Ahr erstrahlt im Lichterglanz In Bad Neuenahr finden die Uferlichter statt

Bad Neuenahr · Viel Gäste genießen die Uferlichter in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Nach einem schwachen Auftakt ziehen die Aussteller eine positive Resonanz.

 Uferlichter in Bad Neuenahr: Blick auf Ahrufer, Kurgartenbrücke und das Kurhotel.

Uferlichter in Bad Neuenahr: Blick auf Ahrufer, Kurgartenbrücke und das Kurhotel.

Foto: Martin Gausmann

So richtig weihnachtlich war das Wetter nicht am dritten Adventswochenende, das wie immer das zweite von vier Wochenenden gewesen ist, an denen die Bad Neuenahrer Uferlichter leuchteten. Weihnachtlich zumute wurde vielen Besuchern trotzdem. „Fröhliche Weihnacht überall“ spielte die Drehorgel am Kurparkeingang, und die „Parkbläser“ intonierten „Ihr Kinderlein kommet“. Und sie kamen: große sowie kleine Besucher. Nachdem zudem der Wind am vorhergehenden Uferlichter-Wochenende ein paar der mehr als mannshohen Dekorationen zugesetzt und auch einige der meterhohen Laternen im Kurpark umgeweht hatte, trotzen diese vereinzelten Böen und Regenschauern an diesem Wochenende.

Pyramiden und Kugeln

Illuminierte und dekorierte riesige Pyramiden, Kugeln, Scheiben und Kronen aus Clematis, geschmückt mit Äpfeln, Tannengrün, Zapfen und Schleifen, standen im Mittelpunkt, Feuer loderten, und an und in den Pagodenzelten drängten sich die Besucher. Sie genossen Winzerglühwein genauso wie Feuerzangenbowle, Apfelpunsch, Wildgulasch, Forellen, Gnocchi, Waffeln, Raclette, Reibekuchen und oft mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis auch die erstmals angebotenen veganen Burger. Sie erstanden Fellwaren und Schmuck, Krippen und -zubehör, Windlichter und andere Keramikarbeiten und erfreuten sich an Kunst in vielen Variationen, die von Anfang an Bestandteil der Uferlichter gewesen ist: klingende Kunst genauso wie bildende Kunst.

 Der Gospelchor bei seinem Konzert in der Martin-Luther-Kirche.

Der Gospelchor bei seinem Konzert in der Martin-Luther-Kirche.

Foto: Martin Gausmann

Blick auf das Ambiente

„Wirklich schön. Das ist doch mal ganz was anderes“, stellte eine Besucherin aus Bonn, die erstmals die Uferlichter besuchte, mit Blick auf das Ambiente fest. Viele andere waren „Wiederholungstäter“. Und über mehr Besucher als in der „eher schwachen Vorwoche“ freuten sich die Händler an den Pagodenzelten. „Sehr, sehr zufrieden“, war die Bad Bodendorfer Künstlerin Birgit Braun-Buchwaldt über die Resonanz. Gemeinsam mit ihrem Mann Rudolf Buchwaldt war sie zum 13. Mal dabei und freute sich im Ahrkunst-Zelt über die große Resonanz auf ihre floralen Gemälde und abstrakten Arbeiten sowie auf manche überraschend filigran wirkenden Betonschalen. „Viele kommen mittlerweile gezielt zu uns und übers ganze Jahr verteilt haben wir in unserem Atelier noch Uferlichter-Nachlauf“.

 Hochbetrieb zwischen den Ständen im Kurpark.

Hochbetrieb zwischen den Ständen im Kurpark.

Foto: Martin Gausmann

Das Uferkunst-Zelt gleich nebenan teilten sich am Wochenende der Hönninger Michael Nelles mit Holzschmuck und die Bad Honneferin Gisela Gade mit Schmiedearbeiten aus Silber mit Perlen und echten Steinen. „Ich wollte schon immer mal kommen, weil es hier so schön ist, beschaulicher und nicht so kommerziell“, sagte Gade. Und Nelles verzeichnete einen ähnlichen Zulauf wie bei seiner Premiere bei den Uferlichtern im Vorjahr.

