Charity-Alliance zieht Zwischenbilanz Senioren-Fahrdienst an der Ahr boomt

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Nach den ersten zwölf Monaten im Flutgebiet zieht der Senioren-Fahrdienst Charity-Alliance in Bad Neuenahr-Ahrweiler Bilanz. Die Nachfrage ist weiter riesig, darauf wollen die Initiatoren reagieren.

Viele Fahrtwünsche im Flutgebiet erfüllt: In Bad Neuenahr-Ahrweiler informiert Chraity-Alliance-Projektleiter Leo Kutscheid (4.v.r.) die Sponsoren und Landrätin Cornelia Weigand (2.v.l.) über den anhaltenden Erfolg des Senioren-Fahrdienstes.

Viele Fahrtwünsche im Flutgebiet erfüllt: In Bad Neuenahr-Ahrweiler informiert Chraity-Alliance-Projektleiter Leo Kutscheid (4.v.r.) die Sponsoren und Landrätin Cornelia Weigand (2.v.l.) über den anhaltenden Erfolg des Senioren-Fahrdienstes.

Foto: ahr-foto

Seit gut einem Jahr kutschiert der Fahrdienst Charity-Alliance Senioren kostenlos zu ihren Wunschdestinationen in der Region. „Das kann ein Arztbesuch in einer Nachbarstadt aber auch ein Tagesausflugsziel sein“, sagte Projektleiter Leo Kutscheid, der gemeinsam mit seinem Team, Sponsoren und Landrätin Cornelia Weigand (parteilos) vor der Rewe-Filiale von Peter Schäfer in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine erfreuliche Bilanz ziehen konnte. „Das erste Jahr verlief sehr vielversprechend. Der Fahrdienst wird stark nachgefragt.“ Die Initiatoren kündigen daher für das zweite Jahr eine Erweiterung an. Kutscheid: „Der Fahrdienst ist auch für die nächsten zwölf Monate gesichert. Wir versuchen nun, noch mehr ehrenamtliche Fahrer zu gewinnen. Auch die Fahrzeugflotte soll vergrößert werden.“

In Hochzeiten werden mehr als 400 Anrufe pro Tag registriert

Mit sechs bis acht Fahrzeugen ist der aus Kaiserslautern stammende Fahrdienst aktuell im Flutgebiet unterwegs. Das Ziel: „Das Projekt sichert der Generation 70 plus ein Stück soziale Teilhabe und Mobilität. Denn noch immer ist das nach der Flutkatastrophe nicht uneingeschränkt für alle gewährleistet“, sagte Kutscheid. Das Prinzip ist denkbar einfach. Interessierte Bürger über 70 können werktags über eine Telefonhotline ihre Wunschtermine für die Fahrt anmelden. Nach Rücksprache mit den verfügbaren ehrenamtlichen Fahrern steht zu dieser Zeit dann pünktlich der Senioren-Begleitdienst bereit.

Mehr als 3000 Fahrten hat der Fahrservice im ersten Jahr koordiniert. Zehn ehrenamtliche Fahrer haben Kutscheid zufolge Tausende Kilometer mit den Senioren absolviert. „In Hochzeiten gingen aus dem Ahrtal mehr als 400 Anrufe pro Tag bei uns ein. Daran sieht man, wie groß die Nachfrage von Sinzig bis Adenau war und bis heute ist“, sagte der Projektleiter. „Die Shuttle-Fahrten sind eine Möglichkeit, um Freunde zu besuchen und Kontakte aufrecht zu erhalten.“ Beliebte Ausflugsadressen liegen im gesamten Landkreis, den Rhein entlang zwischen Koblenz und Bonn oder in der Eifel, etwa in Bad Münstereifel, Mayen oder Daun. „Das Repertoire der Ausflüge reicht von Fahrten von Arztterminen bis zu kulturellen Veranstaltungen. Die Fahrgäste besuchen gerne das Theater, gehen ins Kino oder auf Konzerte. Ein Fahrgast lässt sich sogar regelmäßig zu Vorlesungen in die Uni Bonn begleiten, und das mit mehr als 90 Jahren.“

Fahrdienst ermöglicht Senioren Tagestouren

Fahrgäste wie auch ehrenamtliche Chauffeure kommen aus dem gesamten Ahr-Einzugsgebiet. Auch Luc De Smedt aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Werner Kallenborn aus der Grafschaft sitzen regelmäßig mehrmals pro Woche hinterm Steuer. Entsprechend der eingehenden Buchungen können das auch mal acht Stunden täglich sein. Dennoch: „Wir haben uns gerne angeboten und haben Spaß an der Tätigkeit“, sagte das Duo einhellig. Für beide ist der Senioren-Fahrdienst ein voller Erfolg. „Die älteren Menschen sind zudem extrem dankbar für das Angebot. Viele kommen insbesondere nach der Flut einfach kaum aus ihrem Zuhause raus, weil sie es selbst nicht mehr können und keine Angehörigen haben“, sagte Kallenborn. „Dann kommt es vor, dass wir eine halbe Stunde für die Fahrt brauchen, aber trotzdem eine Stunde im Auto sitzen, weil die Leute ihre Geschichte erzählen wollen.“ Auch De Smedt kennt solche Situationen genau. „Es geht häufig nicht um den Arztbesuch oder das Einkaufen. Es geht darum, sich auszutauschen, ein Ziel zu haben. Gerne werden kleine Tagestouren mit einem Freund gebucht. Es geht darum, wieder Schönes im Leben zu haben, was viele zwischenzeitlich vermisst haben.“

Dass sich ohne die ehrenamtlichen Fahrer „kein Rad drehen“ würde, ist auch Landrätin Weigand bewusst. Umso mehr seien deren Verdienste um das Projekt zu würdigen, das von mehreren Rewe-Kaufleuten, der Volksbank-Bürgerstiftung RheinAhrEifel und der Bonner Hilfsorganisation Help genauso gefördert wird wie vom Kreis Ahrweiler. „Das Angebot und der dadurch ermöglichte Austausch sind wichtig für die Menschen hier. Es ist schön, dass das System so gut funktioniert“, sagte Weigand. Damit das auch im kommenden Jahr so bleibt, ist der Fahrdienst auf der Suche nach Verstärkung. „Wir wollen den Fahrer- und Autopool erweitern“, sagte Kutscheid. „Wir warten aktuell auf weitere drei Fahrzeuge, und hoffen, dass sie uns bald zur Verfügung stehen werden.“ Dementsprechend soll auch die Zahl der Chauffeure wachsen. Interessenten sollten möglichst tageweise zur Verfügung stehen, gerne auch mehrere Tage pro Woche en bloc. „Das erleichtert uns die Verteilung der Fahrzeuge“, sagte der Projektleiter. „Die Prozesse haben sich bei unseren Fahrern hervorragend eingespielt, sie sprechen sich ab und übergeben Autos eigenverantwortlich. Allerdings brauchen einige auch mal eine Pause. Und die haben sie sich nach anstrengenden Monaten auch redlich verdient.“

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