Untersuchung der Gewässer Noch keine Entwarnung für Ahr und Flüsse der Westeifel

Kreis Ahrweiler · Das Umweltministerium führt nach der Flutkatastrophe Mitte Juli Sondermessprogramm an Ahr und Flüssen in der Westeifel durch. Die ersten Ergebnisse der Gewässerproben liegen jetzt vor.

 Vor der Flut: Die Ahr an der Amseltalbrücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Vor der Flut: Die Ahr an der Amseltalbrücke in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Das Hochwasser vom 14. auf den 15. Juli hat hat in der Ahr offenbar keine gravierenden langfristigen chemischen Verunreinigungen hinterlassen. Darauf weisen die ersten Ergebnisse des Sondermessprogramms der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) und des Landesamtes für Umwelt (LfU) hin, die laut einer Pressemitteilung des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität jetzt vorliegen. Auch in der Westeifel wurden demnach in den Moselzuflüssen Sauer, Prüm, Nims und Kyll nach der Hochwassernacht keine gravierenden Belastungen festgestellt. Hier lägen bereits die Ergebnisse zweier Messungen vor. „Ich bin erleichtert, dass die Ergebnisse zunächst nicht auf sehr starke chemische Verunreinigungen hindeuten, eine Entwarnung können wir jedoch noch nicht geben. Hierzu brauchen wir weitere Probenentnahmen, die folgen werden“, sagte Umweltministerin Anne Spiegel.

Die enorme Zerstörungskraft der Flutwelle und die einhergehende Freisetzung von Öl, chemischen Stoffen sowie die Verlagerung von Schlamm ließ nach Angaben des Ministeriums gravierende Belastungen in den kleineren Flüssen befürchten. Die hohen Wassermengen und Fließgeschwindigkeiten hätten jedoch offenbar Abschwemmungen aus Weinbergen, geplatzten Öl- und Benzintanks oder zerstörten Abwasseranlagen schnell verdünnt und mit der Hochwasserwelle fortgespült. Zudem würden sich in den relativ geringen Belastungen aus den Abwässern auch die Erfolge der Sofortmaßnahmen vor Ort zeigen, wo unter anderem kurzfristig mobile Kläranlagen installiert oder mobile Toilettenkabinen aufgestellt wurden.

Proben werden auf 192 Parameter untersucht

Mit dem am 3. August gestarteten Sondermessprogramm will sich das Umweltministerium Klarheit darüber verschaffen, wie sehr die Gewässer im Zuge der Hochwasserkatastrophe durch zerstörte Kläranlagen und Kanalisationen, Öltanks, Düngemittel oder Pestizide belastet wurden. „Dabei ist klar, dass auch 13 Messstellen entlang der Ahr kein vollständiges Bild liefern, sondern jeweils nur stichprobenartige Momentaufnahmen darstellen. Die Untersuchungen werden von der SGD Nord und dem LfU fortgeführt“, so Spiegel weiter.

Die Proben werden laut Umweltministerium auf insgesamt 192 Parameter untersucht. Bei dem Sondermessprogramm stehen mögliche Auswirkungen für die Gewässerqualität im Fokus. Die gemessenen Werte lagen demnach zumeist innerhalb der üblichen Schwankungen. Zum Zeitpunkt der Probenahme seien jedoch in den Siedlungsbereichen Rückstände von Mineralölen nachweisbar gewesen. Durch die langanhaltenden Niederschläge wurden offenbar auch Schadstoffe aus der Luft zum Beispiel über Stäube oder Ruß von befestigten Flächen und Straßen in die Gewässer eingespült. Durch beschädigte Kläranlagen, Kanäle und durch Abschwemmungen von landwirtschaftlichen Flächen seien zudem Nährstoffe in die Gewässer gekommen

Alle vier Kläranlagen im Ahrtal durch die Flut beschädigt

Im Ahrtal waren alle vier Kläranagen von den Überschwemmungen betroffen und wurden beschädigt. „Wir haben es geschafft, auf der Kläranlage in Sinzig die mechanische Reinigung und in Dümpelfeld die biologische Reinigung in Betrieb zu nehmen. Auf der Kläranlage Untere Ahr in Sinzig ist die Inbetriebnahme der biologischen Reinigung für Mitte September geplant“, so Wolfgang Treis, Präsident der SGD Nord. Bei den Pflanzenschutzmitteln konnten von den 71 untersuchten Stoffen nur wenige Substanzen oberhalb der Nachweisgrenze gefunden werden.

(ga)
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