7000 Schüler betroffen Planung für das erste Schuljahr nach dem Hochwasser läuft

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Am 30. August soll das neue Schuljahr starten. Doch 17 Schulen sind von der Flutkatastrophe im Ahrtal zum Teil massiv betroffen. Für einige wurden bereits Ausweichquartiere gefunden.

 Das Peter-Joerres-Gymnasium in Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört zu den 17 Schulen, in denen nach den Sommerferien kein Unterricht stattfinden kann.

Das Peter-Joerres-Gymnasium in Bad Neuenahr-Ahrweiler gehört zu den 17 Schulen, in denen nach den Sommerferien kein Unterricht stattfinden kann.

Foto: Martin Gausmann

So viel Normalität wie möglich – das ist die Maxime der Planung für das neue Schuljahr im Kreis Ahrweiler, das allen Umständen zum Trotz am 30. August beginnen soll. „Uns ist bei der Planung wichtig, dass Lerngemeinschaften möglichst gut zusammengehalten werden“, sagt eine Sprecherin des Bildungsministeriums auf Anfrage. So sollen Klassen zusammenbleiben – wo es möglich ist, auch größere Einheiten wie Jahrgangsstufen, Orientierungsstufen, Oberstufen oder ganze Schulen. Den Schülern soll die Möglichkeit gegeben werden, das Erlebte gemeinsam mit vertrauten Menschen zu verarbeiten.

Rund drei Wochen bleiben noch, um Lösungen für die Unterbringungen zu finden. Dass dies eine besondere Herausforderung ist, verdeutlicht ein Blick auf die Fakten: 17 Schulen im Kreis Ahrweiler wurden nach Angaben des Bildungsministeriums nach derzeitigem Stand so stark von dem Hochwasser getroffen, dass dort nach den Sommerferien kein Unterricht stattfinden kann. Rund 7000 Schüler, so das Ministerium, sind betroffen. Schüler sollen in anderen Schulen in der Umgebung unterrichtet werden. Laut dem Ministerium stünden dafür genügend Räumlichkeiten zur Verfügung. Sobald es eine Lösung gebe, wolle man sie den Schülern und Eltern mitteilen. „Es nimmt immer mehr Form an“, so die Sprecherin.

Berufsbildende Schule des Landkreises Ahrweiler (BBS) wird auf sechs Standorte aufgeteilt

Teilweise sind bereits Lösungen gefunden worden. So werden die 2500 Schüler der Berufsbildenden Schule des Landkreises Ahrweiler (BBS) auf sechs Standorte aufgeteilt. Nach Auskunft von Schulleiterin Gundi Kontakis handelt es sich dabei um die Berufsbildenden Schulen Linz, Mayen, Andernach, Wirtschaft Koblenz, Julius-Wegeler-Schule Koblenz und das Heinrich-Hertz-Europakolleg in Bonn. Bei der Wahl der Standorte habe man sich daran orientiert, wie gut die Schüler diese erreichen können. Die Schulverwaltung bleibt in Bad Neuenahr-Ahrweiler: Sie kommt zunächst im Gymnasium Calvarienberg unter. Kontakis stellt die positive Zusammenarbeit in der Situation heraus: „Ganz viele Schulen haben Hilfsangebote gemacht.“ Auch die Kooperation mit dem zuständigen Referenten der Schulaufsicht habe sehr gut funktioniert. Nun müssten noch Detailfragen geklärt werden. Zum Beispiel, ob an den Standorten ein Schichtbetrieb stattfinden soll.

Die Zerstörung an der BBS, die an der Kreuzstraße nahe der Ahr liegt, sei immens, so Kontakis. Alle Werkstätten seien zerstört, ebenso der Verwaltungstrakt. Erweiterungspavillons seien einfach weggespült worden. „In Gänze dürfte es Monate bis Jahre dauern, bis die BBS wiederhergestellt ist“, so Kontakis. Dementsprechend liegt der Fokus zunächst auf kleinen Schritten. Nach den Herbstferien, so hofft die Schulleiterin, könnten Container für einzelne Klassen auf dem Gelände stehen. Auch ein einzelner Gebäudetrakt sei nicht ganz so stark betroffen und könnte womöglich in absehbarer Zeit wieder für den Schulbetrieb genutzt werden.

Bei der übergeordneten Planung gibt es laut dem Ministerium diverse Aspekte zu berücksichtigen: So gebe es Schulgebäude im Ahrtal, deren Obergeschosse intakt sind, die aber über keine Wasserversorgung oder eine funktionierende Elektrik verfügen. Auch müsse sichergestellt werden, dass die Schulgebäude erreichbar sind und keine zerstörten Straßen die Anfahrt versperren. Zudem ist die Ausstattung ein Thema: Eine Berufsbildende Schule benötige für den Unterricht spezielles Equipment, für das gesorgt werden müsse. Seitens der angrenzenden Gemeinden gebe es viel Solidarität, so die Ministeriumssprecherin.

In der Grafschaft kommen mehrere Schulen aus dem Ahrtal unter

Hilfe kommt auch aus der Nachbargemeinde Grafschaft. Nach Angaben von Bürgermeister Achim Juchem wurden für mehrere Schulen Lösungen gefunden. So sollen die Grundschule Altenahr und die Realschule plus Altenahr auf einer Bolzplatzwiese und einem angrenzenden Baugrundstück gegenüber der Grundschule Gelsdorf in zwei Modulanlagen untergebracht werden. Die Schüler der Grundschule Dernau sollen auf die drei Grundschulen der Gemeinde in Gelsdorf, Leimersdorf und Ringen aufgeteilt werden.

Das Are-Gymnasium soll komplett in Containern unterkommen. Dafür ist ein Grundstück am Kreisverkehr Beller an der Zufahrt zum Innovationspark vorgesehen. Der Eigentümer des Grundstücks, für das ein Einkaufszentrum im Gespräch ist, habe dieses befristet zur Verfügung gestellt. Zudem könnte das Peter-Joerres-Gymnasium in Containern auf dem Sportplatz Lantershofen unterkommen. Dieser wird aktuell von Hilfskräften genutzt und müsste ohnehin wieder hergestellt werden, ehe er wieder für sportliche Zwecke genutzt werden kann, so Juchem.

Für die Verarbeitung des Erlebten solle den Schülern genügend Raum gegeben werden, so das Bildungsministerium. Dafür soll es professionelle Hilfe geben. Psychologische Fachkräfte sollen zum Schulstart Lehrer und Schüler unterstützen. Auch aus anderen Bundesländern – aus Hessen, Baden-Württemberg, Saarland und Schleswig-Holstein – kommen zu diesem Zweck Kräfte.

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