Energieversorgung in Marienthal Ministerpräsidentin Dreyer gibt Startschuss für Betrieb von Nahwärme-Netz

Marienthal · Im flutgeschädigten Marienthal ist das Nahwärme-Netz offiziell an den Start gegangen. Dazu kamen mehr Gäste als der Ort Einwohner hat, darunter die Ministerpräsidentin.

 Begutachten die Nahwärme-Anlage in Marienthal (von links): Dernaus Ortsbürgermeister Alfred Sebastain, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Umweltministerin Katrin Eder, Landrätin Cornelia Weigand und der Alternahrer Verbandsbürgermeister Dominik Gieler.

Begutachten die Nahwärme-Anlage in Marienthal (von links): Dernaus Ortsbürgermeister Alfred Sebastain, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Umweltministerin Katrin Eder, Landrätin Cornelia Weigand und der Alternahrer Verbandsbürgermeister Dominik Gieler.

Foto: ahr-foto

Großer Bahnhof in einem kleinen Ort: Als Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Sonntag mit Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) und Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) den Startschuss zur Inbetriebnahme des dortigen Nahwärmenetzes gab, waren mehr Gäste an den Fuß des ehemaligen Klosters gekommen als der 100-Seelen-Ort Einwohner hat. Das mit Holz und Sonne gespeiste Nahwärmenetz gilt ein Zukunftsmodell für Rheinland-Pfalz. Davon jedenfalls zeigten sich Dreyer und Eder überzeugt. In nur einem halben Jahr Bauzeit konnte die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Vorzeigeanlage realisiert werden. Die Ministerpräsidentin würdigte bei der offiziellen Inbetriebnahme das Wärmeprojekt als Zukunftsmodell auch für andere Orte und kündigten weitere Unterstützung an. Das Ziel: Allen Menschen in der von der Flutkatastrophe heimgesuchten Region soll wieder ein warmes Zuhause gegeben werden. In Marienthal sei ein Ausrufezeichen gesetzt worden, Dreyer sprach von einem „Meilenstein für die regionale Entwicklung“.

„Der heutige Tag ist nicht nur für die klimaneutrale, nachhaltige und sichere Wärmeversorgung ein Meilenstein, sondern auch für die Dorfgemeinschaft Marienthals, die nach der Flutkatastrophe noch enger zusammengerückt ist. Die sehr hohe Anschlussquote von 85 Prozent ist Ausdruck dieses Gemeinschaftssinns“, sagte Dreyer. Sie dankte dem Betreiber, der Bürgergenossenschaft EEGON eG, den Planern und Baufirmen sowie der Energieagentur Rheinland-Pfalz als „Geburtshelfer“ der Wärmeprojekte im Ahrtal. „Sie alle haben gezeigt, wie auch unter schwierigen Rahmenbedingungen mutige Schritte in die energiepolitische Zukunft möglich sind. Gemeinsam mit dem Klimaschutzministerium und den Bürgermeistern der jeweiligen Gemeinden arbeiten wir daran, dass es künftig weitere Bürger-Nahwärmenetze im Ahrtal gibt“, betonte Dreyer. Wie Verbandsbürgermeister Dominik Gieler mitteilte, gebe es derzeit in sieben weiteren Orten der von ihm geleiteten Verbandsgemeinde Altenahr die Überlegung, Nahversorgungsnetze zu installieren.

CO2-Austoß soll auf Null reduziert werden

Ministerpräsidentin Dreyer hatte zuvor ausgeführt, welches Leid ein ungebremster Klimawandel erzeugen könne, sei an der Flutkatastrophe im Ahrtal deutlich geworden. „Wir haben uns als Land ehrgeizige klimapolitische Ziele gesteckt und wollen zwischen 2035 und 2040 Klimaneutralität erreichen. Dafür brauchen wir vor allem einen sehr viel schnelleren Ausbau der Erneuerbaren Energien im Stromsektor und auch im Wärmesektor wie hier in Marienthal“, so Dreyer. Deshalb wolle das Land die Kommunen und regionalen Akteure stärken. Energie- und Klimaschutzministerin Katrin Eder ergänzte: „Ich bin beeindruckt. Dort, wo früher in den Häusern vor allem mit Öl geheizt wurde, ist nun der erste Ort im Ahrtal mit einer klimaneutralen Wärmeversorgung entstanden. Das Beispiel Marienthal zeigt, wie zukunftsweisende, gemeinschaftliche Planungsentscheidungen für eine Wärmeversorgung zum Erfolg der Energiewende beitragen. Das Projekt hat mich fasziniert.“

Das neue Wärmenetz soll erneuerbare Wärmequellen (Holzpellets und Solarthermie) effizient und flexibel integrieren. So soll ganzjährig eine sichere Versorgung gewährleistet werden. Der bisherige CO2-Ausstoß der Heizungen soll von jährlich 238 Tonnen auf null heruntergefahren werden.

33 Haushalte sind an das rund einen Kilometer lange Nahwärmenetz angeschlossen. Die Gesamtinvestition beträgt 2,1 Millionen Euro, die förderfähigen Gesamtausgaben werden zur Hälfte durch Mittel aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung bezuschusst.

Landrätin Weigand lobte: Mit Entschlossenheit und großartiger Zusammenarbeit sei etwas Großes geleistet worden: „Hier haben viele die Ärmel hochgekrempelt.“ Das Nahwärmenetz zeige, dass ein nachhaltiger Aufbau des Kreises tatsächlich möglich sei.

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