Heizungsversorgung im Ahrtal Anschluss von 3000 Heizungen steht nach der Flut noch aus
Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe schreitet voran. Vor dem Winter klemmt es vor allem bei der Wärmeversorgung. Experten zufolge steht die Installation von 3000 Gasanschlüssen aus. Auch Materialengpässe machen sich weiter bemerkbar.
Der Winter steht vor der Tür. Doch nach der Hochwasserkatastrophe sind noch immer viele Häuser im Flutgebiet nicht an die Wärmeversorgung angeschlossen. „Ich kenne die Heizungssituation im Ahrtal. Im Moment sind etwa 3000 Anschlüsse beziehungsweise Gaszähler noch nicht gesetzt“, sagt Frank Wershofen, Obermeister der Sanitär-Heizung-Klimatechnik-Innung (SHK) im Kreis Ahrweiler. „Dazu stehen wir im Austausch mit der Energieversorgung Mittelrhein.“ Die Zielvorgabe ist klar: „Ende November könnten alle wieder mit Gas versorgt werden. Aber dann müssen natürlich noch die Heizungen in die Häuser. Neue Anlagen müssen montiert werden – und die sind rar.“
Verschlammte Brenner müssen ersetzt werden
Der Grund für den Mangel an Heizungsanlagen liege laut Wershofen nahe: „Die Nachfrage ist hoch. Große Hersteller machen teilweise schlapp, weil auch Zulieferfirmen Engpässe verzeichnen. Die Materialknappheit besteht seit Längerem, im Ahrtal ist sie nach der Flut umso größer.“ Möglich sei allerdings, alte Anlagen wieder in Betrieb zu nehmen. Doch auch diesbezüglich gebe es weitere Hürden, meint der Fachmann. „Ölkessel können gereinigt, Brenner wieder in Schuss gebracht werden. Allerdings nicht die Brenner, die in den Häusern waren. Denn die sind total verschlammt. Zudem darf in vielen Gebieten keine Ölheizung mehr stehen.“
Für den Experten steht allerdings fest: „Wenn man eine Ölheizung wieder in Betrieb nehmen kann, sollte man das tun, damit das Haus im Winter geschützt ist. Egal, ob zu einem späteren Zeitpunkt auf regenerative Verfahren gesetzt werden soll.“ Betroffenen, die ausreichend Zeit und Material zur Verfügung haben, rät Wershofen dazu, eine Wärmepumpe zu installieren. Weitere Alternativen seien Pellet- oder Holzöfen, „um wenigstens eine Etage zu beheizen“. Zu Vorsicht rät der Experte, wenn es um die Installation von Elektroheizungen geht. „Denn man darf auch nicht unbegrenzt Elektroheizungen montieren. Erst ist mit Westnetz oder den Ahrtal-Werken abzuklären, ob dadurch das Straßennetz überlastet werden kann. Denn wenn das ausfällt, ist alles aus – auch die Ölheizung, denn die benötigt auch Strom. Das wird uns vor einige Schwierigkeiten stellen.“
Heizungsbauer im Not-Einsatz
Wershofens Zunft nutzt derzeit sämtliche Ressourcen, um im Ahrtal zu helfen. „Neben unserem Betriebsgelände in Heimersheim sind die Heizungsbauer aus Leidenschaft stationiert“, sagt der Heizungsexperte. Das ist eine bundesweite SHK-Initiative von Fachleuten, die auf der Internet-Plattform www.handwerkerhelfen.de organisiert sind. Die Heizungsbauer sind mit mehreren Teams im Ahrtal nach der Flut unterwegs und fahren von Heimersheim aus Betroffene an. „Teilweise sind bis zu 60 Leute aus ganz Deutschland täglich in unserer Region im Einsatz.“ Dort werden auch gebrauchte Kessel angeliefert, die wieder fit gemacht werden. Wershofen: „Es gibt ein Lager mit Kupferleitungen, Isoliermaterial und sogar einen Brennerprüfstand. Es ist ein Großteil dessen da, was gebraucht wird.“ 300 Anlagen konnten durch die SHK-Helfer bereits wieder verbaut werden. Gekümmert wird sich vorrangig um Bedarfe bei Nichtversicherten.