Ein Anwohner aus Bad Neuenahr-Ahrweiler berichtet Per THW-Boot zur Tetanus-Impfung

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Bei den Anwohnern in Bad Neuenahr-Ahrweiler steigt die Angst vor Krankheitserregern. Abhilfe schafft das Boot des THW, das die Bewohner zu einer Impfung in die Innenstadt bringt.

 Anwohner versammeln sich rund um die Handy-Ladestation in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Anwohner versammeln sich rund um die Handy-Ladestation in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Foto: Victor Francke

Eine kleine THW-Bootsfahrt mit der „Ahrida“ verhilft im Rahmen einer in Bad Neuenahr-Ahrweiler gezeigten großen „SolidAHRität“ zu einer Tetanus- und Diphtherie-Impfung. So mancher setzt mit dem blauen Bötchen über und wandert über die inzwischen – dank des einsetzenden Regens – wieder verschlammten Straßen in Richtung Innenstadt, um sich dort mit Taschenlampen, Gas-Kochern oder Powerbanks auszustatten. Man merkt schnell: Die Betreuung der Menschen und die Versorgungslage sind hier einfach um Klassen besser. Aber auch die Gesundheitsvorsorge.

Ein Schild auf der Hauptstraße weist auf die Möglichkeit einer schnellen Impfung hin. Also rein in das ansonsten leerstehende Ladenlokal. Mitarbeiter der Johanniter fragen nach bereits erfolgten Impfungen, beraten und setzen – für den „Patienten“ schmerzfrei – die mit Impfstoff gefüllte Nadel in den Oberarm. Ein Impfdokument gibt es auch, mit der Empfehlung, den eigenen Hausarzt bei Gelegenheit zu bitten, die weiße Bescheinigung in den gelben Impfpass zu übertragen.

Vielfach ist inzwischen die Angst der Menschen zu spüren, kontaminierten Staub einzuatmen oder mit dem verseuchten Schlamm näher in Berührung zu kommen. Die Befürchtung, Durchfall zu bekommen oder an Wundstarrkrampf zu erkranken, ist allgegenwärtig und überall Gesprächsthema. Krankheitserreger kann keiner gebrauchen – aber jetzt erst recht nicht. Aufatmen bei denjenigen, die sich flott und unkompliziert die Impfspritze setzen ließen. Wenigstens ein bisschen Beruhigung in dieser Zeit der größten persönlichen Unruhe.

Für die Gäste der THW-Fähre gibt es eine „Tages-Karte To Go“

Wieder zurück an der „Fähre“ erwartet die Passagiere des vier Leute fassenden Bötchens eine „Tages-Karte To Go“ des aus Stuttgart angerückten THW. Dort darf man sich etwas „wünschen“ – eine Dusche, Kraft, Essen oder auch nur ein Lächeln. Leider kann nur Letzteres tatsächlich erfüllt werden. Dennoch schmunzeln die Fähr-Gäste, die sich fast alle für die Dusche entscheiden oder das, was nicht auf der „Karte“ steht: Strom.

Der fließt auch nach Tag 14 nicht. Gut, dass nun von einer Verpflegungsstation im Norden ein Glas mit löslichem Kaffee in den Süden mitgenommen werden konnte und dort der kleine Gaskocher zum Einsatz kommen kann. Nach missglückter Generalprobe (für Nicht-Handwerker: die kleine Propangasdose hat ein Linksgewinde) klappt die Premiere bei der Herstellung von kochendem Wasser einwandfrei.

Ohne jede Anfangsschwierigkeit kommt indes eine Bierlieferung aus Niedersachsen an: Ein Handwerker aus Hannover rollt mit einem Transporter in der Unterstraße vor, steigt aus und erklärt: „Ihr wollt doch sicher mal was anderes trinken als immer nur Wasser.“ Anlieger beweisen schnell, dass er mit seiner Einschätzung richtig liegt. Daran ändert auch die alles andere als ideale Trinktemperatur des Bieres nichts.

In Bad Neuenahr-Ahrweiler sammeln sich die Pfandflaschen

Apropos Bier: In Bad Neuenahr-Ahrweiler ist die große Zeit der Pfandsammler angebrochen. Überall stehen leere Mineralwasser- oder Cola-Flaschen und -Dosen in rauen Mengen herum. So mancher scheint ein gutes „Geschäft“ zu wittern und entwickelt bemerkenswerte Sammelleidenschaft: Zu beneiden werden die Annahmestellen in den Geschäften in den nächsten Wochen nicht sein.

Derweil entwickelt der Ferienwohnungsbetreiber in der Nachbarschaft erste Pläne, wie es weitergehen soll. Urlauber werden für die nächsten Jahre nicht erwartet. Also will man die ansonsten freistehenden Appartements und Wohnungen nach ihrer Herrichtung dauerhaft an die Menschen vermieten, die jetzt eine Bleibe suchen. So kann dann zumindest ein wenig die anstehende Wohnungsnot gelindert werden.

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