Lichter und Aktionen

Kinder wurden im Zelt des Kinderschutzbunds beim Gestalten von Kerzen kreativ tätig. Und wer die bei Dunkelheit auf der Kurgartenbrücke, der Kurgartenstraße und der „Akropoliswiese“ angestrahlten Arbeiten des Uferlichter-Teams bestaunte, konnte den Weg der bildenden Kunst noch ein wenig verlängern zu parallel zur Ahr im Kurpark platzierten Kunst. Oliver Schulz, deutscher Vizemeister 2018 im „Speed carving“, zeigte eindrücklich, wie feingliedrig mit der Kettensäge selbst engelhafte Wesen entstehen. Gefühle und Erkenntnisse setzte Simone Carole Levy in abstrakter Formensprache und teils gegenständlich in Skulpturen wie „Dialog“ aus Lärchenholz oder „Integriert“ aus Eichenholz um.

Mit Strahlern fast geheimnisvoll in Szene gesetzt war die Skulpturengruppe aus Eifeler Tuffstein der kreisstädtischen Künstlerin Charlotte Suttrop-Puchstein: Hund, Handtasche und eine Katze auf einem ebenfalls steinernen Sessel standen in Beziehung zueinander und erzählten in Anlehnung an ihr kürzlich erschienenes Buch „Der Klimagipfel der Tiere“ ihre eigene Geschichte. Nicht minder anheimelnd waren die farbigen Holzobjekte von Dorle Schweiss: „Goldengel“, „Sternsinger“ und Maria mit dem Jesuskind muteten weihnachtlich an.

Kunst in der Vinothek

Weitere Künstler der Are-Gilde standen bei ihrer Uferlichter-Schau unweit des Kurparks in der Vinothek des Hotels „Goldener Anker“ auch für persönliche Gespräche über ihre Kunst zur Verfügung. Und während der Blick etwa auf eine Fotografie von Werner Mertens mit dem Titel „LaGa Vorbote“ fiel, oder auf Gemälde wie das einer Flötenspielerin von Angelika Castelli oder einer Frau „Zwischen den Träumereien“ von Cristina Schäfer interpretierten Gisbert Stenz und am Klavier und Viktoria Nyikes auf der Violine gemeinsam sehnsuchtsvolle, heitere, feierliche und tänzerische Klänge von Robert Schumanns „Träumerei“ bis zu Frank Sinatras „My way“.

Gospelchor in der Luther-Kirche

Noch andere Töne schlug der Gospelchor Bad Neuenahr an. Unter der Leitung von Andrea Stenzel und mit Michael Schütz (Klavier) und Andreas Hermjakob (Percussion) sowie diesmal verstärkt durch Jürgen Roth (Trompete) und Thomas Heck (Saxofon), wurde es erwartungsgemäß bei lateinamerikanischen Rhythmen ganz schön heiß in der Lutherkirche. Bis vor die Tür standen die Zuhörer und saßen dichtgedrängt in den Bänken, weil sie wissen, wie sehr sich die mehr als 70 Sängerinnen ins Zeug legen.

Beim Probenwochenende hatten ihnen sogar zwei Tanzlehrer den Latin-Groove nähergebracht, der nun aufs Publikum übersprang. Bewegt und bewegend waren die effektvollen Arrangements, gesanglichen Leistungen, vielen Soli und mitreißenden Performances, inklusive einiger witziger Choreographien, bei denen die Sänger etwa Strohhüte aufsetzten und mit Fächern wedelten oder einen Tannenbaum hereintrugen. Den Ort des Geschehens vergaßen sie dabei nicht. Sie lobten und priesen den Herren in vielen Facetten (Come into His presence“, „Glorious“), legten für ihn die Hand ans Herz („Awesome God“), erzählten die Geschichte vom „Zauberwort Hallelujah“ und sangen es dann auch („Cantar“, „Hallelujah, Christ is born“).

Das Publikum durfte mitsingen, -schnipsen, -klatschen und -tanzen und stand trotz der Enge in den Kirchenbänken spätestens bei „La Bamba“ auch auf. Die Zuhörer ließen sich auch von den ruhigeren, dynamisch sehr ansprechenden und emotional ergreifenden Realisationen wie „Immanuel“ und „Alegria“ anrühren. Musikalisch sprengten die Akteure nach „Feliz Navidad“ schier nochmals alle Ketten: Ihr „Shackles“ verdiente auch in der Wiederholung als Zugabe den Jubel.

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