Weinbau und Veranstaltungen in Corona-Zeiten Ohne den Ahrathon bleiben die Betten leer

Bad Neuenahr · Ein großes Weingut, Feriengäste und Veranstaltungen: Das sind die Säulen, auf die der Bad Neuenahrer Unternehmer Marc Linden baut. Zurzeit sorgt er sich um den Weinerlebnis-Lauf Ahrathon, der vor Corona mehr als 3000 Teilnehmer anlockte.

 Kostümierte Teilnehmer beim Ahrathon 2019 in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Kostümierte Teilnehmer beim Ahrathon 2019 in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Foto: Matin Gausmann/Martin Gausmann

Geschäftig, mit vielen Ideen im Kopf und Menschen um sich herum, die diese Ideen erfolgreich umzusetzen wissen. Glück­lich, wer in solch einer Konstellation lebt. Der Bad Neuenahrer Marc Linden ist so ein Typ, er baut zusammen mit seiner Frau Michaela auf mehrere Säulen: ein großes Weingut, Feriengäste und Veranstaltungen. In Zeiten der Corona-Krise scheinen die Säulen nacheinander einzubrechen. Dennoch bleibt man im Weingut Sonnenberg optimistisch. Noch zumindest. Allzu lange dürfen die Einschränkungen aber nicht mehr aufrechterhalten bleiben, sonst wird es kritisch.

Dieser Tage hat Linden Zeit. Gerade werden alle Holzbänke geschliffen und neu gestrichen. An den Anlagen zur Weinherstellung hat er schon vieles auf Vordermann gebracht, gereinigt, neue Stromverteiler angebracht. Vieles sieht aus wie neu. Linden hat aktuell Zeit, die er sonst im Mai nicht hat. Das Geschäft mit den Übernachtungen liegt nämlich vollkommen auf Eis. Im Weingut gibt es Fremdenzimmer und Stellplätze für Wohnmobile. Wo sonst um diese Zeit gute Frequenz herrscht, regiert nun gähnende Leere. Linden nimmt es gelassen: „Wenn es tatsächlich so kommt, dass die Menschen zunächst nur in Deutschland Urlaub machen, dann kann Corona in diesem Zweig positiv enden.“

Hilfskräfte im Weinberg

Auch um das Weingut macht sich der Winzer keine Sorgen. Seine osteuropäischen Helfer, die teilweise über viele Jahre die Treue halten, sind alle da. Schüler, Studenten oder andere, für die Weinbergarbeit ungelernte Kräfte, benötigt er kaum. „Das ist auch nicht einfach, denn man rechnet für die rund 30 Arbeitsgänge im Weinberg mit 1000 Arbeitsstunden pro Hektar. Ungelernte Kräfte sind aber wesentlich langsamer, ordentlich entlohnt werden müssen sie aber dennoch“, so Linden, der Landwirte, denen die Saisonkräfte ausbleiben, bedauert. Mit der Konzentration auf den Endverbraucher, der mehr als 90 Prozent der Kundschaft ausmacht, hat das Weingut aufs richtige Pferd gesetzt. „Wir haben noch nie so viele Pakete versendet wie aktuell“, sieht sich Linden bestätigt. Das kompensiert den fehlenden Absatz für die wenigen gastronomischen Betriebe, die er beliefert, locker.

Sorgen bereiten dem Unternehmer aber die Veranstaltungen. Das Osterfeuer in den Weinbergen wäre bei tollem Osterwetter in diesem Jahr ein Publikumsmagnet geworden. Die Crime & Wine Abende fielen zuletzt aus. Jetzt stehen die großen Events an, bei denen Linden noch nicht weiß, ob sie unter Großveranstaltungen zählen, oder nicht. Auf der Kippe steht aktuell der Ahrathon. Dieser nach dem Vorbild des Medoc-Marathons in Frankreich konzipierte Weinerlebnis-Lauf lockt in der Regel mehr als 3000 Teilnehmer, die oftmals mit Familien gleich ein paar Tage bleiben.

„Fällt der Ahrathon aus, fehlen auf einen Schlag fast 5000 Übernachtungen im Ahrtal und drumherum“, so Linden. An der Veranstaltung hängt auch das Open-Air-Event „Rock & Wein“, das am Abend des Marathons locker um die 3000 Gäste ins Weingut lockt. „Eine Absage würde richtig weh tun“, so Marc Linden, der unabhängig vom Sommer-Ahrathon mit seinen Partnern derzeit einen ähnlichen Winter-Marathon plant, der am 9. Januar 2021 erstmals über die Runden gehen soll. Bleibt noch das Burgunderfest. Auch dieses lockt im Juli Tausende von Menschen auf die Wanderstrecke und die Festwiese über der Kreisstadt. Auch für dieses Event wartet man im Hause Linden und den weiteren Burgunder-Weingütern dringend auf die Definition der Großveranstaltung.

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