Gewässerproben in Sinzig-Bad Bodendorf Keine Entwarnung für die Ahr

Kreis Ahrweiler · Für die Ahr kann noch keine Entwarnung gegeben werden hinsichtlich der Verschmutzung nach der Flutwelle. Die Schadstoffbelastung steigt zurzeit sogar leicht an. Der Mainzer Staatssekretär Erwin Manz zog eine Gewässerprobe aus den braunen Fluten.

 SGD-Nord-Mitarbeiter Tim Daniel kümmert sich um die an der Ahr in Bad Bodendorf gezogenen Wasserproben.

SGD-Nord-Mitarbeiter Tim Daniel kümmert sich um die an der Ahr in Bad Bodendorf gezogenen Wasserproben.

Foto: Martin Gausmann

Die Naturkatastrophe in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli hat nicht nur Menschenleben gekostet, Häuser, Straßen und Plätze zerstört, sie hat auch große Umweltschäden verursacht. Um festzustellen, welchen chemischen Verunreinigungen die Ahr noch immer ausgesetzt ist, hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ein Sondermessprogramm aufgelegt. Staatssekretär Erwin Manz aus dem Mainzer Umweltministerium zog eine Zwischenbilanz, nachdem er selbst eine Gewässerprobe aus den braunen Ahrfluten gezogen hatte: „Es gibt eine durchgängige Schadstoffbelastung. Derzeit sogar mit einer leichten Erhöhung. Es kann noch keine Entwarnung gegeben werden.“

Schon unmittelbar nach der verheerenden Extremwetterkatastrophe hatte die Gewässeraufsicht ein besonderes Augenmerk auf die Belastungen des Ahrwassers gelegt. Zwar wurden Belastungen festgestellt, allerdings seien sie „nicht gravierend“, wie Manz unterstrich. Es seien keine langfristigen Störungen und Beeinträchtigungen zu erwarten. Da es sich bei der Flutwelle um enorme Wassermassen gehandelt hatte, die zudem mit einer großen Fließgeschwindigkeit in Richtung Rhein schossen, seien die Schadstoffe stark verdünnt worden.

„Man kann am Gewässer ablesen, was in der Region geschieht.“

Insbesondere handelte es sich hierbei um Mineralöle durch freigespülte Öltanks sowie um große Nährstoffeinträge, die von gedüngten Feldern und aus menschlichen Abwässern in die Ahr gespült worden seien. Bekanntlich wurden alle Kläranlagen in der Region zerstört. Da nun durch den geringen Pegelstand der Ahr der Verdünnungseffekt nicht mehr vorhanden sei, würden derzeit wieder höhere Belastungen gemessen. Nicht zuletzt auch deshalb, weil viele zunächst evakuierte Menschen in ihre Häuser und Wohnungen zurückgekehrt seien und auch die große Schar der Helfer wieder für größere Abwassermengen sorgten. Hinzu komme, dass durch die unzähligen Bauarbeiten im 45 Kilometer langen Krisengebiet Schlämme wieder aufgewirbelt würden. Manz: „Man kann am Gewässer ablesen, was in der Region geschieht.“

Wenngleich auch die wichtigen Sauerstoffwerte der Ahr gut seien, so müsse man die gesamte wasserwirtschaftliche Infrastruktur im Krisengebiet zwischen Sinzig und Ahrbrück „besonders im Auge behalten“, so der Staatssekretär. Im Aufbau seien nun die durch die Flutwelle zerstörten Kläranlagen in Sinzig, Altenahr oder Mayschoss. In Sinzig sei es gelungen, die Abwässer zumindest wieder mechanisch reinigen zu können.

Man arbeite aber auch am Wiederaufbau der biologischen Reinigungsmöglichkeiten. In der Verbandsgemeinde Altenahr werden teilweise mobile Kläranlagen eingesetzt. „Da tut sich einiges“, so der Vertreter aus dem Umweltministerium, der von „einer guten Krisenbewältigung“ sprach. Es bedürfe jedoch eines langen Atems.

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