Einwohner diskutieren in Heimersheim In rund acht Jahren zurück zu altem Glanz

Heimersheim · Die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler informiert die Einwohner in Heimersheim über den Stand des Wiederaufbaus. Bürgermeister Orthen ruft zu solidarischem Handeln und Geschlossenheit auf.

 Nach dem Aufräumen wird vielerorts neu gebaut: In der Landkroner Festhalle informieren sich Einwohner über den Stand des Wiederaufbaus in Heimersheim.

Nach dem Aufräumen wird vielerorts neu gebaut: In der Landkroner Festhalle informieren sich Einwohner über den Stand des Wiederaufbaus in Heimersheim.

Foto: ahr-foto

„Die Herausforderungen, vor denen wir stehen, sind für uns alle neu“, meinte der Bürgermeister der Kreisstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, Guido Orthen (CDU). Mit großer Rathaus-Mannschaft war er nach Heimersheim in die dortige Landskroner Festhalle gekommen, um die Bevölkerung – auch aus Lohrsdorf (650 Einwohner), Green (rund 100 Einwohner) oder Ehlingen (rund 250 Einwohner) – in einer Einwohnerversammlung über den Stand des Wiederaufbaus zu informieren. Green hatte prozentual viele Mitbürger verloren: Es leben nur noch 70 Menschen dort, fast 30 weniger als vor der Flut. In Ehlingen schrumpfte die Einwohnerzahl von 258 um zehn auf 248. Lohrsdorf hingegen steigerte sich von 638 auf nunmehr 654 dort lebende Menschen.

Ortsbezirk steht nach der Katastrophe vor gewaltigen Aufgaben

Nach der Flutkatastrophe haben 97 Bewohner das rund 3000 Einwohner zählende Heimersheim vermutlich für immer verlassen, obwohl der von Ortsvorsteher Jürgen Saeß (SPD) angeführte Ortsbezirk die Katastrophennacht und die ersten Monate des Wiederaufbaus im Rahmen der äußerst widrigen Umstände erfolgreich gemanagt hatte. Orthen lobte: „Es ging hier im Osten der Stadt nach der Flut schnell selbstständig und geordnet zu.“ Dennoch steht auch Heimersheim vor gewaltigen Aufgaben. Rund 100 Bürger waren in die Festhalle gekommen, um sich sachkundig zu machen.

Überall in der Stadt werde aufgeräumt, weggeräumt und neu gebaut. Dieser Wiederaufbau gelte aber teilweise auch für das Innere der in der Ahr-Region lebenden Menschen. Viele litten nach den Erlebnissen der verhängnisvollen Flutnacht und den nachfolgenden Monaten unter psychischen Problemen, es gebe „mental sehr unterschiedliche Verfassungen“. Während manche robust und zupackend die Gegenwart bewältigen würden und mit Zuversicht, Mut und viel Kraft in die Zukunft blickten, verharrten andere in einem Zustand der Resignation und der Mutlosigkeit. Den vermeintlich Schwächeren müsse von Stärkeren geholfen werde. Es gelte zu helfen, solidarisch und aufmerksam zu sein. „Der Wiederaufbau ist eine Gemeinschaftsaufgabe“, so Orthen. In großer Geschlossenheit und Gemeinsamkeit müsse man sich auf den Weg machen. Ein gutes Teilstück sei bereits geschafft. Rund acht Jahre, so schätzt das Stadtoberhaupt, werde es noch dauern, bis die städtische Infrastruktur wieder ihren alten Glanz zurückhabe.

Stadtverwaltung hat 1500 Einzelmaßnahmen abzuarbeiten

Ob Hochbau oder Tiefbau, ob Kanal oder Straßenbau, ob Bäder, Sportstätten, Versammlungshallen oder Kultureinrichtungen: die 30.000-Einwohner-Stadt ist an allen Ecken und Enden im Wieder- und Neuaufbau. In Heimersheim brach bekanntlich die Zuwegung zur B266 weg, die Bundesbahn erlitt gewaltige Schäden am Schienennetz. Nun soll die Straße dahingehend verändert werden, dass sie zukünftig nur noch über zwei Fahrbahnen statt der bisherigen vier verfügt, damit so zusätzlicher Retentionsraum geschaffen wird. Die provisorisch reparierte Eisenbahnlinie hat längst wieder Fahrt aufgenommen, jedoch wird sehr konkret über die Verlegung ihrer Haltepunkte nachgedacht. Umfasssend wurden die in der Festhalle versammelten Einwohner zudem über den für das Ahrufer beschlossenen Masterplan (der GA berichtete) informiert, über den Zustand des Kanalnetzes sowie über anstehende Baumaßnahmen, zu denen beispielsweise die Brückenbauarbeiten in Heimersheim zählen.

„Wir brauchen aber auch Zeit, um einen wirtschaftlich vernünftigen und ökologisch sinnvollen Neuaufbau unserer Stadt hinzubekommen“, hieß es von der Stadtverwaltung, die angesichts der Gemengelage mit ihren im Wiederaufbauprogramm aufgelisteten fast 1500 Einzelmaßnahmen vor „sportlichen Aufgaben“ stehe, wie Erster Beigeordneter Peter Diewald in Heimersheim sagte.

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