Bilanz knapp ein Jahr nach der Ahr-Flut Mehr als eine halbe Milliarde Euro Wiederaufbauhilfe bewilligt

Ahrtal · Fast ein Jahr nach der Flut an der Ahr hat Ministerpräsidentin Malu Dreyer bei einer Diskussion am Nürburgring Bilanz gezogen. An die Betroffenen wurden inzwischen mehr als eine halbe Milliarde Euro an Hilfen bewilligt.

 Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht bei der Jahresbilanz zur Flut am Nürburgring mit Moderator Rupert Ahrens

Ministerpräsidentin Malu Dreyer spricht bei der Jahresbilanz zur Flut am Nürburgring mit Moderator Rupert Ahrens

Foto: Sven Westbrock

„Bis ins Mark“, so die Landesregierung, habe die Flut im Juli vergangenen Jahres Rheinland-Pfalz erschüttert. 135 Menschen starben, 134 davon im Ahrtal. Und auch wenn sie nicht über das unvorstellbare Leid bei den Betroffenen hinwegtäuschen kann, lautet die gute Nachricht knapp ein Jahr später: Mehr als eine halbe Milliarde Euro Wiederaufbauhilfe sind inzwischen bewilligt.

„Auch wir wollen, dass die Flutbetroffenen an das Geld kommen, das sie zum Wiederaufbau brauchen, deswegen intensivieren wir die Unterstützung bei der Antragstellung neben Telefon-Hot-Lines und Info-Points jetzt auch mit Hausbesuchen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Montagabend bei einer Diskussionsveranstaltung mit rund 130 Betroffenen und Beteiligten des Wiederaufbaus am Nürburgring, darunter Ahr-Landrätin Cornelia Weigand (parteilos), Innenminister Roger Lewentz (SPD), Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt (FDP).

„Trauer und Leid werden wir nicht vergessen und richten gleichzeitig unseren Blick nach vorne“, sagte Dreyer. „Zusammen mit Kommunen, dem Landkreis, Freiwilligen und professionellen Helfern und Helferinnen aus der Region und ganz Deutschland und natürlich mit den Betroffenen haben wir schon viel erreicht.“

Flut an der Ahr: 42.000 Menschen betroffen

Am schlimmsten betroffen ist das Ahrtal, machte die Landesregierung in einer Mitteilung deutlich. Dort hätten die reißenden Wassermassen auf einer Länge von 40 Kilometern eine nie dagewesene Zerstörung angerichtet. 65.000 Menschen seien betroffen, rund 42.000 Menschen davon im Ahrtal. 9000 Gebäude seien zerstört oder stark beschädigt worden. „Das Schlimmste ist, es gab Tote. 135 Menschen verloren während der Naturkatastrophe ihr Leben, 766 wurden verletzt und zwei werden immer noch vermisst. Trauer und Leid werden wir nicht vergessen und richten gleichzeitig unseren Blick nach vorne: ‚Gemeinsam bauen wir wieder auf‘ ist das Motto. Zusammen mit den Betroffenen, den Kommunen, dem Landkreis, Freiwilligen und professionellen Helfern und Helferinnen aus der Region und ganz Deutschland haben wir schon viel erreicht“, wird Dreyer zitiert.

Mit einem „historischen Hilfspaket“, so die Landesregierung, hätten der Bund und die Länder 15 Milliarden Euro für den Nationalen Wiederaufbaufonds allein für Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt. Auf Grundlage der eingereichten Maßnahmenpläne seien für den kommunalen Wiederaufbau rund vier Milliarden Euro vorgesehen, davon allein rund 3,8 Milliarden Euro für den Kreis Ahrweiler. Damit sei die Grundlage für ein kurz- und mittelfristiges Investitionsprogramm gelegt, das unter normalen Bedingungen Jahrzehnte in Anspruch nehmen würde, heißt es. Hinzu kämen Soforthilfen in Höhe von über 167 Millionen Euro, die die Landesregierung unmittelbar an Betroffene ausgezahlt habe, um akute Not zu lindern, und 18,8 Millionen Euro aus dem Landesspendenkonto, die über die Kommunen an die Betroffenen ausgezahlt worden seien.

Ein Jahr nach der Flut im Ahrtal: Nachhaltiger Wiederaufbau

Schon früh hätten alle Beteiligten erklärt, dass sie nachhaltig und innovativ wiederaufbauen wollen. Für eine zukunftsfähige und klimaangepasste Entwicklung des Ahrtals und der weiteren von der Naturkatastrophe betroffenen Gebiete werde auch die Wissenschaft eingebunden, die den Wiederaufbau in vielen Bereichen mit wissenschaftlicher Expertise unterstütze. Dafür sei das Kompetenznetzwerk „Wissenschaft für Wiederaufbau“ von der Landesregierung in Zusammenarbeit mit den rheinland-pfälzischen Hochschulen ins Leben gerufen.

„Zum Wiederaufbau gehört auch, die seelischen Wunden zu lindern. Insbesondere das Traumahilfezentrum, das seit November 2021 als direkte Anlaufstelle Hilfe und Unterstützung bietet, leistet dabei wertvolle und direkte Hilfe vor Ort“, so Ministerpräsidentin Malu Dreyer.

Alle kleinen Kinder könnten wieder in Kitas gehen, an einigen Standorten würden Container-Lösungen genutzt. Alle Schulen würden wieder jeweils am Standort betrieben, mit Ausnahme der beiden Förderschulen und der Grundschule Dernau. Diese ziehe in den Sommerferien in Container in Marienthal. Auch für die beiden Förderschulen werde im kommenden Schuljahr eine vorübergehende Container-Lösung fertig gestellt. mit dpa

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