Trotz Flut und Corona Bad Neuenahrer Musicalgruppe bringt Gleichnis vom verlorenen Sohn auf die Bühne

Bad Neuenahr · Ihre Kostüme wurden bei der Flut zerstört, wegen des Coronavirus fehlten mehrere Sänger. Doch die Musicalgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bad Neuenahr trat jetzt trotzdem auf. Sie brachte das Gleichnis vom verlorenen Sohn auf die Bühne.

 Auf der Bühne (von links): Lina Auen als Elias, Leonie Petkovski als Vater und Valentin Hörsch als Jonas.

Auf der Bühne (von links): Lina Auen als Elias, Leonie Petkovski als Vater und Valentin Hörsch als Jonas.

Foto: Martin Gausmann

Proben, proben und die Spielfreude wachhalten – für die Musicalgruppe der evangelischen Kirchengemeinde Bad Neuenahr hat es sich gelohnt. Die Premiere „Der verlorene Sohn“ von Markus Hottiger und Markus Heusser zeigte, dass die Fünf- bis 21-Jährigen durchhielten. Zwar standen sie unter der Regie von Diplompädagoge Thilo Mohr und der musikalischen Leitung von Kantorin Andrea Stenzel schon etliche Male auf der Bühne, doch galten diesmal erschwerte Bedingungen.

Den Kostümfundus raubte die Flut. Es fehlte an Ausrüstung. Wo sonst in vier, fünf Kellerräumen geprobt wurde, musste einer genügen. So richtet Mohr im vollen Gemeindesaal „einen besonderen Dank an den Bonner General-Anzeiger und das Weihnachtslicht, die uns mit einer großzügigen Spende unterstützt haben“.

„Daheim ist alles so spießig“, eröffnen rund 30 Sänger die biblische Geschichte. Die Zeilen „Ich will frei sein, will die Welt sehn, will mein Leben genießen“, künden den Ausbruch an. Jonas (Valentin Hörsch) geht es zuhause gut. Doch er fühlt sich eingeengt, anders als Elias (Lina Auen), der ältere Bruder. Überzeugend vermittelt Hörsch, wie es in ihm brodelt, wie viel Energie und Aggressivität in ihm steckt. Er muss hinaus, lässt sich vom Vater (Leonie Petkowski) sein Erbe auszahlen.

Kurz weilt das Glück. „Jetzt kann ich atmen, kann ich singen“, heißt es im Lied. Freilich hat Jonas für Bettlerinnen (Finnja Hertrampf, Paulina Eller, Alanna Rothenberger) kein Herz, lieber trägt er das Geld ins Wirtshaus. Unerfahren geht der Junge vom Land gewieften Gaunern (Elia Bouhlou, Maja Keith, Zoe Keith) ins Netz, schmeißt Runden und lässt sich beim Pokern abzocken. Zur szenischen Darstellung schwenken die Sänger „Biergläser“, wie sie auch sonst den Gesang gestenreich unterstreichen.

Sänger und Instrumentalisten fehlen weniger Coronavirus

Der Musicalgruppe, unterstützt vom Chor der Drei- bis Sechsjährigen, fehlen am Samstag wegen des Coronavirus sechs Sänger, dazu das Saxophon und eine Flöte. Dennoch gelingt die instrumentale Begleitung mit Andrea Stenzel und Maja Keith am Klavier, Zoe Keith Violine und Sophie Boden Querflöte. Mohr ist auch begeistert, dass sich einige trauen, „vor Publikum eine Solostimme zu singen und eine Einzelszene zu spielen“. Stenzel: „Jeder, der will, darf. Wir verstehen das als gemeindepädagogische Arbeit von unten“.

Im Stück folgt auf Abstieg Ernüchterung. „Wenn man das Leben aus dem Ruder lässt, geht es den Bach runter“, weiß die Wirtin (Linda Kwade). Die Bäuerinnen (Lea Hildebrandt, Sophia Rick) geben Jonas kein Süppchen. Abgerissen und hungrig landet er beim Schweinehirten (Jonas Dygalla), wo ihn die Knechte (Yannis Kolkmann, Julius Müller) demütigen und misshandeln.

Zum Schluss verdeutlichen die Rückkehr des Verlorenen und Aufnahme durch den Vater: Mit dem liebenden Vater ist immer auch Gott gemeint. Ob der dem Vater treu dienende sich nun gerecht behandelt fühlende Bruder zuletzt doch mitfeiert, bleibt wie in der Bibel offen.

Am Samstag, 19. März, 15 Uhr, gibt es eine zweite Aufführung.

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