Warnstreik in Bad Neuenahr Mitarbeiter von Coca-Cola demonstrieren für mehr Geld

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Mitarbeiter von Coca-Cola in Bad Neuenahr streiken. Angesichts der Inflation fordern sie mehr Geld – deutlich mehr, als das Unternehmen zu zahlen bereit ist.

 Die streikenden Mitarbeiter von Coca-Cola versammeln sich vor dem Werkstor in Bad Neuenahr.

Die streikenden Mitarbeiter von Coca-Cola versammeln sich vor dem Werkstor in Bad Neuenahr.

Foto: ahr-foto

Die Forderung: 400 Euro mehr pro Monat. Und das für rund 6500 Coca-Cola-Beschäftigte in Deutschland. Um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, haben Angestellte des Coca-Cola-Werks in Bad Neuenahr am Montag demonstriert. Ungefähr 60 bis 100 Mitarbeiter der Frühschicht zogen am Vormittag zum Bürgerhaus in Gimmigen, wo sie sich austauschten und stärkten, ehe es wieder zum Werk zurückging. Am Nachmittag sollte die Spätschicht ihrem Beispiel folgen.

Zum Warnstreik aufgerufen hatte die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). „Das Angebot der Arbeitgeberseite war weitaus nicht ausreichend“, sagte Volker Daiss, NGG-Geschäftsführer Mittelrhein, mit Blick auf die erste Verhandlungsrunde. Zur Unterstützung der erneuten Verhandlungen am 8. und 9. Februar in Berlin wolle man Entschlossenheit und Durchsetzungskraft zeigen.

Insgesamt rechnete die Gewerkschaft mit 200 bis 220 Streikenden. Nach Unternehmensangaben arbeiten bei Coca-Cola in Bad Neuenahr aktuell noch 225 Menschen. Um 2020 baute das Unternehmen dort 70 Stellen ab, sodass die Belegschaft von 320 auf 250 Mitarbeiter schrumpfte. Auf betriebsbedingte Kündigungen konnte im Zuge eines Sozialplans immerhin verzichtet werden, hieß es.

Noch 225 Beschäftigte in Bad Neuenahr

Coca-Cola ist nun bereit, den Angestellten 100 Euro mehr Bruttolohn pro Monat zu zahlen. Außerdem bietet der Brause-Hersteller eine abgabenbefreite Inflationsausgleichsprämie von einmalig 1000 Euro an. Ein „Zwei-Säulen-Angebot“ nennt die Coca-Cola Europacific Partners Deutschland GmbH (CCEP DE) das. Für den Betriebsratsvorsitzenden Daniele Fiumara ist das Angebot jedoch nicht gut genug. Im Gegenteil: Er nannte es am Montag „unterirdisch“ und einen „Schlag ins Gesicht“. Bei seinen Kollegen sei die Enttäuschung darüber unheimlich groß. Im Gespräch mit den Streikenden im Bürgerhaus wurde deutlich, dass besonders die aktuelle Inflation  und die damit verbundenen Preiserhöhungen der Grund sind, aus dem sie die Lohnerhöhung fordern. Dies macht sich offenbar auch am Arbeitsplatz der Streikenden bemerkbar. So schilderten sie, dass der Preis für den Kaffee aus dem Automaten im Bad Neuenahrer Werk kürzlich von 20 auf 35 Cent erhöht worden sei.

Wie die CCEP DE auf Nachfrage des General-Anzeigers mitteilte, verlief die erste Runde der Tarifverhandlungen am 12. Dezember ergebnislos „Wir glauben, mit unserem Zwei-Säulen-Entgelt-Angebot eine Lösung gefunden zu haben, die die Interessen unserer Mitarbeitenden und unsere Interessen bestmöglich ausbalanciert“, so Gero Ludwig, Verhandlungsführer und Director Labour Relations & Labour Law der CCEP DE. Und weiter: „Wir befinden uns in einer wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeit mit einer hohen Inflation, die uns als Arbeitgeber und unsere Mitarbeitenden gleichermaßen trifft. Mit unserem Angebotsmodell folgen wir der Bundesregierung: Diese empfiehlt in dieser Situation eine steuerfreie Einmalzahlung der Arbeitgeber bei gleichzeitig moderaten Tarifabschlüssen der Gewerkschaften, um eine Preisspirale zu verhindern und die Rezessionsgefahr zu verringern.“

Im Jahr 2006 übernahm Coca-Cola die Bad Neuenahrer Mineralwasser-Marke Apollinaris. In der Corona-Pandemie sank die Auslastung des Werks. War es 2019 noch komplett ausgelastet, ging die Auslastung 2020 um 15 bis 20 Prozent zurück. Auch für 2021 rechnete man damals nicht mit einer vollen Auslastung. Das Mineralwasser Apollinaris gibt es heute nicht mehr im Supermarkt, sondern nur noch in Restaurants und Co..

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