Ausstellung „Resonanzen“ Künstlervereinigung Are Gilde feiert 80-jähriges Bestehen

Ahrweiler · Mit einer Ausstellung unter dem Titel „Resonanzen“ wird das 80-jährige Bestehen der Are-Gilde gefeiert. Eigentlich stand der ungewöhnlich hohe Geburtstag der Künstler-Vereinigung schon 2021 an, doch wegen Corona und der Flut wurde das Fest auf dieses Jahr verschoben.

Mitglieder der Are-Gilde am 7. Juni 1941 im Garten des Walporzheimer Weinhauses St. Peter: sitzend Johannes Müller (v. l.), Ernst Karl Plachner und Otto Soestmann, stehend Erika Adam (v. l.), Marga Plachner-Nückel, Franz Steinborn, Helene Lückers, Walther Ottendorf-Simrock, Alex Plachner, Christel Lückers, Josef Keip, Alfons Schädel, Carl-Maria Funk. Foto: Chronik Are-Gilde.

Foto: Chronik Are-Gilde

Zum „Are-Künstlerkreis“, wie er anfangs hieß, zählten neben Malern, Grafikern und Bildhauern auch Musiker und Schriftsteller. „Ganz wichtig“, findet es auch die heutige Vorsitzende Eva-Maria Kreuter, „dass wir uns nicht nur auf ein Genre konzentrieren“. So präsentiert man seit einigen Jahren wieder zur bildenden Kunst ebenfalls Erzählungen, Gedichte und Musik.

Es war Mitte Februar 1941, als zur Gründungsversammlung im Ahrweiler „Ratskeller“ laut Protokoll erscheinen „Studienrat Dr. Heinz Graef, Musikdirektor Bruno Kortemeier, Dr. G. Paffrath, Arzt und Pianist aus Köln, Bildhauer Hanns Matschulla, Komponist Johannes Müller, Schriftleiter Alex Plachner, Schriftsteller Ernst Karl Plachner und Schriftleiter i. R. Otto Sostmann“, zudem als Ehrengast Bad Neuenahrs Bürgermeister Walther Ottendorff-Simrock.

1942 stellten auch die Ahrweiler Maler Pitt Kreuzberg und Carl Weisgerber mit aus

Bald stießen die Maler Karl Maria Funk, Erika von Roques, Christel Lückers, Alfons Schädel und Franz Steinborn hinzu, Dirigent Josef Keip und Malerin und Musiklehrerin Marga Plachner-Nückel. Noch im Gründungsjahr reüssierte die Gruppe mit Lesungen und Ausstellungen. Für 1942 in Düren, Frankfurt und Wiesbaden geplante Schauen untersagte die NS-Aufsichtsbehörde. Doch stellte man wieder im Kurhaus aus, erstmalig dabei die gebürtigen Ahrweiler Maler Pitt Kreuzberg und Carl Weisgerber. Selbst in den Kriegsjahren 1943/44 kam es zu Ausstellungen. Gilde-Präsident Professor Bernhard Kreutzberg merkte im Heimatjahrbuch 1991 an, dass sich der Künstlerkreis damals „völlig unpolitisch entwickelte. Man war zwar zwangsweise Mitglied im NS-Kulturbund, da man sonst weder ein Bild ausstellen, noch verkaufen durfte“. Die Gilde-Chronik jedenfalls notiert am 3. Januar 1942: „Sobald Frieden wird auf Erden, veranstalten die Are-Künstler ein großes Fest.“

Nach dem Krieg forcierten 1947 der tatkräftige Matschulla, der schon Bilder aus seinem Fronteinsatz in Russland geschickt hatte, Ernst Kley und Josef Krahforst, beraten durch eine Galeristin aus Bad Neuenahr, den Wiederbeginn als „Are-Künstlergilde", kurz Are Gilde. Zwar ließ die französische Besatzung die Gruppe unter Vorsitz von Sanitätsrat Doktor Josef Niessen zu, aber eingeschränkt auf die bildende Kunst. Vereinslokal war die Ahrweiler Gaststätte „Em Höttche".

Seither wurden jährlich meist mehrere Ausstellungen gezeigt. Die Orte wechselten: das Kurhaus in Bad Neuenahr mit den Gartensälen, englische Kirche, Lesesäle, in Ahrweiler die Berufsschule, der Rathaussaal Bad Neuenahr-Ahrweilers und in den 1980ern mit großem Besucher- und Verkaufserfolg Maria Laach. Seit Jahrzehnten ist die Gilde in der Bibliothek der Kreisstadt präsent und oft in der ehemaligen Synagoge Ahrweiler. Außerhalb des Kreises stellte sie in Hildesheim, Köln, Bonn, Koblenz und Mainz aus sowie in Brasschaat, St. Pieters Leeuw (Belgien) und auf Malta aus.

Seit 1979 bis heute fungiert die Gilde als eingetragener Verein

Erst 1979 wurde aus der Gemeinschaft ein eingetragener Verein. 1987 erhielt er die Ehrenplakette des Kreises und überstand bis heute Konflikte, Austritte und den Tod engagierter Mitglieder. Präsident Kreutzberg hat es 28 Jahre bis zu seinem Tod 2006 verstanden, die Künstler zu einen und zu motivieren. Ihm folgte kommissarisch Edith Kögl. Prägende verstorbene Mitglieder waren neben den bereits Genannten Maler und Autor Johannes Friedrich Luxem, die Maler Gerd Lehnen, Franz Ulrich und Inge Gießmann-Smolkowski. Auch Marliese Wagner und der kurz nach der Flut verstorbene Werner Mertens überzeugten als verdiente Künstler und mit Einsatz für die Gruppe.

Seit 2012 leitet Eva-Maria Kreuter den aktuell 18 Mitglieder und sieben Förderer starken Verein. Vize und künstlerischer Berater ist Otto Kley. Eine Konstante der Gilde bildeten die Mitglieder mit je eigener künstlerischer Handschrift und das Auftreten als Gruppe, sagt Kreuter. Ihre Aufgabe sieht sie darin, „beide Komponenten zu erhalten, zu fördern und in der Öffentlichkeit wirksam auf eine Künstlergruppe hinzuweisen, die es geschafft hat, 80 Jahre und eins zu bestehen“. Nachdem man viel Planung in Kunst für die Landesgartenschau gesteckt hatte, worauf Otto Kley hinweist und 2019 drei Präsentationen realisierte, bremsten Corona und die Flut, bis die Gilde im März 2022 ihre Arbeiten im Glaspavillon Rheinbach zeigte. Kreuter freut sich, zu berichten, dass die Kreativität in der Gilde gerade neuen Auftrieb erhält. „Man sieht förmlich, dass die Motivation bei den Künstlern zurückkehrt.“