Pop-Art aus Leipzig Leuchtende Farben im Weißen Turm

Ahrweiler · Der Künstler Detlef Lieffertz stellt rund 60 farbleuchtenden Exponate im Weißen Turm in Ahrweiler aus. Seine Kust bewegt sich zwischen Pop-Art, Max Ernst und phantastischem Realismus.

 Ausstellung im Weißen Turm in Ahrweiler mit Werken des Leipziger Künstlers Detlef Lieffertz (r.) und seinem Galerist Marcus Diede.

Ausstellung im Weißen Turm in Ahrweiler mit Werken des Leipziger Künstlers Detlef Lieffertz (r.) und seinem Galerist Marcus Diede.

Foto: Martin Gausmann

Augen aufreißen und das Hirn bemühen, das lohnt im Weißen Turm, wo die Galerie Diede ihre neue Ausstellung „Ja der Frühling“ präsentiert. Die rund 60 farbleuchtenden Exponate des in Leipzig geborenen Künstlers Detlef Lieffertz eröffnen eine lebendige, gleichwohl gut kontrollierte Bilderwelt.

Einzelne Werke kann man als Käufer nicht nur nach Hause tragen, sondern auch als Non-Fungible Token, als einzigartiges, nicht austauschbares digitales Objekt erwerben, so Galerist Markus Diede. Es gelang ihm, Lieffertz die Scheu zu nehmen, im verwüsteten Ahrtal auszustellen. Journalist Michael Hametner, Autor des „Werkkunstwerk“-Buches über den Künstler, stellte ihn kurz vor und sprach mit ihm.

Ein wenig wand sich Hametner, um den Ausstellenden dann doch als Pop-Artisten einzuordnen. Weitere Einflüsse, aus denen er „etwas Eigenes gemacht“ habe, kommen etwa von Max Ernst und Malern der Wiener Schule des phantastischen Realismus. Lieffertz sei stets offen für neue technische Möglichkeiten gewesen, ob Spritzpistole, Kopierer oder Computer. Basis bleibt aber die profunde Handwerklichkeit.

Schon im Treppenhaus treffen die Gäste auf die Vielseitigkeit der Themen und formalen Elemente. Unten im Eingang macht Lieffertz sein Fundament mit zwei „Vaterbildern“ sichtbar. Beim aus Koblenz stammenden Vater – nach dem Studium zunächst freier Künstler, der dann eine Malerwerkstatt betrieb – lernte auch der Sohn das Handwerk, wurde Meister und studierte an der Hochschule für Grafik und Bildkunst Leipzig. Seit 1985 ist er freischaffend.

Treppauf wird man auf seine collagierende Arbeitsweise und die Quellen eingestimmt. Sich an historischer Druckkunst bedienend, fügt Lieffertz Muskelmänner ein. In „Entre“ und „Einer für alle, alle für eine“ kämpfen sie um das gerasterte, herausfordernde Objekt der Begierde. Mit dem „Holländermichel“ greift Lieffertz einen Mythos auf. Oben im Bild ein anatomisch korrektes Herz, womöglich aus dem medizinischen Atlas des Vesalius von 1543, den er öfter bemüht.

Miteinander verschränkt entfalten Altes und Modernes einen großen Reiz. Anziehend wirkt auch die der Pop-Art entlehnte heftige Farbigkeit, so beim erotischen Männer-Trio in fabelhaftem Hellblau, Grün und Schwarz, ebenso im Obergeschoss bei einer Lady in Lack mit Bananen, die ein aufregendes himmelblaues Dreieck ziert. Großartig in Komposition, Technik-Mix und Farbe kommen die beiden Bildwerke „n‘ Appel und n‘ Ei“, daher, gleichfalls das kühn in Blau-, Grün-, Rottönen gestaltete „Martyrium des heiligen Bartholomäus“. In einem anderen Werk bringt Lieffertz Seuche – damals und heute – mit Corona- und Pestmaske, die Blindheit vor dem Missbrauch in der Kirche und eine am Hochseil schaukelnde Maid, Allegorie für geteilte Fake News, allesamt unter. Gelingt ihm die Arbeit, „dann ist das, als ob ich ein Liebeserlebnis habe“, sagt der Künstler.

Die Schau ist im Weißen Turm in Ahrweiler bis 22. Mai offen: mittwochs 16 bis 18 Uhr, donnerstags 17 bis 19 Uhr, freitags 16 bis 18 Uhr sowie samstags und sonntags 14 bis 18 Uhr.

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