Krankenhaus in Bad Neuenahr-Ahrweiler eröffnet wieder „Ohne das THW wäre es nicht zu schaffen gewesen“

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Das Krankenhaus Maria Hilf kann seit Mittwoch wieder 100 Betten belegen. Eine große Anzahl der Belegschaft fällt noch aus, weil sie selbst von der Flut betroffen sind. Bettenzahl soll aber bald deutlich erhöht werden.

 Wiedereröffnung des Krankenhausbetriebs: Maria Hilf startet zunächst mit 100 Betten.

Wiedereröffnung des Krankenhausbetriebs: Maria Hilf startet zunächst mit 100 Betten.

Foto: Martin Gausmann

Aufatmen bei der Marienhaus GmbH und im Ahrtal: Das Bad Neuenahrer Krankenhaus Maria Hilf ist wieder geöffnet und funktioniert in allen Bereichen. Begrenzt ist aber noch die Gesamtkapazität. „Wir sind aktuell in der Lage, 100 Betten zu betreiben“, sagt Dr. Josef Spanier. Dass es noch nicht mehr sind, liegt auch daran, dass rund 100 Mitarbeiter von der Flutwelle persönlich betroffen sind und jetzt fehlen. Denn: „Für diese 100 Betten benötigen wir schon mehrere Hundert Mitarbeiter“, erklärt Spanier.

Mittelfristiges Ziel ist es, die Bettenzahl dort zu verdoppeln. Das Krankenhaus war zwei Tage nach der Flutkatastrophe geschlossen worden. „Es ging nicht anders“, sagt der ärztliche Direktor zu der in Absprache mit dem Lagezentrum getroffenen Schließung.

THW hat die Stromversorgung der Intensivmedizin gesichert

„Es gab keinen Strom, kein Trinkwasser, und die Abwasserversorgung war ebenfalls unterbrochen“, ergänzt der kaufmännische Direktor Thorsten Kopp. Dass es nicht unmittelbar nach der Flutwelle zu einem Zusammenbruch der Infrastruktur kam, verdanke man dem Technischen Hilfswerk (THW). „Das Wasser stieg bis zehn Zentimeter unter unserem Notstromaggregat. Und noch in der Flutnacht hat das THW ein zweites Aggregat zur Aufrechterhaltung des Stroms im Bereich der Intensivmedizin an den Start gebracht“, schildert Geschäftsführer Dr. Christoph Wagner.

Patienten, die kurz vor der Entlassung standen, wurden vor der Schließung entlassen, andere wurde in umliegende Krankenhäuser bis nach Bonn und Koblenz verteilt. Zwischenzeitlich steht die Stromversorgung wieder. Das THW hat im Außenbereich des Krankenhauses zwei Trinkwasseraufbereitungsanlagen errichtet, von denen jede stündlich 15 000 Liter Trinkwasser abgeben kann. Dort kann sich auch die Bevölkerung bedienen.

„Das Angebot wird gut genutzt, aber wir stoßen noch nicht an unsere Kapazitätsgrenzen“, zieht Ares Kloebel zwischenzeitlich Bilanz. Der ehrenamtliche THW-Mann kommt selbst aus der Medizin und unterstreicht die Vielseitigkeit des Hilfswerks. „Für den Strom sorgte ein weiterer unserer Ehrenamtler, der hauptberuflich Elektriker ist“, ergänzt er. Das Abwasserproblem ist auch gelöst: Es wird abgefangen und mit Tankwagen zur Entsorgung gebracht. „Ohne das TWH wäre das alles nicht zu schaffen gewesen“, ist sich die Spitze der Krankenhausleitung einig. Von den offiziell 766 Verletzten der Flutnacht wird derzeit niemand in Bad Neuenahr versorgt, sie blieben dort, wo man sie hinbrachte. Aktuelle Corona-Fälle sind in Maria Hilf ebenfalls keine untergebracht. Für die nahe Zukunft rechnet man verstärkt mit Patienten, die sich bei den Aufräumarbeiten Verletzungen zuziehen. Das waren bislang in den drei mobilen Rettungswachen an der Ahr bis zu 100 Menschen, von denen die meisten ambulant versorgt werden konnten.

In der Flutnacht ein Notaufnahmelager für rund 50 Menschen

Wie wichtig das Krankenhaus ist, zeigt der Blick zurück auf die Flutnacht. „Da waren wir Notaufnahmelager für rund 50 Menschen oder Anlaufpunkt für Menschen, denen die täglichen Medikamente fehlten, oft samt Medikamentenplan“, erinnert sich Krankenhausoberin Gaby Frömbgen. Sie erwartet in naher Zukunft verstärkt auftretende psychosoziale Fälle. Denn wenn die Menschen wieder mehr Zeit haben, beginnen sie, das Erlebte zu verarbeiten.

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