Sorge um die ZF-Produktionsstätte in Ahrweiler Belegschaft fordert klares Bekenntnis zum Standort

Ahrweiler · Beschäftigte des Autozulieferers ZF Friedrichshafen in Ahrweiler erhalten Unterstützung vom Deutschen Gewerkschaftsbund. Der Betriebsrat befürchtet die Flutwelle, könne als Vorwand dienen, um das Werk komplett aufzugeben.

 Bei ZF in Ahrweiler ( v.l n.r.) Markus Eudenbach (IG Metall), Rainer Stenz (Betriebsratsvors.), Stefan Körzel (Verantwortlich für die Soforthilfe).

Bei ZF in Ahrweiler ( v.l n.r.) Markus Eudenbach (IG Metall), Rainer Stenz (Betriebsratsvors.), Stefan Körzel (Verantwortlich für die Soforthilfe).

Foto: Martin Gausmann

Die 280 Beschäftigten des Ahrweiler Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen erhalten wichtige Unterstützung mit Signalwirkung: Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, war jetzt aus Berlin angereist, um den hinsichtlich der Standortsicherheit ihres Unternehmens verunsicherten Mitarbeitern des in der Kreisstadt ansässigen Werkes zur Seite zu stehen.

Der Konzern (Umsatz: 19,3 Milliarden Euro) lässt bereits vielfach im Ausland produzieren.

Wie berichtet, befürchten die Beschäftigten, die Flutwelle, die Teile der Produktionsstätte in arge Mitleidenschaft gezogen hat, könne als Vorwand dienen, um den Standort komplett aufzugeben. Der Konzern (Umsatz: 19,3 Milliarden Euro) lässt bereits vielfach im Ausland produzieren. Nach Bosch und Continental gilt ZF derzeit als drittgrößter Zulieferer in der deutschen Automobilherstellung.

In der Katastrophennacht war auch die an der Ahrweiler Max-Planck-Straße gelegene Produktionsstätte überschwemmt worden. Die Belegschaft – oftmals in ihren Privatwohnungen und Häusern selbst betroffen – rückte an und beseitigte die Fluthinterlassenschaften in ehrenamtlicher Samstag- und Sonntagsarbeit, damit die Kunden des Konzerns so schnell wie möglich wieder beliefert werden konnten.

„Hier sieht man wirklich nicht mehr, dass noch vor Wochen Chaos herrschte“, lobte Körzell die Belegschaft. Um so wichtiger sei es nun, dass die Konzernleitung den Mitarbeitern ein unmissverständliches Bekenntnis zum Firmenstandort in Ahrweiler mit auf den Weg gebe. Körzell sagte, er sei aus Berlin gekommen, um sich „einen Überblick zu verschaffen“.

Nervosität und Verunsicherung

„Wir sind nervös und verunsichert“, erklärte der Betriebsratsvorsitzende Rainer Stenz. Bislang habe sich der Konzern vorbildlich verhalten, habe den Mitarbeitern Soforthilfe zukommen lassen, habe in Not geratene Beschäftigte vorübergehend freigestellt und habe Freiräume geschaffen, damit die von der Flutkatastrophe privat betroffenen Belegschaftsmitglieder Normalität im eigenen Zuhause schaffen konnten. „Was fehlt, ist die klare Aussage: Wir bleiben hier in Ahrweiler. Eure Arbeitsplätze sind sicher“, so der Betriebsratschef.

Stenz wollte einen in anderen Werken schon eingeleiteten Stellenabbau nicht ausschließen. Nicht nur das: Seine vom DGB und IG-Metallvorstand geteilte Befürchtung: Der Konzern könnte die Naturkatastrophe zum Vorwand nehmen, um im Ausland mit einer preiswerteren Arbeitnehmerschaft zu produzieren. „Uns fehlt eine sichere Zukunftsperspektive“, beklagte Stenz.

Bekenntnis zum Standort Ahrweiler als wichtiges Signal für das gesamte Ahrtal.

„ZF Friedrichshafen ist einer der größten Arbeitgeber in der Region“, ergänzte Markus Eulenbach, Geschäftsführer der IG Metall in Neuwied. „Ein Bekenntnis zum Standort Ahrweiler wäre gerade jetzt ein wichtiges Signal für das gesamte Ahrtal.“ Sowohl DGB als auch IG Metall fordern zudem klare Aussagen der Versicherungswirtschaft und Festlegungen, dass der rund 400 Meter von der Ahr gelegene Standort des Werkes auch in Zukunft versicherbar ist.

ZF fertigt und montiert in Ahrweiler Komponenten für adaptive Stoßdämpfer und Ventile.

Der ZF-Konzern befindet sich in einem Umbauprozess, in dessen Zuge 15 000 Arbeitsplätze gestrichen werden sollen – die Hälfte davon in Deutschland. ZF fertigt und montiert in Ahrweiler Komponenten für adaptive Stoßdämpfer und Ventile. Das Unternehmen beschäftigt rund 150 000 Mitarbeiter an etwa 270 Produktionsstandorten in 42 Ländern.

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