Stadrat diskutiert Alternativen Orchestermuschel sorgt für Probleme bei geplanter Konzerthalle

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Niedriger Verbrauch oder Denkmalschutz: Für die neue Konzerthalle in Bad Neuenahr-Ahrweiler kann es wohl nur eines davon geben. Im Stadtrat tauschen sich die Politiker darüber mit dem Architekturbüro aus.

 Die denkmalgeschützte Orchestermuschel beeinflusst die Planungen zum Umbau des Kurparkareals in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Momentan ist sie eingerüstet, sie stand infolge der Flut unter Wasser.

Die denkmalgeschützte Orchestermuschel beeinflusst die Planungen zum Umbau des Kurparkareals in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Momentan ist sie eingerüstet, sie stand infolge der Flut unter Wasser.

Foto: Martin Gausmann

Eigentlich wollte der Stadtrat von Bad Neuenahr-Ahrweiler in seiner Sitzung am Wochenanfang die finale Beauftragung der Architekten für die neue Kurparkbebauung mit Konzerthalle, Tourist-Info und Stadtbibliothek auf den Weg bringen. Aber daraus wurde nichts, die Beratungen zu dem aktuell rund 18 Millionen Euro teuren Bauwerk müssen in eine weitere Runde gehen. Grund sind Diskrepanzen zwischen den Auflagen der Denkmalschutzbehörde und dem Wunsch nach möglichst geringen Energiekosten im Betrieb des Bauwerks. Letztlich brachte der Rat nur die Genehmigungsplanung – die sogenannte Leistungsphase vier – auf den Weg. Die noch folgenden Phasen fünf bis neun wurden ebenso aus der Beschlussvorlage gestrichen wie der Auftrag an die Ahrtal und Bad Neuenahr-Ahrweiler Marketing GmbH, die Steuerung des Projektes zu übernehmen. Bevor es soweit ist, müssen noch grundlegende Dinge geklärt werden.

Hohe Energieeffizienz bei Planungen im Fokus

Die neuerliche Diskussion ins Rollen gebracht hatte das mit dem Bau beauftragte Architekturbüro „Pilhatsch.Partner“ aus Bonn selbst. Im vorberatenden Haupt- und Finanzausschuss hatte man für das Gebäude eine hohe Energieeffizienz, nämlich den Standard KfW-40 in Aussicht gestellt. KfW-40 beschreibt einen besonders energiesparenden Baustandard. Die Gebäude verlieren kaum Wärme und decken den geringen Bedarf höchst effizient. Jetzt machte Architekt Wilfried Pilhatsch einen Rückzieher und erklärte, er habe bei der seinerzeitigen Aussage den vorgeschriebenen Einbau der alten, denkmalgeschützten Orchestermuschel nicht bedacht. Deren Existenz in der neuen Konzerthalle machten einen KfW-40-Standard unmöglich. Das ist aber nicht das einzige Hindernis. So hat die Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) auch die Installation einer Photovoltaik-Anlage (PV) auf dem Dach der Konzerthalle abgelehnt. Aber auch die Nutzung erneuerbarer Energie ist ein Hauptbestandteil des genannten energetischen Standards.

Es scheint, als stünde der Denkmalschutz dem Niedrigenergiestandard gegenüber. Was also tun? Die Grünen forderten in Person ihres Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Schlagwein sehr deutlich: „KfW-40 muss als Mindeststandard ins Auge gefasst werden, das ist überhaupt das Mindeste, was wir erreichen müssen. Es bleibt uns nichts anderes mehr übrig, als das Bauen diesem Standard anzugleichen." Auf den im Haupt- und Finanzausschuss in Aussicht gestellten geringen Energiestandard wollten die Grünen das Architekturbüro festnageln. Soll aber auch heißen, der Bau würde nochmals um einiges teurer, was sich später allerdings durch niedrigere Energiekosten ausgleicht. Architekt Pilhatsch machte deutlich, dass der KfW-40-Standard durch den Einbau einer Dreifach-Verglasung, einer sechs bis acht Zentimeter dickeren Dämmung und einer PV-Anlage bei gleichzeitigem Verzicht auf die alte Orchestermuschel problemlos zu bewältigen sei, aber Mehrkosten von 500.000 bis 700.000 Euro verursache. Die aktuelle Kostenberechnung für die Konzerthalle beläuft sich auf rund 18,3 Millionen Euro brutto.

Flut hat denkmalgeschützte Konzertmuschel beschädigt

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Christoph Kniel erinnerte daran, dass auch der Landesrechnungshof auf höhere Energiekosten durch den Einbau der Muschel hingewiesen habe. Während für Rolf Deißler (FDP) feststeht, man müsse die Muschel weiter nutzen und könne daher nicht davon ausgehen, KFW-40 zu schaffen, forderte Kniel, man müsse auf einen guten Energiewert hinarbeiten.

Überhaupt bereite die Konzertmuschel aktuell Sorgen, so Pilhatsch. Denn auch sie hat die Flutnacht im vergangenen Juli nicht trocken überstanden, rund anderthalb Meter hoch schoss das Wasser damals durch das denkmalgeschützte Stück, dass am Rande des Kurparks gelagert ist. Jetzt muss erst einmal ein Gutachter den Zustand prüfen. Dass noch eine hohe Feuchtigkeit vorherrsche, zeige aktuell zu erkennende Schimmelbildung.

Ein weiteres Thema für eine neuerliche Kommunikation mit der Denkmalbehörde ist eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach der Halle. Deren Bau wurde bisher von der GDKE abgelehnt. Die Flut im Ahrtal dürfte jedoch einiges verändert haben. „Eine solche PV-Anlage kommt gegenüber GDKE nun zur Forderung, dann muss die Landesbehörde erst mal sagen, dass Denkmalschutz wichtiger ist", so Bürgermeister Guido Orthens (CDU) klare Ansage bezüglich des bevorstehenden Austauschs. Rückendeckung erhielt er dabei von allen Fraktionen des Stadtrats, der den aktuellen Beschluss zur Konzerthalle bei zwei Gegenstimmen mehrheitlich fasste.

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