Absacken des Fundaments weniger schlimm als befürchtet Walporzheimer Bahnhofsgebäude kann bleiben

Walporzheim · Die Deutsche Bahn plante den Abriss des 109 Jahre alten Gebäudes, bis sich das Freilichtmuseum Kommern meldete. Nun aber kann Bahnhof sogar bleiben. Die Gründe dafür.

 Der Bahnhof Walporzheim sollte ab- und in Kommern wieder aufgebaut werden. Nun bleibt er erst einmal stehen.

Der Bahnhof Walporzheim sollte ab- und in Kommern wieder aufgebaut werden. Nun bleibt er erst einmal stehen.

Foto: Thomas Weber

Bis zur Flut im Ahrtal schienen die Tage des Walporzheimer Bahnhofsgebäudes gezählt, nun hat es wieder eine Zukunft. Denn ursprünglich sollte der 109 Jahre alte Bau zunächst abgerissen werden. Dann meldete sich das Freilichtmuseum Kommern und wollte das Gebäude erwerben. Hintergrund war, dass das Fundament des Bahnhofs abgesackt ist. Nun hat man festgestellt, dass die Schäden nicht so gravierend sind, als dass sie nicht ohne allzu großen Aufwand repariert werden können. Und da es noch einige Jahre dauern wird, bis die Elektrifizierung der Ahrtalbahn umgesetzt und das Schienennetz bis Ahrbrück oder vielleicht auch weiter bis Adenau wieder intakt ist, wird auch das Stellwerk in Walporzheim weiterhin benötigt.

Die Geschichte des mittlerweile zweiten Walporzheimer Bahnhofs reicht über 100 Jahre zurück. Der Bau im Jahr 1912 war notwendig geworden, weil die Trassenführung der Ahrtalbahn ein Jahr zuvor verlegt worden war und das bestehende Bahnhofsgebäude in der heutigen Domherrenstraße, dass von 1906 bis 1917 auch als Endpunkt der elektrischen gleislosen Bahn, einem frühen Oberleitungsbus-Betrieb nach Bad Neuenahr, rund 150 Meter von der neuen Bahnstrecke entfernt war. Damals wurde ein neues, eingeschossiges Bahnhofsgebäude gebaut. Das besteht größtenteils aus einem überdachten, aber nach zwei Seiten offenen Wartebereich, im dem unter anderem ein Fahrkartenautomat zu finden ist. Zudem beinhaltet das Gebäude einen weiteren Raum, der als Lager an die Walporzheimer Karnevalisten vermietet ist, und ein Stellwerk. Erreichbar ist der Walporzheimer Bahnhof über eine 30-stufige Treppe, einen Aufzug für einen möglichen barrierefreien Zugang gibt es nicht.

Auch nach der Fundamentsabsackung war der Bahnhof nie wirklich gesperrt

Im Frühjahr wurde festgestellt, dass das Fundament des Gebäudes abgesackt ist. Große Sicherungsmaßnahmen gibt es aber nicht, es wurde lediglich ein Absperrband um Teile des Gebäudes herum gespannt. Auf Seiten der Bahn dachte man über einen Abriss des Altbestandes nach. Dessen Funktionalität schien obsolet zu werden, da ein neues Stellwerk im Ahrweiler Bahnhof in Planung war, das die Aufgaben in Walporzheim, Dernau und Kreuzberg mit übernehmen sollte. In Walporzheim hätte eine einfache Unterstellmöglichkeit als Wetterschutz für die wartenden Fahrgäste ausgereicht.

In der Folge meldete sich ein Interessent für das Gebäude. Das Freilichtmuseum in Kommern bei Euskirchen würde den Bahnhof gerne erwerben, abbauen und auf seinem Gelände wieder errichten. Entsprechende Pläne bestätigte Museumsleiter Josef Mangold seinerzeit auf Nachfrage des General-Anzeigers: „Wir würden den Bahnhof sehr gerne übernehmen und in unseren Bereich ‚Markplatz Rheinland‘ integrieren“, so Mangold, der den Tipp vom möglichen Abriss des Bahnhofs von einer Mitarbeiterin der Bahn erhalten hatte. Es gab eine Besichtigung vor Ort, bei der die Idee geboren wurde, den Bahnhof, wenn er denn nach Kommern kommt, in den Zustand der 1970er Jahre zu versetzen, unter anderem mit dem damals vorhandenen Fahrkartenschalter. Man wolle zeigen, wie ein solcher Bahnhof in einem kleinen Ort vor 50 Jahren funktioniert habe, betonte der Museumsleiter, der gerne auch die Apparaturen aus dem Stellwerk übernehmen und im Museum wieder aufbauen würde.

Auch seitens der Bahntochter DB Netz AG, in deren Besitz das Gebäude ist, wurde bestätigt, dass man mit einem Interessenten für das Walporzheimer Bahnhofsgebäude in Gesprächen sei, ohne konkrete Namen zu nennen. „Sollte es mit einem Verkauf nicht klappen, dann ist ein Rückbau des Gebäudes geplant“, so eine Bahnsprecherin. Für Wolfgang Groß, den Sprecher der Freunde der Ahrtalbahn, war ein „Umzug“ des Bahnhofs ins Museum seinerzeit eine gute Idee: „Ich finde das gut, zumal man das Gebäude in absehbarer Zeit nicht mehr benötigt“, so Groß noch im Frühjahr. Das ist nun alles erst einmal vom Tisch, denn die Absackung wird aufgeschüttet und das Gebäude weiterhin seine Dienste für die Reisenden am Bahnhof Walporzheim leisten.

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