Ministerin besucht Winzer an der Ahr „Müssen das Tourismusgeschäft schnell wieder ankurbeln“

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Die Wirtschaftsministerin von Rheinland-Pfalz, Daniela Schmitt, besuchte am Mittwoch Winzer in der von der Flut betroffnenen Region. Sie hatte nicht nur ein offenes Ohr, sondern auch gute finanzielle Nachrichten im Gepäck.

 Verschlammte Weinflaschen wurden nach der Flut im vergangenen Sommer als Flutwein verkauft.

Verschlammte Weinflaschen wurden nach der Flut im vergangenen Sommer als Flutwein verkauft.

Foto: dpa/David Young

Ein offenes Ohr und einen Bewilligungsbescheid im Gepäck hatte Wirtschafts- und Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP), als sie am Mittwoch die Weinbaubetriebe von Stefan Kurth und Peter Kriechel in Bad Neuenahr-Ahrweiler besuchte. Beide Weingüter waren in der Flutnacht stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Kurth verlor seine Straußwirtschaft an der Bachemer Straße, Kriechel in Walporzheim zahllose Fässer Wein, nachdem die Ahr sich im Weinkeller und Parterrebereich breitgemacht hatte. Als vorläufige Wiederaufbauhilfe überreichte die Ministerin Kurth eine Zahlungsbestätigung von über 94.000 Euro und versprach: „Das Geld ist in der kommenden Woche auf Ihrem Konto.“

Stefan Kurth und seine Lebensgefährtin Doris Hein können die Finanzspritze gut gebrauchen: Der Schaden in ihrer Straußwirtschaft und ihrem danebenliegenden Wohnhaus beläuft sich auf rund 650.000 Euro. An alter Stelle will das Paar die einst gemütliche Weinstube wieder aufbauen: Im Herbst, so die Hoffnung, soll die Einweihung sein. „Das war hier immer ein wichtiger Kommunikationstreff. Und das soll es auch wieder werden“, erklärte der Winzer der Ministerin. Kurths Weinkeller war in der Flutnacht von den Wassermassen unbehelligt geblieben – er befindet sich im Bad Neuenahrer Innenstadtbereich.

Mit  „Flutwein“ erzielte Gelder sollen ausgezahlt werden

Von einem „lebendigen Wiederaufbau“ sprach Ministerin Schmitt in Walporzheim. Dort wurde die auch für Weinbau und Landwirtschaft zuständige Ministerin von den Vertretern des Bauern- und Winzerverbandes, Knut Schubert und Hubert Pauly sowie von den Winzern Peter Kriechel und Marc Adeneuer zum Meinungsaustausch empfangen. Schmitt unterstrich die im Ahrtal so enge und wichtige Verzahnung und Abhängigkeit von Tourismus und Weinwirtschaft. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich wieder das Tourismusgeschäft ankurbeln, damit auch wieder Wein verkauft werden kann“, so der Tenor der Winzer, die darüber klagten, „dass man auf der Stelle stehe und verharre, dass Gelder nur zögerlich fließen, dass es Fachkräfte- und Materialmängel gebe und Sachverständige Mangelware seien.

„Das ansonsten gemütliche Ahrtal muss ein wenig entstaubt werden“, meinte Weingutbesitzer Adeneuer, ein frischer, neuer Wind müsse im Neuaufbau und den sich ergebenden Chancen wehen. Gleichzeitig habe man sich als Unternehmer einem großen Zeitdruck ausgesetzt gefühlt: „Wir alle sitzen auf heißen Kohlen.“ Die Vertreterin der Landesregierung zeigte viel Verständnis für den akuten Handlungsdruck, mahnte jedoch: „Man muss sich beim Wiederaufbau, der eher ein Neuaufbau sein soll, auch den Moment des sorgfältigen Nachdenkens geben.“

Derweil scheint ein anderes, die Weinbauern in den vergangenen Monaten beschäftigendes Problem gelöst zu sein: Die mit „Flutwein“ erzielten Gelder sowie die bislang zurückgehaltenen Spendengelder werden nun wohl ausgezahlt. Wie berichtet, hatten sich rund sieben Millionen Euro angehäuft, die an notleidende Winzer ausgezahlt werden sollten. Da Unternehmen jedoch nicht gemeinnützig sind und somit auch nicht Spendenempfänger sein können, gab es erhebliche Schwierigkeiten bei der Auszahlung der Hilfen. Inzwischen, so hieß es aus dem Wirtschaftsministerium, sei ein gangbarer Weg gefunden.

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