Aus für Bäume im Ahrtal Das Eschensterben in der Region hat begonnen

KREIS AHRWEILER · Ein Schädling aus Asien zerstört Neuanpflanzungen. Auch alte Bäume sind schon befallen, der Bestand der Baumart ist massiv bedroht.

 Die lichte Krone dieser Esche im Bereich des Forstamtes Adenau ist ein Zeichen dafür, das sie vom Falschen Weißen Stängelbecherchen befallen ist. ANDREAS MICHEL

Die lichte Krone dieser Esche im Bereich des Forstamtes Adenau ist ein Zeichen dafür, das sie vom Falschen Weißen Stängelbecherchen befallen ist. ANDREAS MICHEL

Foto: Andreas Michel

So langsam haben selbst Naturfreunde die Faxen dicke, wenn das Thema Schädlinge in Wingerten, Obstplantagen und Forst aufkommt. Denn nach der Japanischen Kirschessigfliege und dem Buchsbaumzünsler hat sich ein neuer Exot im Kreis Ahrweiler breit gemacht, der eigentlich einen ganz niedlichen Namen hat: das Falsche Weiße Stängelbecherchen. Dieser Pilz führt zum sogenannten Eschentriebsterben und bedroht massiv den Bestand dieser Baumart.

Winfried Sander vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) mag den Pilz ganz und gar nicht. Denn der aus Asien eingeschleppte und in Deutschland erstmals 2002 aufgetauchte Missetäter hat im westlichen Kreis Ahrweiler bereits massive Schäden angerichtet. So ist eine Neuanpflanzung des BUND an der Oberahr befallen worden. „Die jungen Bäume werden wohl komplett absterben“, sagt Sander.

An der Ahr, am Wirftbach und am Adenauer Bach seien die gleichen Phänomene leider auch an älteren Bäumen festzustellen. Zurzeit gebe es kein Mittel gegen dieses Eschensterben, so dass Neuanpflanzungen von alternativen Baumarten entlang der Gewässer als der einzig gangbare Weg erscheinen.

Winfried Sander, langjähriger Vertreter des BUND an Bächen und für das Landesamt für Umwelt in Mainz als Koordinator für Bachpatenschaften unterwegs, meint dazu: „Dieses Phänomen ist nur ein kleiner Teil der Globalisierung von Umweltproblemen, mit denen wir in Zukunft sicher noch weit mehr zu tun haben werden.“

Wissenschaftler sind laut Sander der Auffassung, dass zum Beispiel über billiges Brennholz oder Holz für Paletten der Pilz aus Asien, speziell dem östlichen Russland, eingeschleppt worden ist. Die Sporen des Pilzes verbreiten sich dann über den Wind.

„Eine Bekämpfung des Eschentriebsterbens ist nicht möglich.“

Das sieht auch Andreas Michel vom Forstamt Adenau, das für den kompletten westlichen Kreis Ahrweiler zuständig ist, so: „Der Pilz lebt im Laubstreu erkrankter Eschen, wo er von Mai bis August weiße, nicht mal erbsengroßen Fruchtkörper bildet, aus denen bis zu 1500 Sporen pro Stunde in die Luft geschleudert werden können. Über den Wind werden die Sporen auch über große Entfernungen transportiert.“

Gelangten diese dann auf Blätter gesunder Eschen, „dringen sie in das Blatt oder über die Blattstiele in die Triebe ein und beginnen ihr zerstörerisches Werk“. Als Folge der Infektion würden die geschwächten Eschen häufig von weiteren Pilzen wie dem heimischen Hallimasch befallen und binnen weniger Jahre komplett absterben.

Für Laien gut sichtbar sind laut Michel die Schäden im Kronenbereich. Diese werden lichter, die Triebe sterben von außen nach innen ab. Befallen würden Eschen in allen Altersstufen. Der Forstexperte bestätigt indes auch Sanders Aussage: „Eine Bekämpfung des Eschentriebsterbens ist nicht möglich.“

Für die Waldwirtschaft bedeute dies: Stark befallene ältere Eschen sollten gefällt und verwertet werden, bevor das Holz durch weitere Pilze geschädigt wird. Die Botschaft von Michel, die auch von Landesforsten Rheinland-Pfalz vertreten wird, ist eindeutig: „Von Neuanpflanzungen raten derzeit alle Experten ab, da die forstliche Zukunft der Baumart Esche zumindest fraglich ist.“ Zwar scheine ein kleiner Teil der Bäume gegen den Pilz immun zu sein, „ob aber aus diesen Exemplaren eine neue Generation gesunder Eschen gezüchtet werden kann, bleibt abzuwarten“.

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