Infoabend zum Wiederaufbau Walporzheimer kritisieren komplizierte Anträge für Fluthilfe

Walporzheim · Vertreter des Landes haben in Walporzheim über Hilfen für Flutopfer informiert. Mehr als 14 Monate nach der Katastrophe hatte der Vertreter der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz einen schweren Stand.

Susanne Terhorst, Justitiarin der Handwerkskammer Koblenz, spricht in Walporzheim beim Infoabend zum Wiederaufbau nach der Flut.

Susanne Terhorst, Justitiarin der Handwerkskammer Koblenz, spricht in Walporzheim beim Infoabend zum Wiederaufbau nach der Flut.

Foto: ahr-foto

Auch mehr als 14 Monate nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal ist der Informationsbedarf in der Bevölkerung groß – erst recht, wenn es um Hilfsangebote und Unterstützungsleistungen geht. Sich gemeinsam über den Wiederaufbau informieren: Das war denn auch einmal mehr Ziel der Informationsveranstaltung „Wiederaufbau-Wissen fürs Ahrtal“, die der Helfer-Stab und der Ortsbeirat Walporzheim im Dorftreff des an der Ahr gelegenen westlichen Stadtteils der Kreisstadt organisiert hatten.

Obwohl der Wiederaufbau zum Teil nur sehr schleppend vorankommt, es einen eklatanten Mangel an Baumaterial und Fachkräften gibt und obwohl die von der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) ausgeschütteten Gelder für den Wiederaufbau in der Wahrnehmung der von der zerstörerischen Flutwelle betroffenen Menschen nur zögerlich und mit großem Zeitverzug fließen, war die Stimmung im Dorftreff eher entspannt. Allerdings wurde schnell deutlich, dass man mit der zurückhaltenden Bewilligung und oftmaligen Versagung von Geldern durch die ISB alles andere als einverstanden ist.

Heftige Kritik

So hatte Folker Gratz von der ISB einen schweren Stand. Der Vertreter der Landesbank beantwortete nach Eröffnung des Informationsabends durch ADD-Vizepräsidentin Begoña Hermann zwar geduldig Fragen zur Wiederaufbauhilfe und dem Antragsverfahren, war aber auch einer heftigen Kritik ausgesetzt. Das Antragsverfahren sei zeitraubend und kompliziert, versagte Auszahlungsgründe oft nicht schlüssig, die verschiedenen Antragsstränge in der Aufbauhilfe seien zudem kaum zu verstehen, versprochene Rückrufe blieben aus, die Kommunikation und Information sei spärlich.

„Wir wollen, dass die Menschen so schnell wie möglich das Geld bekommen“, versicherte Gratz trotz der gegenteiligen Erfahrungen, die von Flutopfern angeblich oftmals gemacht wurden. Schnell war klar: Der Teufel steckt für die ohnehin in der Corona-Krise mit der Prüfung und Auszahlung der Hilfsgelder beauftragten und somit stark strapazierten Landesbank im Detail. Jeder einzelne Fall bedarf einer einzelnen Betrachtung und Lösung.

Tipps zum Umgang mit Handwerkern

Zum Thema „Stress am Bau…“ sprach Susanne Terhorst von der Handwerkskammer Koblenz. Die Juristin versuchte zu vermitteln, wie Ärger mit Handwerkern vermieden werden kann und gab einen Einblick in die Welt der Mängelrüge. Ob Wandlung, Minderung, Umtausch oder Schadenersatz: Der Auftraggeber stehe Handwerkern, die ihren Auftrag unzureichend oder gar nicht erfüllten, nicht hilflos gegenüber. Außerdem verwies Terhorst auf eine Vermittlungsstelle der Koblenzer Handwerkskammer, die kostenlos in Anspruch genommen werden könne und oft teure und nervenaufreibende Gerichtsverfahren unnötig mache. Terhorst: „In 60 Prozent aller Fälle wird eine schnelle und einvernehmliche Lösung gefunden.“ Ihr Tipp: „Wenden Sie sich bei Auftragsvergaben immer an in der Handwerkerrolle eingetragene Fachfirmen.“

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