"Äbtissinnenhaus" in Marienthal Das Schlösschen erhält einen Dachstuhl nach altem Vorbild

MARIENTHAL · Aus ist es mit dem Dornröschenschlaf für das "Äbtissinnenhaus" auf dem einstigen Klosterareal in Marienthal. Schon vor Monaten wurde dem gut 250 Jahre alten Gebäude der bis auf den Dachboden und unter die Schiefer-Schindeln wuchernde Efeu von der Außenhaut gerissen und auch das wurmstichige, teils verrottete Dachgebälk entfernt.

 Eingerüstet: Das Gebäude gehört zur ältesten Klosteranlage an der Ahr.

Eingerüstet: Das Gebäude gehört zur ältesten Klosteranlage an der Ahr.

Foto: Martin Gausmann

Bis neues Leben in die dicken Mauern aus rheinischer Grauwacke einziehen kann, wird es noch zwei, drei oder gar vier Jahre dauern, denkt Friedhelm Wetter aus Wachtberg-Liessem.

Die Familie Wetter hatte das Areal mit dem repräsentativen Verwaltungsgebäude aus dem Jahre 1910 und eben dem historischen "Äbtissinnenhaus" vor fünf Jahren von der Bundesvermögensverwaltung Koblenz gekauft. Der Bund benötigte diese Liegenschaft nach dem Rückbau des Regierungsbunkers nicht mehr. Denn das Verwaltungsgebäude hatte zuletzt die Bunker-Verwaltung beherbergt. Jetzt sind darin fünf Wohnungen entstanden, eine davon bewohnt Wetters Sohn Axel. Nur das "Äbtissinnenhaus", weiter unten am Hang, stand nach wie vor leer. Dabei ist dieses außergewöhnliche Gebäude der einzige komplett erhaltene Teil der einstigen barocken Klosteranlage Marienthal.

1762. Die Jahreszahl steht neben dem Engelskopf auf dem nördlichen Türsturz aus Mayener Basaltlava. 1762 war das "Äbtissinnenhaus" als schlossähnlicher Pavillon im Rokokostil auf dem unteren Teil des Geländes im Hubachtal errichtet worden. Es gehört zu dem zweiten Klosterbau an der Stelle. Denn das 1137 gegründete Augustinerinnen-Kloster Marienthal, ältestes Kloster an der Ahr, war den Wirren des 30-jährigen Krieges zum Opfer gefallen. 1699 wurde mit dem Neubau im barocken Stil begonnen. Davon erhalten sind noch die hohen Außenwände der einstigen Klosterkirche, Teile des Kreuzgangs, des Ostflügels sowie die Mauer, die das gesamte Areal umgibt. Mit dem Bau des Pavillons wurde später begonnen.

Er diente möglicherweise als Wohnung für den Prior des Klosters, denn Äbtissinnen gab es in Marienthal nicht. Das Kloster war nicht selbstständig, vielmehr ein Ableger des Klosters Klosterrath bei Aachen/Herzogenrath, und unterstand dem dortigen Abt.

Friedhelm Wetter betrachtet die hohen Bruchsteinmauern und vergleicht das Haus mit einem "Edelstein, der jetzt geschliffen und poliert werden muss". Viel ist noch zu tun. Er selbst begibt sich immer wieder auf die Gerüste, um tiefe Fugen zwischen den Bruchsteinen mit speziellem Mörtel zu schließen.

Mit dem Mörtel repariert er auch Schadstellen an der Klostermauer und hat bei den Arbeiten bereits einen alten Meilenstein gefunden. Das ist nicht alles. In diesen Tagen hat das Haus einen neuen Dachstuhl erhalten, der entsprechend dem Original mit Erkern und geschwungenen Gauben ausgestattet sein wird. Noch brauchbare Balken der alten Konstruktion warten unter Planen im Garten auf ihre Wiederverwendung. Das Holzwerk an den Dachfenstern wird später ochsenblutrot gestrichen, berichtet Wetter. Gedeckt wird das Haus wieder mit Schiefer. Und die Dachrinnen sind aus Kupfer vorgesehen.

Der Mittelteil der nach außen geschwungenen Fassade des Gebäudes imponiert mit den vielen Fenstern und der hohen Freitreppe im Süden. Die Fenster, wohl aus den 1950er oder 1960er Jahren, werden durch entsprechende kleinteilige Sprossenfenster mit Isolierglas ersetzt. "Das kann teuer werden", ist sich Wetter bewusst.

Wie es später im Innern aussehen wird, steht noch nicht ganz fest. Das gut drei Meter hohe Erdgeschoss wird wieder in drei Räume gegliedert, und es soll eine Fußbodenheizung erhalten. Für das Obergeschoss ist ein Kamin vorgesehen, über den dort auch Heizkörper betrieben werden könnten. Schlafzimmer kommen ins Dachgeschoss, denkt Wetter. Auf jeder Etage stehen etwa 40 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung.

Erhalten ist die alte Eichentreppe, die bis unters Dach führt. Schon im Rohbau fertig ist über dem Erdgeschoss die neue Decke aus Holzbohlen. Die Sanitäranlagen werden ersetzt. Ob künftig das Naturstein-Mauerwerk im Innern offen bleibt oder verputzt wird, wie bislang an einigen Stellen, steht noch nicht fest. "Wunderschön, aber kaum nutzbar" ist der niedrige Gewölbekeller aus Naturstein, beschreibt Wetter den Unterbau.

In Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz sollen die Außentüren erneuert werde. Und Wetter hofft auf Genehmigung zum Einbau eines historischen Tors im unteren Teil der Umgebungsmauer. Wenn auch Abt und Äbtissin als künftige Bewohner ausscheiden, denken die neuen Besitzer, dass sich, wenn alles fertig ist, Liebhaber besonderer Architektur in dem dann auf Hochglanz polierten Mini-Schlösschen niederlassen könnten.