Und das durchaus mit großen Erfolgsaussichten. Denn was Ewerhart im einstigen Adelssitz der Ritter von Kolb zusammentrug, ist laut Auktionator Marc-Oliver Loerke „eine der bedeutendsten privaten Sammlungen historischer Tasteninstrumente in Deutschland“.
Lockt diese Auktion ausschließlich echte Musikkenner an oder ist auch mit Angeboten durch US-Milliardäre, Ölscheichs und andere Superreiche zu rechnen? Eine Frage, die wegen der Anonymität generell schwer zu beantworten ist. Auf jeden Fall haben die filigranen Sammlerstücke bereits vorab Liebhaber angelockt. „Es waren schon bekannte Musiker da“, berichtet Auktions-Geschäftsführer Loerke. Er erwartet vor allem Vertreter von Museen, Stiftungen, viele Privatsammler und Musiker, „die ein solches historisches Instrument selbst spielen möchten“.
Rudolf Ewerhart: Ein Leben für die Musik
Rückblick: Das Leben des Musikwissenschaflters Ewerhart war musikalisch vorgezeichnet: 1928 im Lebach, Saarland, geboren, studierte er in Köln und Freiburg Kirchenmusik, Dirigieren und Musikwissenschaft. Hauptberuflich unterrichtete er Kirchenmusik und Orgel in Münster (1955-1974) und in Köln (1972-1992) mit einer Professur auf Lebenszeit. Jahrzehnte dirigierte er den Trierer Motettenchor und den Santini-Kammerchor. Mehr als 200 Editionen von Musikwerken des 17. und 18. Jahrhunderts gab er heraus.
Als Organist, Cembalist und Dirigent war er an Hunderten Konzerten und Aufnahmen für Rundfunk und Schallplattenfirmen beteiligt. Er verfasste auch zahlreiche wissenschaftliche Beiträge. Im September 2020 wurde ihm der hohe Päpstliche Gregorius-Orden im Rang eines Komtur verliehen, um sein kirchenmusikalisches Lebenswerk zu würdigen.
Als Rudolf Ewerhart und seine Frau Helena 1982 das lange als Hotel und Restaurant genutzte barocke Burghaus in Wassenach erwarben, sollte es auch eine Bleibe werden für die schon begonnene Sammlung von Tasteninstrumenten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert, wie Orgel, Clavichord, Cembalo, Spinett und Hammerklavier. Dank des Ehepaares wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt.
Tochter Teresa betreibt mit Mann und Sohn in Italien ein Orgelbau-Atelier, eine weitere Tochter ist mit einem Organisten verheiratet. Ansonsten gehen die sieben Kinder beruflich andere Wege als der Vater, weshalb sie jetzt die Sammlung veräußern, wie Sohn Georg Ewerhart vom Vorbereitungsteam auf Anfrage mitteilt. Nicht nur 147 Musikinstrumente und Zubehör, wie Notenständer, stehen zur Disposition. Versteigert werden Graphiken, Handschriften, Gemälde, Figuren und Skulpturen, Porzellan und Keramik mit Musikmotiven. Auch Möbel und Dekorelemente und 220 lange gelagerte Weinflaschen sind dabei.
In der Hauptsache geht es um die Musikinstrumente, „ein sehr schwieriges Pflaster, weil sie so groß sind“, so Marc-Oliver Loerke. „Das muss man vor Ort machen“. Es wurden externe Sachverständige hinzugezogen. „30 bis 50 Interessierte“ erwartet er bei der Auktion, „Zehn bis 100“, schätzt Georg Ewerhart. Einen Hörgenuss bietet zum Beispiel ein mit Vogel-Chinoiserien bemaltes italienisches Virginal.
Instrument als Futterkiste für Hühner
Ein Virginal ist ein kleines Cembalo. Beinahe unscheinbar wirkt dagegen das restaurierte Virginal von Baptista Cargnonus Salodij von 1682. Kurios: Bevor Ewerhart es in Italien kaufte, hatte es dem Vorbesitzer als Futterkiste für die Hühner gedient. Der Startpreis des geretteten Stücks liegt mit 14.000 Euro vergleichsweise hoch. Doch zählen bei Musikinstrumenten eben die inneren Werte mehr als ein bezauberndes Aussehen.
Keine Frage: Wer immer in den Besitz dieser Stücke kommt, erwirbt historische Kostbarkeiten, die in Wassenach sicher vermisst werden.