150 Jahre Winzer-Verein Ahrweiler „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“

Ahrweiler · Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn werden beim Ahrweiler Winzer-Verein großgeschrieben. 25 Familien bilden diese drittgrößte Winzergenossenschaft im Ahrtal, die jetzt ihren 150. Geburtstag feierte. Hunderte kamen zum Hoffest, um zu gratulieren.

Viele Hundert Besucher strömen an zwei herrlichen Sommerabenden zum Hoffest des Ahrweiler Winzer-Vereins.

Viele Hundert Besucher strömen an zwei herrlichen Sommerabenden zum Hoffest des Ahrweiler Winzer-Vereins.

Foto: ahr-foto

Die Trauben werden reif, die Lese steht bald an. Zeit, sich vorzubereiten. Für die 25 Familien, die als Genossenschaft den Ahrweiler Winzer-Verein bilden, galt es zunächst aber, einen ganz anderen Termin wahrzunehmen, der seit langem dick angestrichen im Kalender steht: Drei Tage lang wurde das 150-jährige Bestehen dieser drittgrößten Winzergenossenschaft im Ahrtal gefeiert. Eine Genossenschaft, die vom ersten Tag an unter gleichem Namen auftritt und die als eine von aktuell drei Winzergenossenschaften des kleinen Anbaugebiets die Fülle von Winzervereinen aus früheren Zeiten überstanden hat.

Basis war natürlich vom Gründungstag am 10. August 1874 an der Genossenschaftsgedanke. „Was einer nicht schafft, das schaffen viele“, hatte es Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der als Vater der Genossenschaften gilt, einst formuliert. In Ahrweiler hat sich schnell ein zweiter Gedanke breit gemacht: der Familiengedanke. „Ich kenne hier beinahe jeden“, meinte daher auch Weinbaupräsident Hubert Pauly in seiner gewohnt launigen Rede beim offiziellen Festkommers am Donnerstagabend.

Oft genug Grund zum Beten

Allerdings sorgte nicht nur Pauly für eine lockere Atmosphäre. Ungewöhnlich auch, dass der Abend mit einem Wortgottesdienst begann. Dabei zeigt die Geschichte des Winzer-Vereins, dass deren Mitglieder in den vergangenen 150 Jahren oft genug Grund zum Beten hatten. Denn die Genossenschaft hatte es nicht leicht und musste immer wieder Krisen meistern.

Zuletzt war es mit der Flutkata­strophe von 2021 ein Ereignis, an dem auch der Winzer-Verein noch immer zu knabbern hat. Geschäftsführer Stephan Esser schilderte den rund 150 Kommersgästen noch einmal seine Eindrücke, als er am Morgen des 15. Juli 2021 zum überfluteten Winzerverein kam. Letztendlich waren es bis dato spannende Zeiten, vor allen in den vergangenen zehn Jahren, in denen auch die Corona-Pandemie zuschlug, meinte Landrätin Cornelia Weigand und bewunderte die aktuellen Ergebnisse des Wiederaufbaus.

Den Stellenwert des Weinbaus für die heimische Wirtschaft, vor allem aber für den Tourismus, sprach der kreisstädtische Beigeordnete Peter Diewald an. Und auch die Leidenschaft, mit der die Winzer zu Werke gehen. Wie familiär es am ersten Festabend zuging, machte der Landtagsabgeordnete Horst Gies deutlich. Als er sich einst in den Ferien im Ahrweiler Winzer-Verein Taschengeld verdiente, bekam er den Schalk der älteren Winzer mehrfach zu spüren. Persönliche Erlebnisse mit den Genossen hatte aber auch Guido Platten vom Genossenschaftsverband, wobei der Kölner sich am Abend selbst davon beeindruckt zeigte, dass zum Wortgottesdienst alle zum Bläck-Fööss-Hit „In unserem Veedel“ einstimmten.

War der Kommers noch geladenen Gästen vorbehalten, so feierten an den beiden folgenden Tagen viele Hundert Besucher das mittlerweile 24. Hoffest mit zwei herrlichen Sommerabenden. In toller Atmosphäre mit kulinarischen Leckerbissen und den starken Weinen und Sekten der Genossenschaft genossen die Menschen die Musik der Coverbands One am Freitag und Bounce am Samstag. Die Tanzfläche war gut gefüllt, zumal die Musikvereinigung Bad Neuenahr-Ahrweiler am Samstagnachmittag zum Warm-up eingestimmt hatte.