Experte über Hochwasserschutz „Letztlich ist die Natur immer stärker“

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Ein Experte hat in Bad Neuenahrs Kurpark über wasserbewusste Stadtentwicklung gesprochen. Einen absoluten Schutz vor Wassermassen werde es nie geben, machte er deutlich. Jedoch sei Vorsorge möglich – etwa mit viel Grün in der Stadt.

Das Flächenpotenzial von Dächern und Fassaden muss in einer wasserbewussten Stadt durch intensive Begrünung richtig ausgenutzt werden - wie auf diesen Polizeicarports in Ahrweiler.

Das Flächenpotenzial von Dächern und Fassaden muss in einer wasserbewussten Stadt durch intensive Begrünung richtig ausgenutzt werden - wie auf diesen Polizeicarports in Ahrweiler.

Foto: AHR-FOTO

Wasser ist eine wichtige Ressource, mit der sparsam umzugehen ist. Daher sollte man Wasser sammeln und möglichst wiederverwenden. Insbesondere sollte niemand mehr davon verbrauchen, als zur Verfügung steht. Man muss aber auch geeignete Maßnahmen ergreifen, um sich vor diesem Element zu schützen – denn gerade im Ahrtal ist nach der Flut bekannt, wie gefährlich Wasser werden kann. Auf Einladung der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler, konnten sich nun Interessierte bei einem Vortrag über eine „wasserbewusste Stadtentwicklung“ mit Überflutungs- und Hitzevorsorgen beschäftigen. Helmut Grüning, Experte auf dem Gebiet der Wasserversorgung und Entwässerungstechnik, führte im Kurpark-Café auf, wie eine Stadt „wasserbewusst gestaltet“ werden kann.

Hermann-Josef Pelgrim, Geschäftsführer der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler nannte es ein „ziemlich technisches Thema“, das dennoch viele Zuhörer anlockte. Die Gewässerwiederherstellung nach der Naturkatastrophe, die in einem Masterplan festgehaltene künftige Ufergestaltung, die damit verbundenen Freiraumplanungen, die Rückstausituation und angedachten Querschnittsvergrößerungen des Flusses sind Themenstellungen, die im Katastrophengebiet auf Interesse stoßen. Insbesondere dann, wenn es darum geht, Wasser aus besiedelten Flächen herauszuhalten.

„Wir sind mit Wasser gesegnet“, sagte Professor Helmut Grüning, der an der Fachhochschule Münster lehrt, angesichts der durchschnittlichen Niederschlagsmengen. Einen absoluten Schutz vor Wassermassen werde es nie geben: „Letztlich ist die Natur immer stärker.“ Es könne jedoch Vorsorge betrieben werden – dabei handele es sich um eine Gemeinschaftsaufgabe. Regenrückhaltebecken, Retentionsflächen gehören dazu, die Vermeidung von Verklausungen an Brücken ebenso. Aber auch private Vorsorgen, wie Rückhalteklappen und die Schaffung von Versickerungsmöglichkeiten im heimischen Garten.

Entsiegelungen führten zudem dazu, dass die Städte wieder grüner werden könnten. Grüning warb für „horizontale und vertikale Gebäudebegrünungen“ aber auch für offene Gewässer in den Städten, wohlwissend, dass dies in Zeiten knappen Wohnraums und hohen Quadratmeterpreise in Geschäftslagen alles andere als einfach sein dürfte. Grüning: „Eine blau-grüne Infrastruktur zeichnet sich durch umfangreiche ökologische und sozialökologische Wirkung aus.“ Viel Grün in den Städten sorge dafür, dass Wasser verdunsten und versickern könne, anstatt für Überflutungen zu sorgen. Der Kreisstadt wünsche er, dass sie schon bald wieder bunt wird.

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