Justizministers lobt Umgang mit Flut Ahrweiler Amtsgericht kehrt nach der Katastrophe zur Normalität zurück

Ahrweiler · Anderthalb Jahre nach seinem ersten Besuch im flutgeschädigten Gebäude ist Justizminister Herbert Mertin zum Ahrweiler Amtsgericht zurückgekehrt, wo nun wieder verhandelt wird. Die Mitarbeiter lobte Mertin für ihren Umgang mit der Katastrophe.

Hoher Besuch: Justizminister Herbert Mertin lässt sich von Direktorin Susanne Dreyer-Mälzer durch das Ahrweiler Amtsgericht führen.

Hoher Besuch: Justizminister Herbert Mertin lässt sich von Direktorin Susanne Dreyer-Mälzer durch das Ahrweiler Amtsgericht führen.

Foto: AHR-FOTO

Der Justizminister des Landes Rheinland-Pfalz war beeindruckt. „Hervorragend, wie die Situation hier nach der Flutkatastrophe gemeistert wurde“, lobte Herbert Mertin (FDP). Der oberste Chef der rheinland-pfälzischen Justizbehörden war nach Bad Neuenahr-Ahrweiler gekommen, um nicht nur Amtsgerichtsdirektorin Susanne Dreyer-Mälzer Respekt zu zollen, sondern vielmehr, um sich insbesondere bei den Mitarbeitern des von der Flutwelle betroffenen Gerichts zu bedanken. Das Hochwasser hatte im altehrwürdigen Gericht erheblich gewütet. Unzählige Akten waren überschwemmt und stark beschädigt worden. Mertin reiste bereits einen Tag nach der Katastrophe in die Kreisstadt an der Ahr und verschaffte sich einen Überblick über die Schäden. Nun kam er erneut, lobte die Justizbelegschaft für deren Engagement und dankte für die Arbeit unter besonders schwierigen Bedingungen.

„Die Eindrücke im Katastrophengebiet sind erschütternd“, hatte der Justizminister bei seinem Besuch vor rund anderthalb Jahren gesagt. Nun war er ob der Entwicklung voll des Lobes. Unzählige Akten waren in der Nacht der verheerenden Naturkatastrophe verschmutzt worden, die Arrestzellen wurden zerstört. Etwa 1000 Regalmeter Akten, die feucht, aber nicht völlig durchnässt waren, wurden auf 120 Paletten zur Justizvollzugsanstalt in Wittlich gebracht, wo sie zum Trocknen gelagert wurden. Andere Akten wurden tiefgefroren, um sie in einem aufwendigen Verfahren retten zu können. Unter anderem gehörten die Akten der im Parterrebereich untergebrachten Nachlassverwaltung dazu. Allen Widrigkeiten zum Trotz ging die Arbeit weiter, berichtete Amtsgerichtsdirektorin Dreyer-Mälzer.

Arrestzelle jetzt im Dachgeschoss

Eine provisorische Telefonanlage, Stifte und Papier – mehr hatten die Mitarbeiter im Amtsgericht zunächst nicht. Im Altbau hatte das Wasser 60 Zentimeter hochgestanden, im angeschlossenen Neubau gar einen Meter. Der gesamte Keller mit den dort archivierten Akten wurde geflutet. Heizung, Telefonanlage und die jetzt übrigens im Dachgeschoss untergebrachte Arrestzelle wurden in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli komplett zerstört.

Die Akten, die in den unteren Regalen gelagert wurden, waren nach der Flut von Wasser und Schlamm überzogen. Sie müssen – soweit es geht - restauriert werden, da Amtsgerichte verpflichtet sind, Grundbücher, Adoptionsdokumente und Akten zu Insolvenzverfahren mehrere Jahrzehnte aufzubewahren. Besonders gefragt nach der Katastrophe: die Grundbuchauszüge, die in aller Regel als Eigentumsnachweise erforderlich sind, um mit Versicherungen über etwaige Erstattungsansprüche für Schäden an Haus und Hof zu verhandeln.

Mittlerweile finden auch wieder Verhandlungen im Ahrweiler Amtsgericht statt. Gerade in den ersten Wochen nach der Flut war dies nur mit großen Mühen und Einschränkungen möglich, da viele Verfahrensbeteiligte wegen der Flut nicht teilnehmen konnten, einige die Region verlassen hatten, zudem viele Anwaltskanzleien ob der unzähligen Widrigkeiten nach der Flut noch geschlossen hatten. Im Amtsgericht ist nun Normalität eingekehrt. Der Justizminister konnte zufrieden nach Mainz zurückfahren.

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