Lagebericht des Krisenstabs Mülldeponien an der Ahr stoßen an ihre Grenzen

Ahrweiler · Abfallbeseitigungsbetriebe, Landwirte und freiwillige Unternehmen sind im Dauereinsatz, um im Flutgebiet Müllberge abzufahren. Weiterhin vor Ort sind 3000 organisierte Helfer, berichtete der Krisenstab am Montag.

 Auch fast vier Wochen nach der Katastrophe gibt es noch erschreckend hohe Müllberge, wie hier zwischen Kreuzberg und Ahrbrück an der B 267.

Auch fast vier Wochen nach der Katastrophe gibt es noch erschreckend hohe Müllberge, wie hier zwischen Kreuzberg und Ahrbrück an der B 267.

Foto: Thoma Weber

Der Müll nimmt kein Ende. Nachdem zunächst Berge von Schwemmgut abgefahren werden konnten, kam der Sperrmüll aus den Häusern dazu. Aktuell befreien die Betroffenen ihre Häuser von Estrich und klopfen den Putz von den Wänden. Aber selbst Schwemmgut ist noch überall zu finden. „Die Deponien kommen an ihre Grenzen, sind auf solche Massen nicht vorbereitet“, schilderte der ADD-Präsident Thomas Linnertz am Rande der täglichen Pressekonferenz am Montag eine neue Problematik. An vielen Orten seien nun Container aufgestellt worden, in die die Menschen den Bauschutt kippen sollten.

Dennoch sind die Abfallbeseitigungsbetriebe, vor allem aber Landwirte und freiwillige Unternehmen im Dauereinsatz, um Müllberge abzufahren. „Die Berge werden aber nicht kleiner, hier laden zwei Maschinen die Transporter voll und zehn Maschinen bringen neuen Müll aus der Stadt“, so ein Baggerfahrer am Ahrtorparkplatz in Ahrweiler. Abfallmengen entstehen auch bei der Ölschadensbekämpfung. Rund 150 Spezialisten einer bayerischen Einheit der Feuerwehr ziehen von Haus zu Haus, schauen nach Ölheizung und Öltanks. Finden Sie Öl oder Wasser-Ölgemisch, wird dieses in IBC-Tanks gepumpt und nach Sinzig in eine mobile Separationsanlage verbracht. „Bislang wurden 1580 Kubikmeter Öl und Ölgemisch aufgenommen, 650 Kubikmeter haben bereits die Separation durchlaufen. Dabei konnten 300 Kubikmeter Öl separiert werden“, berichtete Sven Rüchel als technischer Berater des Technischen Hilfswerks (THW). Er ist einer von aktuell noch 3000 organisierten Helfern vor Ort. Am Samstag waren es noch 4000 Helfer aus der „Blaulicht-Familie“, die zum Einsatz kamen. Aber die Kommunen gehen in Sachen Grundschutz zunehmend in die Selbstversorgung über.

Thomas Linnertz berichtete, dass im Krisengebiet immerhin schon wieder 40 Arztpraxen geöffnet haben. Nach und nach gehe man in die zivilen Strukturen über, die in der ersten Phase nach der Katastrophe benötigten Einheiten ziehen ab. „Die Notfallversorgung ist sichergestellt und auch die Notrufnummer 112 klappt wieder überall“, so der Vorsitzende des Krisenstabs. Vor Ort blieben natürlich die nun benötigten Helfer, wie die Brückenbauer von THW und Bundeswehr oder die Mitarbeiter der Psychosozialen Notversorgung. Gleiches gilt für die Spezialisten bei der Entsorgung. So berichtete Einsatzleiter Heinz Wolschendorf, man habe jüngst erst aus einer zerstörten radiologischen Praxis radioaktives Material bergen müssen. Zudem blieben auch zahlreiche Sanitäter im Krisengebiet, wo es bei den Aufräumarbeiten immer wieder zu Verletzungen komme.

Geräumt wurde zwischenzeitlich das Basislager im Fahrerlager am Nürburgring, die verbliebenen Kräfte wurden auf zwei neue Bereitstellungsräume verteilt: den Parkplatz P5 der Nürburgring GmbH und auf den ehemaligen Flugplatz in Mendig. Zudem gibt es einen Verfügungsraum in Adenau, der vor allem für die Übernachtung der Kräfte genutzt wird. Und weil die Notunterkunft auf dem Sportplatz Leimersdorf derzeit ungenutzt ist, übernachten auch dort aktuell rund 450 Helfer. „Hier wollen wir aber die Nutzung als Notunterkunft wieder herstellen“, so Heinz Wolschendorf.

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