Wiederaufbau in der Kreisstadt Maßnahmenplan für Bad Neuenahr steht

Bad Neuenahr · Neben dem Wiederaufbau stehen im Maßnahmenplan für die Kreisstadt auch einige Neuerungen an: Die Ringener Straße bekommt einen Kreisel, für die Ahr-Südseite ist ein Nahversorger geplant und die Option der Zusammenlegung von Therme und Bädern will man sich noch offen halten. Große Probleme bereitet noch der Tiefbau.

 Die Flut hat die Ahr-Thermen zerstört. Der Wiederaufbau soll höchste Priorität haben.

Die Flut hat die Ahr-Thermen zerstört. Der Wiederaufbau soll höchste Priorität haben.

Foto: Martin Gausmann

Von den zehn bei der Flutkatastrophe betroffenen Stadtteilen der Kreisstadt hat es Ahrweiler und Bad Neuenahr am schwersten erwischt. Am Montag wurde der Maßnahmenplan zum kommunalen Aufbau für Bad Neuenahr im Rahmen einer Online-Einwohnerversammlung vorgestellt. Am Donnerstag folgt die Vorstellung für Ahrweiler. Präsentiert wurde, was in den Bereichen Hoch- und Tiefbau zu tun ist, auf die Zerstörungen im Kanalsystem gingen die Vortragenden nicht ein.

In Bad Neuenahr erhalten unter anderen Schwimmbäder, Kindergärten und Feuerwehr die höchste Priorisierung im Wiederaufbau

Die Liste, die Hochbau-Abteilungsleiter Herbert Wiemer vorlegte, zeigt das ganze Ausmaß der Katastrophe noch einmal auf. Die Ahr-Thermen haben mit großer Wahrscheinlichkeit einen Totalschaden erlitten. Neben dem ohnehin zum Abbruch bereitstehenden Hallenbad im Twin hat auch das Freibad größte Schäden erlitten. Die Bad-Infrastruktur Bad Neuenahrs soll schnellstens in den Gremien besprochen werden, beide Bäder wurden mit höchster Priorität eingestuft, wie das Gros der Maßnahmen in der Kurstadt. Für die Okuja-Villa neben den Ahr-Thermen gilt das nicht, hier ist die Zukunft offen, das ließe Platz für eine mögliche gemeinsame Bad-Lösung. Auch bedarf es eines Nahversorgers südlich der Ahr, wie die Situation nach der Flut zeigte. Noch gibt es weder eine Örtlichkeit, noch einen Betreiber.

Zurück zum Hochbau: Schwer getroffen sind drei Kindergärten in Bad Neuenahr. Während in der Arche Noah der Aufbau läuft, muss das Blandine-Merten-Haus neu gebaut werden. Das gilt auch für den St. Pius-Kindergarten. Hier will die Stadt tätig werden, obwohl die Trägerschaft bei der Kita gGmbh liegt. Zusammen mit drei Kita-Gruppen im Mehrgenerationenquartier nebenan soll eine Sechs-Gruppen-Einrichtung entstehen. Bei der Grundschule stehe eh eine beschlossene Sanierung an, die beiden Turnhallen daneben sind bereits im Wiederaufbau. Hoch priorisiert sind auch Um- und Anbauten bei der Feuerwehr. Die stand zwar nicht unter Wasser, wurde aber stark frequentiert und wird auf lange Sicht die Kameraden aus Ahrweiler unterstützen.

Beim schwer getroffenen Betriebshof wurde das Gros der zerstörten Fahrzeuge ersetzt, die Gebäude befinden sich im Aufbaustadium. Im Apollinarisstadion soll parallel zu den Hochbauten zunächst der Mittelplatz, danach der Hauptplatz wieder hergerichtet werden. Das Containerdorf auf dem westlichen Platz soll bis Herbst 2023 stehen.

Noch im Januar will der Stadtrat ein neues Hochwasserschutzkonzept für die Kreisstadt beschließen

Erst im April rechnet man mit dem Entwurf eines für die weiteren Arbeiten in Ufernähe wichtigen neuen Gewässerentwicklungsplans sowie einer Studie zu Rückhaltepotenzialen von der Quelle bis zur Mündung. Erst dann können neue Brücken in Planung gehen, alleine in Bad Neuenahr müssen ein halbes Dutzend Ahrquerungen neu gebaut werden. Noch im Januar will der Stadtrat ein Hochwasserschutzkonzept für die Kreisstadt beraten und beschließen. Daher wird auch das Lenné-Schlösschen noch auf den Wiederaufbau warten müssen.

Auf das Tiefbauamt kommt die Beseitigung von Schäden in rund 50 Straßen zu. Das geht teilweise bis zur kompletten Erneuerung der Ver- und Entsorgungsleitungen unter der Straße. Bürgermeister Guido Orthen sprach von einem „Dilemma der Reihenfolge“, demnach wolle man dem privaten Wiederaufbau Vorrang gewähren, damit die Bürger wieder aufbauen können, ehe ihre Häuser wegen Straßenbau nur noch schwer erreichbar sind. Orthen führte als Beispiel die Poststraße an, deren Aufbaubedarf samt Nebenstraßen derzeit ermittelt wird. Hier muss über die künftige Verkehrsnutzung beraten werden, ehe ein moderner Aufbau den Charme der 1970er Jahre ersetzen wird. Der komplette Aufbau nur dieser Straße wird ein bis zwei Jahre dauern, die vorangehenden Planungen werden einen Baubeginn im Jahr 2022 kaum zulassen. Stark frequentierte und wichtige Straßen sind dennoch mit höchster Priorität im Plan und sollen in spätestens fünf Jahren wieder hergestellt sein. Gleiches gilt für die Nebengewässer, die Mühlenteiche und Bäche und letztlich für die Ahruferbereiche, bei denen Stadt, Kreis und die SGD Nord gemeinsam eine Planung befürworten müssen.

Aus der Bevölkerung heraus und von Ortsvorsteher Richard Lindner wurde eine „Entschärfung“ der Verkehrssituation an der Kreuzung Ringener Straße / Sebastianstraße angesprochen. Tiefbau-Abteilungsleiter Alfred Bach präsentierte die Lösung: Zunächst werde dort ein provisorischer, später dann ein endgültiger Kreisverkehr entstehen. Es ist eine von sicher vielen sinnvollen Neuerungen im Aufbau. Einen „Masterplan“ oder eine „Modellregion Ahrtal“ sieht Bürgermeister Guido Orthen zumindest konkret nicht. „Das ist finanziell nicht hinterlegt und mit dem Begriff Masterplan weiß ich auch nicht unmittelbar was anzufangen. Wenn wir alles in einem Masterplan wiederfinden wollen und eine Planung erst einmal abwarten, beginnen wir nicht“, so Orthen. Man könne nicht auf der einen Seite Schnelligkeit fordern und auf der anderen Seite die Genauigkeit, die ein Masterplan voraussetzt. „Wir werden viele Dinge schnell machen müssen“, so der Kreisstadt-Bürgermeister.

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