Helfer im Kreis Ahrweiler Landwirte und Baufirmen fordern Lohn für ihren Einsatz

Kreis Ahrweiler · Freiwillige Helfer fordern Lohn für den Einsatz ihrer Maschinen im Ahrtal. Das Katastrophenschutzgesetz deckt laut Krisenstab allerdings nur Materialschäden ab.

 Land- und Forstwirte sowie Bauunternehmen sind mit ihren Maschinen vor Ort, um zu helfen.

Land- und Forstwirte sowie Bauunternehmen sind mit ihren Maschinen vor Ort, um zu helfen.

Foto: Thomas Weber

„Geld verdirbt den Charakter“, sagt Markus Wipperfürth und sieht seine Prognose bestätigt. Seit nunmehr zwei Wochen ist der Kölner Landwirt vor allem in Walporzheim als Helfer vor Ort und dokumentiert dabei seine Erfahrungen auf seinem Facebook-Profil. Mittlerweile folgen ihm mehr als 150 000 Menschen. Wipperfürth berichte nur, wie er sagt. Er klage nicht an. So berichtete er darüber, dass vor allem an den ersten Tagen nach der Katastrophe in Walporzheim so gut wie keine organisierten Helfer aufgetaucht seien, dass Helfer mit schwerem Gerät von der Polizei abgewiesen wurden und dass es auch nach zwei Wochen keinerlei Kontakt mit dem Krisenstab gab. Dort werden Wipperfürths tägliche Videos, die im Zwei-Stunden-Takt laufen, auch gesehen. Dort wird aber auch in der Außendarstellung jegliche Präsenz der Land- und Forstwirte und des Mittelstandes verschwiegen. „Wir haben aktuell 99 Prozent der getanen Arbeit erledigt, die organisierte Hilfe ein Prozent“, behauptet Wipperfürth.

Seit Tagen treten immer mehr freiwillig helfende Unternehmer auf, die zumindest für den Einsatz ihrer Maschinen eine Entlohnung sehen möchten. Appelle an den Krisenstab, die Regierung oder die kommunalen Behörden wurden bislang nicht erhört. In den sozialen Netzwerken wird spekuliert, dass die Leistung dieser Freiwilligen, die so viel bewegt haben, den offiziellen Stellen ein Dorn im Auge sei – vielleicht, weil bei THW oder Bundeswehr die Koordination anfänglich nicht zu klappen schien und weil es den Anschein hatte, dass es eine komplette Führungsebene, die klare Aufgaben verteilt, nicht gebe. Dass nun auch die Bundeswehr ein Imagevideo zu ihrem Einsatz an der Ahr veröffentlichte, in dem man zum Ausdruck bringt „Feuerwehr, THW und Bundeswehr arbeiten Hand in Hand“ bestärkte die Vermutungen in den sozialen Medien.

Nun stellte sich zudem heraus, dass einzelne Unternehmen von den Kommunen beziehungsweise vom Kreis beauftragt wurden und auch entlohnt werden, andere dagegen nicht. Genau diese Vorgehensweise, die den Kreis der Helfer spalte, habe man befürchtet, so Wipperfürth. Darum fuhr am Mittwoch auch ein Konvoi von Helfern vor der Bundesakademie für Bevölkerungsschutz und Zivile Verteidigung (BABZ) auf den Höhen über Ahrweiler vor, wo der Krisenstab sitzt. Dort kam es nach Auskunft der Vertreter von Landwirtschaft und Mittelstand zu einem konstruktiven Austausch mit Vertretern der Polizei und des Krisenstabs. „Man hat uns Hoffnung auf Entscheidungen gegeben und wir denken, dass wir auf schnellstmögliche Umsetzung hoffen können“, sagt Bauunternehmer Michael Rödder.

 Ein selbstgebasteltes Schild mit der Aufschrift „Ahrweiler lebt“ hängt in einem Wohngebiet.

Ein selbstgebasteltes Schild mit der Aufschrift „Ahrweiler lebt“ hängt in einem Wohngebiet.

Foto: Thomas Weber

Aus diesem Grund ging auch die Aufforderung an die Unternehmer, die derzeit wohl größte Baustelle im Land, nämlich das Ahrtal, nicht zu verlassen. Ob die Unternehmen letztendlich aber für ihren Maschineneinsatz entlohnt werden, scheint fraglich. In der Pressekonferenz am Mittwochnachmittag deutete der Leiter des Verwaltungsstabs, Christof Pause, lediglich an, dass aufgetretene Schäden an Material von Privatpersonen aufgrund einer Regelung im Katastrophenschutzgesetz erstattet würden. Das ist begrenzt auf die reine Gefahrenabwehr. Von Materialverschleiß war keine Rede. Die Zuständigkeit liege beim Landkreis. Genau dort aber war Wipperfürth am Dienstag in Richtung Lagezentrum verwiesen worden. Zum Erhalt von Aufträgen beim Aufbau der Infrastruktur wurden die Landwirte und Bauunternehmer wieder an die Kommunen verwiesen. Für Arbeiten bei Privatleuten sehen die Gesetze hingegen keinen öffentlichen Schadensausgleich vor. „Da muss man später mal sehen, ob irgendwelche Spenden, die nicht benötigt werden, für die Bevölkerung zur Kompensation dieser Schäden herangezogen werden können“, so Pause.

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