Strafverfahren am Landgericht Bankautomaten-Explosion mit Elektroschocker ausgelöst

Bad Neuenahr/Koblenz · Ein Angeklagter soll im März 2019 in Bad Neuenahr einen Bankautomaten gesprengt haben. Nicht nur der vermeintliche Tathergang hat Sprengkraft – auch Flucht und Fahndung könnten aus einem Action-Krimi sein.

 Großfahndung in Bad Bodendorf im Jahr 2019.

Großfahndung in Bad Bodendorf im Jahr 2019.

Foto: Martin Gausmann

Es ist ein besonders spektakulärer Fall, der derzeit vor dem Koblenzer Landgericht verhandelt wird. Ilias M. steht vor den Richtern, weil die Staatsanwaltschaft dem 30-jährigen Angeklagten zur Last legt, als Mitglied einer Gruppierung, die über Kenntnisse zur Sprengung von Geldautomaten verfügt habe, den Geldautomaten der Commerzbank an der Telegrafenstraße in Bad Neuenahr in die Luft gesprengt zu haben.

Tresor öffnete sich durch die Druckwelle der Sprengung

In den frühen Morgenstunden des 6. März 2019, gegen 5:15 Uhr, soll sich Ilias M. mit einem namentlich bekannten Mittäter in die Filiale der in der Innenstadt gelegenen Bank begeben haben. Dort hätten beide mit Hilfe eines Brecheisens das Bedienmodul des Geldautomaten herausgehebelt, in den hierdurch zugänglich gewordenen Hohlraum ein Acetylen- /Sauerstoffgemisch eingefüllt und dieses im Anschluss mit einem Elektroschocker über eine Zündleitung vom Eingangsbereich der Bank aus zur Explosion gebracht.

Spektakuläre Flucht

Durch die Druckwelle sei der im Automaten eingebaute Tresor geöffnet worden, was dem Angeklagten und seinem Mittäter eine Beute von rund 100.000 Euro bescherte. Auf der wilden Flucht hätten beide bei einem Unfall auf einem Feldweg in Höhe von Lohrsdorf diverse Tatmittel sowie 22.250 Euro der Tatbeute verloren und einen zur Flucht genutzten blau-weißen Motorroller in der Ahr entsorgt. Von dort aus ging es zu Fuß weiter in Richtung Bad Bodendorf. Als sie sich in der Garage des Bad Bodendorfer Sportvereins versteckt hielten und der Platzwart diese betrat, hätten beide sowie ein zwischenzeitlich hinzugekommener dritter Täter den Mann einige Zeit am Verlassen der Garage gehindert.

Zu diesem Zeitpunkt lief längst eine Großfahndung an: Zivilbeamte, Hubschrauber und Suchhunde waren im Einsatz. In Bad Bodendorf wurden Autofahrer auf der Bundesstraße angehalten, Fahrzeuge wurden durchsucht. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Anhalter nicht mitzunehmen, zumal nicht ausgeschlossen werden könne, dass die Täter bewaffnet seien, so damals die Polizei. Wie es schließlich den Tätern gelang, der Polizei zu entkommen, ist noch nicht bekannt wie auch nicht die Umstände der späteren Festnahme. Fünf Verhandlungstage sind zunächst vor der Strafkammer des Landgerichts festgesetzt. Der nächste Sitzungstag wird am 22. Dezember sein.

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