Für 100.000 Euro Friedenskirche in Ahrweiler bekommt Orgel aus den Niederlanden

Bad Neuenahr-Ahrweiler · In der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler gibt es jetzt eine neue Orgel. Sie kommt aus den Niederlanden. Das Instrument und der Einbau haben die Kirchengemeinde rund 100.000 Euro gekostet.

 Kantorin Andrea Stenzel spielt an der neuen Orgel in der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler.

Kantorin Andrea Stenzel spielt an der neuen Orgel in der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler.

Foto: Martin Gausmann

Ihre Feuerprobe hat sie mit Bravour bestanden. In der evangelischen Friedenskirche in Ahrweiler erklingen seit Kurzem neue Klänge. Wo sich vorher eine einmanualige Orgel fast schon verschämt an die Wand schmiegte, präsentiert nun stolz inmitten der Empore die neue Van-Vulpen-Orgel ihr Prospekt. Organist Christoph Anselm Noll hat jetzt ihre unterschiedlichen Klänge vorgestellt, und Pfarrer Friedemann Bach gab seinen Segen dazu.

Die Orgel in der Friedenskirche stand schon lange auf dem Wunschzettel von Kantorin Andrea Stenzel. Als sich die Kirchengemeinde vor drei Jahren dazu entschied, an der Friedenskirche festzuhalten, war für sie klar: „Die bisherige Orgel passt nicht in das musikalische Portfolio der Gemeinde.“ Um möglichst Kosten zu sparen, nutzte die Organistin ein Zeichen der Zeit: Bei vielen Kirchenauflösungen werden immer wieder Instrumente auf einer Internetplattform für gebrauchte Orgeln zum Verkauf angeboten. Im zweiten Anlauf klappte es, und so machte sich eine kleine Delegation 2020 auf den Weg nach Groningen in den Niederlanden, um zu schauen, ob das Instrument aus dem Jahre 1966 auch den Anforderungen an der Ahr gerecht werden kann.

Der Einbau dauert fast drei Wochen

Zunächst kam die Orgel in eine niederländische Werkstatt zur Aufbereitung, und sollte dann 2021 nach Ahrweiler überführt werden, was die Pandemie jedoch verhinderte. Schließlich konnte sie nun in der Passionszeit 2022, also ab Mitte März, aufgebaut werden. „Der Einbau lief glatt“, berichtet Stenzel von den fast dreiwöchigen Arbeiten. Stück für Stück wurde die Orgel in der Kirche aufgebaut. Dabei entschied man sich, den Motor für den Luftzug in einem Nebenraum zu platzieren. So wird dieser im Kirchenraum nicht gehört, und das Instrument wird vor feuchter Luft geschützt. Insgesamt haben Instrument und Einbau die Kirchengemeinde rund 100.000 Euro gekostet.

Als besonderes Bonbon für ihren neuen Einsatzort wurde die „Königin der Instrumente“ noch mit einem Tremulanten ausgestattet, der einen vibrierenden Klang produziert. Besonders enthusiastisch berichtet Stenzel vom neuen Zimbelstern, dem typischen Glockenspiel, das dem Weihnachtsgottesdienst erst seine Festlichkeit verleiht.

Alte Orgel erklingt jetzt in der Grafschaft

Schon seiner kompakten Größe mit gerade einmal 13 Registern geschuldet, bleiben dem Instrument bombastische romantische Kompositionen verschlossen. Für Stücke aus der Zeit des Barock oder der Klassik ist es hingegen ideal, und auch in einigen Ecken der Moderne fühlt es sich wohl. „In erster Linie ist es jedoch ein Instrument für den Gottesdienst“, stellt Stenzel klar.

Für das geschulte Ohr gibt es in der Friedenskirche noch eine weitere Besonderheit: Das Werk der Gebrüder van Vulpen ist nämlich in der Werckmeister-Stimmung gestimmt. Diese stellt die Charakteristika der unterschiedlichen Tonarten in hörbaren Kontrast zueinander. F-Dur kann dann umso mehr glänzen, während h-Moll ein ganzes Schmerz-Repertoire darstellen kann.

Die alte Orgel ist übrigens nicht auf dem Müll gelandet. Zum symbolischen Preis von 1.000 Euro hat sie ökumenisch den Besitzer gewechselt und erklingt nun in St. Urbanus in Grafschaft-Oeverich.

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