Wiederaufbau in Bad Neuenahr Bürger wollen keine Betonwüste mehr am Platz an der Linde

Bad Neuenahr · Der Platz an der Linde in Bad Neuenahr war Gegenstand einer Ideenbörse. Zwei Ziele kristallisierten sich schnell: Die Aufenthaltsqualität soll gesteigert und der Platz optisch verändert werden.

Das Ideencafé zur Neugestaltung des Platzes an der Linde (v.l.): David Bongard, stellvertretender Ortsvorsteher, und Richard Lindner, Ortsvorsteher, mit einer Teilnehmerin beim Ideensammeln.

Das Ideencafé zur Neugestaltung des Platzes an der Linde (v.l.): David Bongard, stellvertretender Ortsvorsteher, und Richard Lindner, Ortsvorsteher, mit einer Teilnehmerin beim Ideensammeln.

Foto: ahr-foto

Einst zierte eine große Linde den nach dieser Baumart benannten Platz im Herzen der Innenstadt Bad Neuenahrs. So manches Schicksal nahm von dort aus seinen Lauf: Der Ort diente nämlich als Freiluft-Gerichtssaal. In Urkunden ist belegt, dass bereits im 13. Jahrhundert Urteile auf dem Platz an der Linde gefällt wurden. Seit vielen Jahren ist die an Kreuz- und Poststraße gelegene Fläche ein mit Brunnen ausgestatteter, mit Ruhebänken versehener, gepflasterter Bereich, der inzwischen einen umstrittenen Mittelpunkt der Fußgängerzone der Kurstadt darstellt. Das war einmal anders. Aber: Die Zeiten, in denen dort einst das prächtige Palasthotel mit seiner aufwendigen Fassade und seinen Stuck verzierten Zimmern stand, als Einheimische wie Gäste dort flanierten und die Blütezeit des Kurwesens genossen, sind längst vorbei.

Der Platz gleicht vielmehr einer Betonwüste, wirkt kahl und wenig einladend. Der Pflasterbelag war in der Flutnacht zu großen Teilen einfach weggeschwemmt worden, der Brunnen in Einzelteile zerlegt, die dort gelegenen Geschäfte allesamt zerstört. Ortsvorsteher Richard Lindner lud nun zur Ideen-Werkstatt. Gemeinsam mit den Bürgern wollte der Ortschef neue Gestaltungs- und Nutzungsmöglichkeiten sammeln und diskutieren. „Wir wollen einen Stadtplatz mit mehr Aufenthaltsqualität schaffen“, so Richard Lindners Zielvorgabe. „Die Flutkatastrophe hat ihn zu dem gemacht, was wir heute sehen“, fügte er mit Blick auf die sich offenbarende Tristesse und Zerstörung an.

Notdürftige geflickt präsentiert sich der einstige Zentrumsplatz, der von zahlreichen Geschäften und Restaurantbetrieben umsäumt gewesen ist, bevor die braune Flut über das Pflaster in die Schaufenster raste und alles zerstörte, was sich in den Weg stellte.

Dazu gehörte auch das „Residenz-Café und Restaurant“, das längst entkernt ist. In den beheizten und provisorisch mit Tischen und Stühlen ausstaffierten früheren Gastroraum empfingen Ortsvorsteher Lindner und weitere Mitglieder des Bad Neuenahrer Ortsbeirates die Bürger, die Ideen und Gestaltungsvorschläge mit in ihrem Gepäck hatten. Die an Pinnwänden gesammelten Überlegungen will Lindner zusammentragen und der Stadtverwaltung zur näheren Prüfung vorlegen.

Ideen der Bürger fanden auf Pinnwänden ihren Niederschlag

Erste Überlegungen gab es auch vom Garten- und Landschaftsbaubetrieb Wershofen. Junior-Chef Michael Wershofen präsentierte einige Gestaltungsvorschläge für den Platz, die so zumindest eine vorläufige Diskussions- und Bewertungsgrundlage bildeten. „Es sollte einen neuen Anlaufpunkt geben“, meinte Wershofen, einen Treff, an dem man sich gerne aufhalte. Man dürfe derzeit nicht nur die Probleme sehen, sondern müsse auch nach Lösungen suchen, meinte er unter dem Beifall der rund 50 erschienenen Bürger, die im Laufe des samstagnachmittags zu der „Ideenbörse“ gekommen waren.

Einen raumbildenden, blühenden und begrünten Pfeiler- und Säulengang, Wasserspiele in verschiedenen Variationen, entsiegelte Flächen, viele Schatten spendende Bäume, einen Wasserlauf als „Mini-Ahr“, der Einsatz von nur noch heimischen Materialien, die Sanierung des Brunnens wie auch dessen Abbruch und Wegfall: die hin und wieder gegenläufige Gestaltungskraft, die Fantasie, Kreativität und das unterschiedlich ausgeprägte Vorstellungsvermögen der Bürger fanden auf den aufgebauten Pinnwänden ihren Niederschlag.

Klar war indes schnell, dass der Platz an der Linde nach dem Willen der Bürger in jeden Fall optisch verändert und neuen Nutzungsmöglichkeiten zugeführt werden sollte: mehr Kulturveranstaltungen oder ein „Abendmarkt“ wurden ebenso gewünscht, wie eine weitgehende Entsiegelung der gepflasterten grauen Fläche, die sowohl für Einheimische als auch für Gäste zu einer Wohlfühlzone umgestaltet werden soll. Die Devise war bereits auf dem am Residenz-Café stehenden Transporter des Ahrtal-Tourismus zu lesen: "We ahr open. Noch lange nicht fertig, aber offen und froh über Deinen Besuch."

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