Experten geben Tipps zur Vorsorge So können sich Menschen an der Ahr selbst vor Hochwasser schützen

Ahrtal · Die Hochwasserpartnerschaft Ahr hat sich mit der Frage beschäftigt, wie die Bevölkerung über Möglichkeiten für eigene Schutzmaßnahmen informiert werden kann – vor, während und nach dem Ernstfall.

 Hochwasser in Bad Breisig. (Archivfoto)

Hochwasser in Bad Breisig. (Archivfoto)

Foto: Martin Gausmann

„Eigenvorsorge ist einer der vielen wichtigen Bausteine der Hochwasservorsorge, durch den jeder Einzelne selbst in der Lage ist, aktiv etwas im Rahmen privater Vorkehrungen zu tun.“ Das betonte Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) in der jüngsten Zusammenkunft der Hochwasserpartnerschaft Ahr. Die private Vorsorge müsse unabhängig von weiteren Maßnahmen der öffentlichen Hand forciert werden.

Seit dem 14. Juli 2021 werde versucht, die Auswirkungen der Starkregenkatastrophe zu bewältigen. Die Erfahrungen, die in dieser Zeit der Schadensbeseitigung und des Aufbaus gemacht worden seien sowie die Lehren, die daraus gezogen würden, könnten auch den Umgang mit Informationen für die Einwohner bezüglich der Nachsorge von Hochwasserereignissen verbessern, glaubt die Landrätin. Sie bekräftigt: „Diese Erfahrungen wollen wir bestmöglich nutzen.“

Im Dümpelfelder Gemeindehaus beschäftigten sich mehr als 40 Mitglieder der Hochwasserpartnerschaft Ahr mit der Frage, wie die Bevölkerung über eigene Vorsorgemaßnahmen vor, während und nach einem möglichen Ernstfall informiert werden könnten. So stellte Referentin Charlotte Burggraf, die bei der Kreisverwaltung Ahrweiler als Bindeglied zum Kahr-Projekt fungiert, Teilergebnisse einer bisher noch unveröffentlichten Umfrage zur Hochwasservorsorge vor. An dieser hatte sich 2022 mehr als 500 Haushalte aus dem Ahrtal beteiligt. Die statistische Auswertung dieser Daten lege nahe, so Burggraf, dass etwa der Aufbau funktionaler Frühwarnsysteme mehrheitlich große Beachtung finde. Aspekten der Eigenvorsorge werde hingegen deutlich weniger Bedeutung beigemessen.

Infomobil aus Köln im Flutgebiet

Um die Bürger für das Thema Eigen- und Verhaltensvorsorge nachhaltig zu sensibilisieren, ist auch das Infomobil des Hochwasser-Kompetenz-Centrums Köln (HKC) im Flutgebiet im Einsatz. Mitarbeiter Hans-Theodor Arenz erläuterte die Praxis der Informations- und Beratungsgespräche, die den Menschen am Fluss Wissenswertes zum Hochwasser- und Starkregenschutz näherbringen sollen. 934 ausführliche Beratungen hätten Arenz und sein Team bislang in den Flutgebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen absolviert, die Resonanz auf das Angebot sei durchweg positiv. Zur Grundausstattung des HKC-Infomobils gehöre eine Ausstellung von Modellen und Anschauungsmaterialien zum allgemeinen Hochwasserschutz. So gebe es beispielweise Tipps und Informationen zur notwendigen Rückstausicherung, zu baulichen Maßnahmen am Gebäude oder zur Verhaltensvorsorge.

Holger (l.) und Hans Diedenhofen setzen Spundwände gegen ein mögliches Rheinhochwasser ein.

Holger (l.) und Hans Diedenhofen setzen Spundwände gegen ein mögliches Rheinhochwasser ein.

Foto: ahr-foto

Wohn- und Schlafräume nach oben verlagern

So sollten empfindliche und hochwertige Nutzungen wie Wohn- und Schlafräume in die oberen Etagen verlagert und im Keller nur Dinge aufbewahrt werden, die unempfindlich sind oder schnell ausgeräumt werden können. Gleiches gilt für elektrische Anlagen: Der Stromverteilerkasten sollte 50 Zentimeter über dem höchsten Wasserspiegel liegen. Der Schutz gegen Rückstau aus der Kanalisation ist nicht zu vernachlässigen. Gebäudeöffnungen können zudem durch mobile Elemente wie Spundwände verschlossen werden, um zu verhindern, dass Wasser eindringt.

Beim anschließenden Workshop standen fünf Themenkomplexe im Mittelpunkt. Die Teilnehmer beschäftigten sich eingehend mit Fragen zur „Hochwasserdemenz“, wonach die schrecklichen Folgen einer Flut allzu schnell in Vergessenheit geraten. Der generelle Schutz vor Naturkatastrophen stand ebenso im Mittelpunkt wie der Informationsfluss vor und während der Flut. Auch über Informationen zu notwendigen Nachsorgemaßnahmen sowie zur möglichen Sensibilisierung der Bevölkerung für Hochwasservorsorgemaßnahmen in Eigenverantwortung wurde nachgedacht.

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