DRK stellt Beratungscenter für Flutbetroffene vor Psychosoziale Betreuung wird immer wichtiger
Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der DRK-Kreisverband Ahrweiler hat am Donnerstag sein neues Service- und Beratungscenter für die Menschen der Krisenregion vorgestellt. Hilfe und Miteinander stehen in dem aus Spenden finanzierten Containerdorf im Mittelpunkt.
Der erste Schock über die Flutkatastrophe im Ahrtal mit 133 Toten und Hunderten Verletzten ist vorüber. Nun kommen die Menschen allmählich ein wenig zur Ruhe – und zum Nachdenken. Mit den aufkommenden langen Winternächten und der aktuellen Situation wird die psychosoziale Beratung mehr und mehr eine gewichtige Rolle spielen. Ein solches Angebot mit psychologischem Fachpersonal und mit Sozialpädagogen wird es bis spätestens Ende Oktober beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Bad Neuenahr-Ahrweiler geben.
Die Betreuung ist nur ein Schwerpunkt der Arbeit des „DRK-Beratungs- und Servicecenters Ahr“, das die Spitze des DRK-Kreisverbands am Donnerstag vorstellte. Das Center wird nach und nach auf dem städtischen Parkplatz schräg gegenüber der Kreisgeschäftsstelle an der Ringener Straße entstehen.
Hier ist jetzt schon ein Infopoint vorhanden – inklusive Waschsalon mit Waschmaschinen und Trockner im Dauerbetrieb. Hier kommt man aber auch ins Gespräch, was laut Kreisverbands-Präsident Achim Haag mindestens genauso wichtig ist. Im Beratungscenter entsteht ein Anlaufpunkt für alle, die Hilfe beim Ausfüllen der Anträge auf Wiederaufbaugelder benötigen.
„Die Anträge wird es schon bald nicht nur digital, sondern auch als Ausdruck geben“, versprach Kreisbeigeordneter Horst Gies, der das Center am Donnerstag ebenfalls besuchte. In dem kleinen Containerdorf wird es eine Begegnungsstätte vorwiegend für vulnerable Gruppen wie ältere und alleinstehende Menschen geben. Hier soll man sich auf eine Tasse Kaffee treffen können, das Miteinander steht im Vordergrund. Kinder dürfen sich in der Spielecke vergnügen während ihre Eltern Anträge ausfüllen oder auf die Wäsche warten.
„Wir wollen hier kreisweit und flächendeckend helfen“, sagte Haag. Dabei sollen auch die angesprochen werden, die an anderer Stelle vergessen wurden. Beim Hilfsangebot, das nach und nach erweitert wird, geht der Blick über den Tellerrand hinaus. Das, was andere anbieten, will man nicht duplizieren.
„Wir wollen uns mit anderen Akteuren, wie den Wohlfahrtsverbänden, vernetzen“, so Anke Marzi vom DRK-Landesverband aus Mainz. Sie hatte gemeinsam mit dem Kreisverband vor fünf Wochen begonnen, das Service- und Beratungscenter zu planen. Immer wieder kam sie nach Ahrweiler: „Gerade in den letzten beiden Wochen merkte man, dass es voran geht. Jetzt wollen wir mit den Menschen vor Ort Perspektiven entwickeln, dabei niedrigschwellige Angebote bereitstellen.“
Mindestens bis Ende 2022 soll es das Center geben, möglicherweise zieht man im Frühjahr in feste Räumlichkeiten um. „Danach muss man sehen, ob es weiterhin Bedarf für die Einrichtung, die über Spendengelder finanziert wird, gibt“, so Haag.
Der DRK-Kreisverband, dessen Geschäftsstelle selbst von der Flut beeinträchtigt wurde, hat den Menschen vom ersten Tag an geholfen, zunächst mit Soforthilfemaßnahmen. Es entstand ein Treffpunkt, an dem es warme Mahlzeiten gab.
Neben dem originären Dienstbetrieb schafft man Ersatz für die betroffenen Rettungswachen Altenahr und Bad Neuenahr-Ahrweiler und baute eine Wache in Kempenich auf. „Mit großer Unterstützung unserer Ortsvereine haben wir vom ersten Tag an geholfen, wo es nur ging“, resümierte Kreis-Geschäftsführer Frank Trömel.