Aus für Versorgungsstand in Ahrweiler Hilfe für Menschen am Nelkenweg soll weitergehen

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Der Versorgungsstand am Bad Neuenahrer Nelkenweg baut 20 Monate nach der Flutkatastrophe die Zelte ab. Die Initiatoren suchen nach Alternativen und haben auch schon konkrete Pläne.

Das Versorgungszelt im Nelkenweg schließt. Christiane Thul-Steinheuer packt ein.

Das Versorgungszelt im Nelkenweg schließt. Christiane Thul-Steinheuer packt ein.

Foto: AHR-FOTO

An der Unterstraße, im Herzen des Kurviertels von Bad Neuenahr, hatten Aktive nach der Flut eine vorbildliche Einrichtung gegründet: Einen Versorgungsstand mit dem Ziel, Nachbarschaftshilfe zu leisten. Nach zweimaligen Umzügen hatte das aus Spendenmitteln finanzierte und von der Stadt geduldete und mitgetragene Projekt am Nelkenweg auf städtischem Grund und Boden eine Bleibe gefunden. Dies in Zelten, die von der Arbeiterwohlfahrt gemietet und bezahlt worden waren. Nun soll auch dort Schluss sein. Ende April wird der Versorgungsstand und Kommunikationstreff aufgelöst. Geht es nach Christiane Thul-Steinheuer, die den Stützpunkt für Nachbarn und Helfer vor nahezu zwei Jahren mit ins Leben rief, dann wird es jedoch auch weiterhin eine Anlaufstelle für die im Viertel lebenden Menschen geben.

Alternativen sind schon ins Auge gefasst

Längst hat die gelernte Heilpraktikerin ihre Fühler nach Alternativen ausgestreckt. Dass die Stadt den derzeit von den aufgebauten Zelten blockierten Parkplatz am Nelkenweg wiederhaben möchte, kann die 57-Jährige gut verstehen. Auch, dass es für die Kurviertelbewohner mehr als 20 Monate nach der Flutkatastrophe ein Zurück in die Normalität geben muss. Jedoch sieht Thul-Steinheuer bei den Menschen, die dreimal wöchentlich eine fußläufig erreichbare Anlaufstelle haben, ungebrochenen Bedarf an Betreuung, Gemeinschaft, Kommunikation, Fürsorge. „Es sind ja in erster Linie Senioren, die zu uns kommen. Sie sind froh und dankbar, hier ihre Sorgen und Nöte abladen zu können“, weiß Thul-Steinheuer.

Auch wenn es nicht mehr um die Behebung einer durch die Flutkatastrophe entstandenen akuten Notlage gehe, so habe die ehrenamtliche Arbeit der vergangenen 21 Monate doch deutlich gezeigt, wie wichtig die Förderung von Gemeinschaft und Miteinander für die Besucher des Versorgungszeltes am Nelkenweg sei. Ob Mittagsmahlzeit an zwei Wochentagen, Bingo-Nachmittag oder Quiz-Abend: Die kleine Zeltstadt sei Heimstatt und Heimat für einen festen Besucherstamm geworden.

Ein neuer Standort an der Mittelstraße?

Thul-Steinheuers Plan: In der Nachbarschaft an der Mittelstraße will sie nach der Naturkatastrophe freigewordene Räume mieten, um den Stützpunkt für die Menschen doch noch irgendwie - zumindest für ein Jahr - am Leben zu halten. Noch sei die Finanzierung nicht in Gänze gesichert. Es zeichne sich jedoch eine vielversprechende Lösung ab.

Auch wenn der Wunsch nach Geselligkeit und Miteinander, Fürsorge und Betreuung grundsätzliche Problemstellungen in unserer Gesellschaft sind, will Thul-Steinheuer - losgelöst von den Folgen der Naturkatastrophe im Ahrtal - die Gelegenheit beim Schopfe packen, und aus der gewachsenen Pflanze, die der Versorgungsstand bildet, einen langlebigen Baum machen. „In jedem Stadtteil gibt es Treffpunkte für Alt und Jung, nur hier südlich der Ahr nicht“, meint Thul-Steinheuer. Wie sich das Leben in der Region jedoch entwickele, hänge von vielen „harten“ und „weichen“ Faktoren ab. Aus sozialer und demografischer Sicht zeigten sich große Unterschiede zwischen den ländlichen Regionen, aber auch in den unterschiedlichen Vierteln einer Stadt.

Zudem steige die Zahl der Menschen, die sich abgehängt und ausgegrenzt fühlten. Thul-Steinheuer: „Dieses Gefühl wird auch durch die infrastrukturelle und demografische Situation vor Ort bestimmt.“ Im Rahmen ihrer Möglichkeiten wolle sie ihren Beitrag leisten, ein attraktives Wohnen und Leben für Jung und Alt in einem tragfähigen sozialen Gefüge möglich zu machen. Thul-Steinheuer: „Dazu gehört ein Treff.“ In den nächsten Tagen werde sich zeigen, ob es einen Fortbestand der Anlaufstelle – wenn auch an einem anderen Standort - geben wird. Fest steht indes, dass am Nelkenweg zunächst der Abbau angesagt ist.

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