Hilfe für schwangere Frauen Hebammen-Mobil fährt durchs Flutgebiet in NRW und Rheinland-Pfalz

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Das bundesweit erste Hebammen-Mobil ist in den Hochwasserregionen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz im Einsatz. In den betroffenen Gebieten sollen schwangere Frauen und junge Familien mit dem niederschwelligen Angebot unterstützt werden.

 Projektkoordinatorin Laura Aupke zeigt, was das neue ASB-Hebammen-Mobil kann, und erläutert zwischen Liege und Geräten Details zur Ausstattung der rollenden Praxis.

Projektkoordinatorin Laura Aupke zeigt, was das neue ASB-Hebammen-Mobil kann, und erläutert zwischen Liege und Geräten Details zur Ausstattung der rollenden Praxis.

Foto: Martin Gausmann

Eine rollende Hebammen-Praxis ist ab sofort im Flutgebiet unterwegs. Als Kooperationsprojekt des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) aus Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen soll das bundesweit erste Hebammen-Mobil nach der Flut im Katastrophengebiet schwangere Frauen und junge Familien mit Untersuchungs- und Beratungsangeboten unterstützen. „Es ist ein Pilotprojekt, das speziell für den Einsatz in Krisengebieten konzipiert ist“, sagt Stefan Sandbrink, ASB-Landesgeschäftsführer NRW. Finanziert wird das Hebammen-Mobil unter anderem durch Spenden, die nach dem Hochwasser durch die Aktion Deutschland Hilft generiert worden sind.

 Freuen sich auf die Einsatzpremiere des Fahrzeugs: Projektkoordinatorin Laura Aupke (l.), ASB-Landesgeschäftsführer Stefan Sandbrink und Projektleiterin Stefanie Könitz-Goes.

Freuen sich auf die Einsatzpremiere des Fahrzeugs: Projektkoordinatorin Laura Aupke (l.), ASB-Landesgeschäftsführer Stefan Sandbrink und Projektleiterin Stefanie Könitz-Goes.

Foto: Martin Gausmann

Premiere für das Hightech-Mobil

Beim ersten Blick in die mobile Einsatzzentrale wird schnell klar: An Bord ist alles, was für den Betrieb einer Hebammen-Praxis benötigt wird. Neben einer Liege für Untersuchungen, einer Babywaage und allerhand medizinischem Hygieneequipment gehört genauso ein CTG zum Interieur, also ein Wehenschreiber, mit dessen Hilfe Wehen der Mutter und Herztöne des ungeborenen Kindes abgebildet werden können. „Gemessen an der Ausstattung ist es ein echtes Hightech-Mobil“, sagt Sandbrink. In dem bedarfsoptimierten, außergewöhnlich langen Mercedes-Sprinter finden außerdem Sitzgelegenheiten, ein Tisch sowie eine kleine Spielzeugecke für Kinder Platz. Was nicht fehlen darf, ist natürlich die geschulte Hebamme, die werdenden Müttern und jungen Familien mit ihrem Know-how zur Seite steht. Begleitet wird sie zudem stets von einem Rettungssanitäter.

Das Hebammen-Mobil wird vom Regionalverband Münsterland zur Verfügung gestellt und durch die ASB-Hebammenzentrale dort koordiniert. „Nun steht die Jungfernfahrt an. Wir sind aufgeregt und gespannt, weil es nun endlich losgeht“, sagt Projektkoordinatorin Laura Aupke. Sie ist es, die Beratungs- und Versorgungsbedarfe gemeinsam mit ihrem Team erhebt, den Einsatzkalender abstimmt sowie die Fahrpläne, Termine und Haltestellen in den Flutgebieten plant. „Ich stelle die Verbindung zwischen allen beteiligten Akteuren her. In erster Linie sind das Mütter, junge Familien und aktive Hebammen. Dazu gehören aber auch Bürgermeister und Verantwortliche vor Ort, um Möglichkeiten für unseren Einsatz und sämtliche notwendigen Unterstützungsangebote abzustimmen“, sagt Aupke.

Niedrigschwellige, unbürokratische Hebammenleistungen

Dass das innovative Projekt des Hebammen-Mobils einen Nerv treffen kann, liegt für Projektleiterin Stefanie Könitz-Goes auf der Hand. „Der Mangel an Hebammen ist bundesweit spürbar, entsprechende Register gibt es nicht flächendeckend“, sagt sie. „Verschärft wird die Unterversorgung in Krisengebieten, in denen die Herausforderungen gewaltig sind und die Unterstützung durch eine Hebamme angesichts der alltäglichen Aufbauarbeit schnell in den Hintergrund gerät.“ Hinzu kommt, dass junge Mütter in den Flutregionen teilweise noch immer von öffentlichen Verkehrsmitteln abgeschnitten sind. Und genau dort soll das flexible Einsatzteam künftig ansetzen. „In den betroffenen Gebieten bietet es niedrigschwellige, unbürokratische Hebammenleistungen im Mobil an. Bisher arbeiten wir dabei mit sechs Hebammen zusammen, allerdings suchen wir nach weiteren, um unser Netzwerk und Angebot zu erweitern.“ Nach Terminvereinbarung steht die Hebamme mit Betreuung und Beratung rund um die Themen Schwangerschaft, Geburt und Stillzeit zur Verfügung. „Leistungen, die üblicherweise bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes in Anspruch genommen werden können“, sagt Könitz-Goes. „Mit diesem Modellprojekt wollen wir die Hürden bei der Suche nach einer Hebamme abbauen und entsprechende Versorgungslücken schließen.“

 Zum Interieur gehören unter anderem eine Liege für Untersuchungen, eine Babywaage, ein CTG, diverser Hygienebedarf und Sitzgelegenheiten.

Zum Interieur gehören unter anderem eine Liege für Untersuchungen, eine Babywaage, ein CTG, diverser Hygienebedarf und Sitzgelegenheiten.

Foto: Martin Gausmann

Dabei soll die Einsatzpremiere des Hebammen-Mobils kommende Woche in Bad Münstereifel nur der Anfang sein. „Die Finanzierung eines weiteren Mobils in Nordrhein-Westfalen ist weit vorangeschritten“, sagt der ASB-Geschäftsführer, der die geglückte Inbetriebnahme des Hebammen-Mobils als Hoffnungsschimmer der Gegenwart deutet. Sandbrink: „Die Menschen haben die Flutkatastrophe erlebt, aktuell dominieren Themen wie Krieg, Bomben und endendes Leben. Aber unser Projekt ist ein guter Anfang für ein neues Leben.“