Lager Rebstock Neuer Film beleuchtet Zwangsarbeit im Ahrtal zur NS-Zeit

Marienthal/Ahrweiler · Auch im Ahrtal gab es während der Zeit des Nationalsozialismus Zwangsarbeiter. Und zwar im Lager Rebstock oberhalb von Marienthal. Ein neuer Film beleuchtet nun ihr Schicksal.

Die Gedenkstätte am ehemaligen Lager Rebstock erinnert an die Arbeiter, die dort für die Nationalsozialisten Zwangsarbeit leisten mussten.

Die Gedenkstätte am ehemaligen Lager Rebstock erinnert an die Arbeiter, die dort für die Nationalsozialisten Zwangsarbeit leisten mussten.

Foto: ahr-foto

„Lager Rebstock – Zwangsarbeit im Ahrtal“ lautet der Titel eines Dokumentationsfilms von Rainer Urbanke. Dieser soll bei einer Gedenkveranstaltung am 84. Jahrestag der Reichspogromnacht am Mittwoch, 9. November, erstmals öffentlich gezeigt werden. Der Bürgerverein Synagoge lädt dazu für 19 Uhr in die ehemalige Synagoge in der Altenbaustraße 12a in Ahrweiler ein.

Fünf Jahre lang habe Urbanke, Berufsoffizier im Ruhestand, an der nun fertiggestellten Dokumentation gearbeitet – „talentiert, passioniert und hartnäckig“, so der evangelische Pfarrer Thomas Rheindorf, Vorsitzender des Bürgervereins, der Träger der Lager-Erinnerungsstätte in Marienthal ist. Für das Video, das vom damaligen Landrat Jürgen Pföhler angeregt und vom Kreis Ahrweiler finanziell unterstützt wurde, sprach Urbanke unter anderem mit Wolfgang Gückelhorn. Der Kenner der Militärgeschichte der Region aus Bad Breisig habe die Erinnerungsstätte initiiert und Fakten zu den historischen Hintergründen der Außenstelle des Konzentrationslagers Buchenwald recherchiert und gesammelt. Außerdem habe er die Erinnerungsstätte, zusammen mit einer Initiativgruppe konzipiert, geplant, gebaut und nach ihrer Eröffnung am 9. November 2017 gepflegt.

Insgesamt etwa 1500 Zwangsarbeiter

Auch der bisherige Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Koblenz Harald Kruse, der zum 1. Januar 2023 das Amt des Koblenzer Generalstaatsanwalts übernimmt, sowie Harry Stein, der als Kustos die internationale Forschung zur Geschichte des KZ Buchenwald maßgeblich geprägt hat, kommen in dem Film zu Wort. Urbanke hat für sein gut 43-minütiges Werk ferner zwei Zeitzeugen interviewt: den 1923 geborenen Arie van Houwelingen und die im gleichen Jahr geborene Gertrud Schneck. Die Heimersheimerin war 1944 für die Arbeit in dem Lager dienstverpflichtet worden, der inzwischen verstorbene Niederländer musste zur gleichen Zeit als Zwangsarbeiter in dem oberhalb von Marienthal gelegenen Lager Schienen verlegen. Insgesamt ungefähr 1500 Zwangsarbeiter mussten in den Montagewerkstätten der ehemaligen Eisenbahntunnel schuften.

Urbanke, inzwischen 79 Jahre alt, lebt in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er war Chef einer Raketen-Instandsetzungskompanie und viele Jahre lang Vorsitzender des Film- und Videoclubs der Kreisstadt. Sein Antrieb, den Film zu produzieren, gehe auf „Nacht und Nebel“ zurück, einen 1955 produzierten Dokumentarfilm über die deutschen Konzentrationslager, insbesondere das KZ Auschwitz-Birkenau, und den Holocaust in der Zeit des Nationalsozialismus. Dieser Film habe ihn schon als Jungen beeindruckt und sein generelles Interesse an der NS-Zeit geweckt.

Zweck seines Films sei es, ganz ähnlich der Intention von „Nacht und Nebel“, Funktionsweise und Brutalität des NS-Systems zu verdeutlichen. Alle, die an der Ahr wohnten, hätten vom Rebstock Lager gewusst. Und es habe „auch hier in unserer Region viele Nutznießer des NS-Regimes gegeben“. Zu denen, die von dem Lager profitiert hätten, habe die Firma Fix gehört, die „Zwangsarbeiter ohne Ende beschäftigte“. Trotzdem wurde die Existenz der Lagers nach der Nazizeit Jahrzehnte lang geleugnet.

Die DVD mit dem Film, die auch für den Schulunterricht zur Verfügung gestellt wird, ist künftig mitsamt einem Begleit-Booklet gegen eine Spende erhältlich. Der Verkaufserlös ist für die Instandhaltung der Erinnerungsstätte in Marienthal bestimmt.

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