Gebäude wechseln Standort Pläne für die Sanierung des Friedhofs Ahrweiler vorgestellt

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die neue Aussegnungshalle soll mit dem Ahrtor eine neue Sichtachse bilden, auch ein neuer Betriebshof wird gebaut. Die Gesamtkosten für die Sanierung des Friedhofs Ahrweiler belaufen sich auf 6,3 Millionen Euro.

 Nach der Hochwasserkatastrophe sollen Friedhofsgebäude wie die Aussegnungshalle in Ahrweiler neu angeordnet werden.

Nach der Hochwasserkatastrophe sollen Friedhofsgebäude wie die Aussegnungshalle in Ahrweiler neu angeordnet werden.

Foto: Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler mbH

Bürgermeister Guido Orthen (CDU) war regelrecht begeistert: „Das ist eine hervorragende Planung mit deutlichen architektonischen Akzenten, mit viel Rücksichtnahme auf die Historie, vielen Innovationen und einer Menge Emotionalität.“ Architekt Eberhard Neumann von der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler hatte im Haupt- und Finanzausschuss die Pläne für die Sanierung des Friedhofs Ahrweiler vorgestellt. Das Projekt soll insgesamt rund 6,3 Millionen Euro kosten und zu 100 Prozent aus dem Wiederaufbaufonds finanziert werden.

 Die Zerstörungen auf dem Friedhofsgelände in Ahrweiler waren nach der Flut im vergangen Juli massiv. Nun sind die Pläne für die Sanierung vorgestellt worden.

Die Zerstörungen auf dem Friedhofsgelände in Ahrweiler waren nach der Flut im vergangen Juli massiv. Nun sind die Pläne für die Sanierung vorgestellt worden.

Foto: Martin Gausmann

Flut spült Großteile der Friedhofsmauer weg

Durch die Flutkatastrophe sei auch der Friedhof Ahrweiler erheblich in Mitleidenschaft gezogen worden, so Orthen, teilweise wurde er vollständig zerstört. Die historische Friedhofsmauer müsse komplett saniert werden, die fehlenden Mauerteile sollen entsprechend der historischen Vorgabe neu hergestellt werden. Von der einst 600 Meter langen historischen Friedhofsmauer seien 90 Prozent weggespült worden, der Rest müsse auf Standfestigkeit geprüft werden. Man wolle die Friedhofsmauer genauso wiederherstellen, wie sie vor der Flut war, wobei die Gründung verbessert werden müsse, um die Mauer vor künftigen Hochwasserschäden zu bewahren.

Die Wegeflächen im Friedhof sollen von Grund auf saniert und sämtliche Ver- und Entsorgungsleitungen neu verlegt werden. Dafür sollen die Wege auf ein Meter Tiefe ausgekoffert und Schicht für Schicht wieder aufgebaut werden.

Aussegnungshalle soll zentralen Platz einnehmen

Getauscht habe man die Standorte von Aussegnungshalle und Betriebshof. Demnach soll die Aussegnungshalle nicht mehr im hinteren Teil des Friedhofs platziert werden, sondern auf dem ehemaligen Standort des Betriebshofes. Dieser wird dann im Gegenzug auf den früheren Platz der Aussegnungshalle umziehen. Durch den Tausch der beiden Gebäude entstehe eine neue axiale Sichtverbindung vom Hauptwegenetz zur Aussegnungshalle, so Neumann. Die Aussegnungshalle sei aus städtebaulicher Sicht das bedeutsamere Bauwerk und werde daher in die Nähe des neu zu gestaltenden Platzes vor der historischen Altstadt platziert.

Zumal das Feuerwehrgerätehaus voraussichtlich nicht mehr an seinem alten Standort wiederaufgebaut werde, denn der liege teilweise im Überschwemmungsbereich der Ahr. Man strebe eine Verlagerung auf die Südseite der Ahr an. Somit würde die neue Aussegnungshalle als zentrales Friedhofsbauwerk unmittelbar vom Ahrtor aus sichtbar. Sie sei als lineare Verlängerung der städtebaulichen Achse geplant, während die zugehörigen Nebenräume in westlicher Richtung positioniert würden. Eine großzügige Überdachung signalisiere im Zusammenspiel mit einem Kreuz und einer Glocke in der Dachspitze die Eingangssituation zur Aussegnungshalle. Zudem bilde diese ausgreifende Überdachung eine Schutzfunktion für Trauernde, wenn die 70 Innenraumplätze belegt seien.

Der Bau einer würdevollen Trauerstätte steht im Fokus

Das dem Eingang gegenüberliegende Ende des Gebäudes wurde im Hinblick auf die Positionierung des Sarges geplant. Die klare und einfache Satteldachkonstruktion bestimme den eigentlichen Hauptbaukörper, während das Dach über der Anordnung des Sarges sich in „die Höhe Richtung Himmel schwingt“. Waagerechte Fenster in der Dachfläche dieses Turmes ermöglichten einen „sakralen Lichteinfall“ von oben und erlaubten zudem den Blick himmelwärts. Ein begrüntes Flachdach lasse der Aussegnungshalle die angestrebte bedeutsame Wirkung zukommen. Die Planungen gingen einher mit dem Gedanken, „einen Ort zu schaffen, an dem die Trauer am Ende eines Seins einhergeht mit der Hoffnung auf den Beginn eines neuen Seins“, erklärte Neumann.

Aussegnungshalle und Nebengebäude „wachsen“ nach seinem Worten an der Südseite aus der Friedhofsmauer heraus und hätten so eine schützende Wirkung. Die geplante Materialität aus beigefarbenen Betonwandbauteilen mit kleineren „Trichterfenstern“ soll dem Gebäude eine eher massive Erscheinungsweise geben. Einzig der Eingangskomplex sei großzügiger verglast, um Hemmschwellen abzubauen. Gleichwohl werde die zweiflügelige Zugangstüre derart dimensioniert, dass Trauernde von außen nur begrenzt zu sehen seien und die angestrebte Intimität der Trauergemeinde respektiert werde. Die Dachdeckung sei mit hellem Schiefer geplant, um der regionalen Baukultur zu entsprechen. Der Entwurf der Aussegnungshalle sehe vor, ein Gebäude entstehen zu lassen, welches gleichzeitig würdevolle Bedeutung erkennen lasse, sich jedoch in die umgebende Friedhofsgestaltung mit gebotener Zurückhaltung einfüge.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort