Deutschlandweite Hilfsaktion Freiwillige schaffen eine neue Heiligen-Skulptur für Dernau

Dernau · Der Juli-Flut fiel in Dernau auch die Skulptur des Schutzpatrons der Zuckerbäcker zum Opfer. Mit einer einmaligen Hilfsaktion sorgten ein Feuerwehrmann, ein Bildhauer und eine Restauratorin für Ersatz.

 Michaela Schelshorn aus Oberbayern kümmert sich um die Farbgebung der Skulptur.

Michaela Schelshorn aus Oberbayern kümmert sich um die Farbgebung der Skulptur.

Foto: Privat

Ein Feuerwehrmann vom Rande des Nordpfälzer Berglandes, ein Bildhauer aus Überherrn im Saarland und eine junge Lama-Züchterin aus Oberbayern sorgen dafür, dass die Dernauer Kiere bald Ersatz für die St.-Matthias-Skulptur bekommen, die ihnen die Flut vom Juli 2021 nahm. Eigentlich sollte das kopierte Standbild des Schutzpatrons der Zuckerbäcker schon am heutigen Donnerstag, dem Namenstag des Heiligen, seinen Platz in der Nische des Kapellchens einnehmen. Das steht an der Gabelung von Bungert- und Hauptstraße. Wegen Corona, aber auch, weil das Kapellen-Umfeld noch nicht wieder vollständig hergerichtet ist, wurde die Übergabe jedoch verschoben, sagt Friedhelm Heß, Vorsitzender der Quartiersgemeinschaft der Kiere Lappuhre. Ein neuer Termin stehe noch nicht fest.

Kopie der Skulptur wurde anhand von Fotos hergestellt

Björn Busch, ein Feuerwehrmann aus Kriegsfeld bei Alzey, brachte die Hilfsaktion ins Rollen. Nach der Flut half er, zusammen mit seinen Kameraden, im Ahrtal beim Aufräumen. Dabei fiel ihm in Dernau ein Mann auf, der am Matthias-Heiligenhäuschen Kerzen anzündete und rund herum aufräumte. Als Busch erfuhr, dass das Hochwasser die Heiligenfigur mit sich genommen hatte, die in dem kleinen Bauwerk stand, entschloss er sich, Ersatz zu beschaffen.

Nachdem er einen Aufruf gestartet hatte, meldete sich Pascal Wirth aus dem saarländischen Überherrn. Der war bereit, in seiner Bildhauerwerkstatt einen Rohling anzufertigen. Dazu brauchte er Zeichnungen oder Fotos von dem Matthias-Standbild. Die aber gab es nicht, weil die Flut außer der Holzskulptur auch Fotos und Unterlagen fortgespült hatte. Im AW-Wiki fand sich dann aber doch ein Foto: Heinz Grates, ein Hobbyfotograf aus Bad Neuenahr, hatte nämlich im Herbst 2019 für dieses Regionalwiki für den Kreis Ahrweiler eine ganze Serie von Bildern von dem Bildstock geschossen – darunter eine Nahaufnahme von der St.-Matthias-Skulptur. Die stellte er für den guten Zweck zur Verfügung. Nur von der Rückseite der Holzfigur gab es kein Bild. Da musste der Bildhauer improvisieren.

Dann ging die Skulptur auf Reise. In Oberbayern wurde sie von Michaela Schelshorn in Empfang genommen. Die zweifache Mutter, die sich ebenfalls auf den Aufruf von Feuerwehrmann Björn Busch gemeldet hatte, züchtet in ihrem Heimatort Ascholding nicht nur Lamas („Erlenwald Lamas“), sondern dort ist sie auch als Restauratorin und Vergolderin aktiv. Zunächst grundierte Michaela Schelshorn die Skulptur. „Dann habe ich das Holz geschliffen und die erste Farbschicht aufgetragen“, sagt sie und erläutert: Die unterste Farbschicht sei bei einem roten Gewand gelb, „um die Farbe anzufeuern“. Den Faltenwurf erweckte sie durch hellere und dunklere Nuancen zum Leben. Das Gesicht des Apostels war nach dem ersten Anstrich zunächst einmal grün. „Nur so gelingt es, den richtigen Hautton herauszuarbeiten“, erklärt die Restauratorin. Das Wichtigste aber seien die Augen: „Mit ihnen haucht man der Figur eine Seele ein.“ Zum Schluss setzte die Vergoldermeisterin in jedes Auge einen Reflexpunkt: „Denn erst dann schaut er dich wirklich an“, sagt sie.

Ebenso wie Bildhauer Wirth verlangt auch Schelshorn kein Honorar für ihre Arbeit. Lediglich das Material wird ihr erstattet. So hat die Restauratorin „zumindest das Gefühl, ein wenig geholfen zu haben. Denn wenn einem alles genommen wurde, bleibt doch nur noch der Glaube.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort