermeistern und Ortsvorstehern zu sprechen. Obgleich am Fluss der Wiederaufbau Vorrang hat, stößt der Erinnerungs- und Zukunftsweg, bei dem Ahrtaler, Touristen und Schulklassen Zielgruppen sind, auf großes Interesse. Mit ihm soll der Toten und des Leids der Betroffen gedacht werden, zugleich aber herausgestellt werden, wie bedeutsam Eigenorganisation und Hilfsbereitschaft aus ganz Deutschland bei der Bewältigung der Katastrophe und beim Wiederaufbau waren und sind.

Ganz bewusst wechseln die Orte der Treffen der Gruppe. Sie kam schon im Flutmuseum in Kreuzberg zusammen, im Versorgungszelt Ahrbrück, im Pfarrsaal von Hönningen und gerade im Gemeindehaus in Insul. In Kreuzberg startete die Zusammenarbeit mit Kai-Michael Sprenger, Referatsleiter für Landesgeschichte und Heimatpflege beim Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration (MFFKI), ganz im Sinne von Kulturministerin Katharina Binz, die dabei unterstützen will, „Formate zu entwickeln, die die Katastrophe dokumentieren, den Betroffenen Orte des Gedenkens bieten und die vielen Schicksale nicht in Vergessenheit geraten lassen“.

Sprenger regte nicht nur an, Zeitzeugeninterviews durchzuführen und zu filmen, sondern vermittelte für diese Aufgabe, die das MFFKI finanziert, auch den Journalisten Utz Kastenholz. Zudem ermöglicht das Ministerium, die Aufnahmen und weiteres Material auf seiner Landingpage „Lebenswelten“ einzustellen. Beim jüngsten Treffen erklärte Kastenholz, dass 20 Zeitzeugenberichte mit einer Streuung von Alter, Geschlecht, Wohnort und anderen Kriterien in die Auswahl kommen. Ansonsten präsentiert die Plattform Themen wie bisherige Fluten, Pegelstand, Daten zu den Orten, Einsatz der Blaulichtfamilie, Wiederaufbau und zukünftiger Hochwasserschutz.

Ein weiterer Schritt des ehrgeizigen Projekts sieht ein Dokumentationszentrum vor. „Hier könnten Hintergrundinformationen zur Geschichte der Ahr-Fluten, Klima und Klimawandel, Hochwasserschutz und Leben mit dem Hochwasser aufbereitet werden“, so Holzapfel. Die Projekttreiberin ist dankbar für die Unterstützung durch das Ministerium und sagt zur Zusammenarbeit mit dem Referatsleiter: „Dr. Sprenger ist Gold wert“.

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