Kalenborner sagen Karnevalszug ab Karnevalisten im Kreis Ahrweiler befürchten weitere Restriktionen

Kreis Ahrweiler · Das verschärfte Polizei- und Ordnungsbehördengesetz in Rheinland-Pfalz wirkt sich auch auf Karnevalsgesellschaften im Kreis Ahrweiler aus. Den Karnevalszug in Kalenborn sagten die Karnevalisten bereits ab.

 Sind Karnevalsumzüge, wie hier in Heimersheim zelebriert, in Gefahr? Ein erster Festakt im Kreis ist nach der Verschärfung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes bereits abgesagt worden.

Sind Karnevalsumzüge, wie hier in Heimersheim zelebriert, in Gefahr? Ein erster Festakt im Kreis ist nach der Verschärfung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes bereits abgesagt worden.

Foto: AHR-FOTO

In Kalenborn wurde am Freitagabend der anstehende Karnevalszug abgesagt. „Die Verbandsgemeinde Altenahr kann uns zum jetzigen Zeitpunkt keine Genehmigung erteilen, da die rechtlichen Vorgaben zum Thema Sicherheitskonzept noch nicht ausgearbeitet sind. Ein Trauerspiel!“ Gefordert werde „eine Absperrung aller Zuwegungen zum Zugweg und Bauzäune“ als Absperrung für den Zuschauerbereich. „Also für uns nicht leistbar“, schrieb das Festkomitee Kalenborner Karneval seinen Mitgliedern. Damit haben die neuen Vorschriften im Polizei- und Ordnungsbehördengesetz (POG) in Rheinland-Pfalz erste negative Auswirkungen auf die anstehenden Karnevalsumzüge im Kreis Ahrweiler. Aber nicht alle Kommunen reagieren so, wie eine Umfrage des General-Anzeigers ergab.

Karnevalszug in Ahrweiler ist außer Gefahr

Klarheit sieht anders aus. Nachdem jüngst im rheinland-pfälzischen Frankenthal der Umzug abgesagt wurde, weil nach Aussage der Organisatoren die Kosten für diese Großveranstaltung wegen der erhöhten Sicherheitsanforderungen unverhältnismäßig gestiegen waren, machte sich Nervosität unter den hiesigen Karnevalsgesellschaften breit.

Dennoch sieht der Vorsitzende der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft, Udo Willerscheid, für den Rosenmontagszug in Ahrweiler die Grenze für Großveranstaltungen von 5000 Besuchern und damit für ein Sicherheitskonzept in weiter Ferne. „Ich schätze, dass in den Jahren vor der Corona-Pandemie bei allerbestem Wetter vielleicht 2500 bis 3000 Besucher zum Rosenmontagszug kamen“, so Willerscheid.

Er rechnet vor, dass in den engen Gassen der Altstadt maximal zwei, auf dem Ahrweiler Marktplatz aber auch fünf bis sechs Zuschauer hintereinanderstehen könnten. Im Rathaus bestätigt man Willerscheids Meinung: „Da aus den vergangenen Jahren keine Erkenntnisse – wie besondere Gefahrenlagen oder aggressive Besucher – vorliegen, die diese Forderung rechtfertigen würde, muss hier kein Sicherheitskonzept vorgelegt werden“, so Stadtsprecher Karl Walkenbach. Eine genaue Zählung der Besucher, auch bei anderen Veranstaltungen in Ahrweiler, hat es aber noch nicht gegeben. Das bestätigte der Ahrtal-Tourismus auf Nachfrage.

Willi Fuhrmann aus Niederzissen, Regionalbeauftragter der Rheinischen Karnevals Korporationen (RKK) für den Kreis Ahrweiler, hatte wenige Tage vor der Absage in Kalenborn noch gesagt, er gehe nicht von neuerlich erhöhten Auflagen für die Veranstalter der närrischen Umzüge im Ahrkreis aus: „Ich kann mir das nicht vorstellen, zumindest habe ich Dementsprechendes noch nicht gehört.“ Auflagen gebe es in erster Linie in den Orten, in denen der Umzug über eine Bundesstraße führe oder diese kreuze.

In seinem Heimatort Niederzissen sei dies der Fall. Dort wechselt man sich alljährlich mit dem Nachbarort Oberzissen bei der Ausrichtung des Fastnachtsumzugs ab. In beiden Orten führt die Wegstrecke über die B412. Mit den kommunalen Behörden komme man aber bestens klar und erhalte jegliche Unterstützung. Allerdings habe die Karnevalsgesellschaft „Zesse Jecke“ schon vor Jahren auf eigene Kosten Umleitungen ausschildern müssen. Einmal angeschafft seien diese Schilder aber auf viele Jahre hin nutzbar.

Karnevalisten befürchten weitere Restriktionen

Was Fuhrmann allerdings befürchtet, ist eine weitere Verschärfung der Gesetze, die die Vereine in den kommenden Jahren durchaus einschränken könnten. „Dann kommt es vielleicht so weit, dass man seine Umzüge nur noch abseits der Durchgangsstraßen in den innerörtlichen Bereichen austrägt.“ Dass es nicht so weit kommt, will der RKK erreichen. Beim Neujahrsempfang nahm Präsident Hans Mayer die Politik in die Pflicht und las dem rheinland-pfälzischen SPD-Innenminister Michael Ebling sowie dessen Vorgänger Roger Lewentz (SPD), die beide anwesend waren, die Leviten, berichtete Fuhrmann.

Schon nach der Absage in Frankenthal musste sich die Landesregierung einiges aus der Opposition anhören. Da war seitens der CDU von behördlichem Regulierungswahn die Rede und davon, dass steigende Kosten den Straßenkarneval bedrohen. „Das neue POG verhindert nach Traditionsfesten nun auch Fastnachtsumzüge“, sagen die Freien Wähler im Land. Immerhin ist der Rheinische Karneval mit all seinen lokalen Varianten erst vor Kurzem zum Immateriellen Kulturerbe erklärt worden.

In Sinzig sieht man dem Veilchendienstagszug ebenso locker, wie mit der gewohnten Ernsthaftigkeit vergangener Jahre entgegen. Der Umzug am letzten Tag des offiziellen Straßenkarnevals gehört zu den größeren Karnevalszügen im Ahrkreis und insbesondere an der Rheinschiene. Aber ähnlich zur Lage in Ahrweiler macht Michael Kappl, der Vorsitzende des Veranstalters „KG Närrische Buben Sinzig“, deutlich, dass auch dort die Besucherzahl unter 5000 liege und man daher keine strengeren Auflagen erhalten habe. „Wie in der Vergangenheit auch, werden Wagenengel die Festwagen begleiten und für die Sicherheit an der Zugstrecke sorgen. Und der Zugweg wird von uns ebenfalls abgesichert“, sagt Kappl. Dass die Teilnehmer, die mit einem Festwagen kommen, diesen entsprechend der Straßenverkehrsordnung herzurichten haben, ist bereits seit längerer Zeit gesetzlich geregelt.

Gleiches Bild in Adenau, wo sich am Verbandsgemeindezug vor Corona bis zu 800 Narren mit rund 50 Zugnummern beteiligt haben. Auch hier schätzt Hans-Jürgen Schunk von der KG Rot-Weiß Adenau, die Veranstalter ist, die Besucherzahl unter 5000 ein. Somit kann die Verbandsgemeinde die Genehmigung erteilen und ein Sicherheitskonzept nur bei Bedarf verlangen. Die Besucherzahl gezählt hat in den Hochburgen übrigens noch niemand.

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