BUND-Exkursion im Heckenbacher Wald "Das Waldsterben war gestern"

KREIS AHRWEILER · In den 1980er Jahren wurde ein Horrorszenario konstruiert: das Waldsterben. Die damalige dunkle Prognose: 2010 würde es in Deutschland nur kahle Landschaften geben. Wie sieht es Jahre nach dem angekündigten Datum im Wald wirklich aus. Diese Frage beschäftige den Bund für Naturschutz (BUND).

 Förster Jürgen Wagner (mit Hut) mit den Teilnehmern der Exkursion im Heckenbacher Wald.

Förster Jürgen Wagner (mit Hut) mit den Teilnehmern der Exkursion im Heckenbacher Wald.

Foto: Winfried Sander

Kreisvorsitzender Reinhard van Ooyen hatte für eine Waldführung mit Interessierten den Revierleiter von Heckenbach, Förster Jürgen Wagner, gewinnen können.

So starteten die Teilnehmer am Dorfplatz in Heckenbach. Dass der Ort überhaupt wieder besiedelt ist, ist eine Laune der Geschichte. Darüber berichtete van Ooyen der Gruppe. In den 1930er Jahren wurden mit Heckenbach insgesamt zwölf Dörfer evakuiert, etwa 2500 Menschen wurden umgesiedelt. Ihr ehemaliger Wohn- und Lebensbereich wurde im Jahre 1939 Luftwaffenübungsplatz, von dem heute nur noch das ehemalige Casino in Ahrbrück erhalten ist.

Anfang der 1950er Jahre wurden aus Ostpreußen vertriebene Bauern dort angesiedelt. Die Ermländer, die heute noch eine verschworene Gemeinschaft sind. Sie wurden dort angesiedelt, weil sie sich als Katholiken aus dem überwiegend evangelischen Ostpreußen sich leichter in die katholische Eifel integrieren konnten. Sie betreiben heute in der Gemarkung Heckenbach noch sieben landwirtschaftliche Vollerwerbsbetriebe, überwiegend mit Milchvieh. Aber: 70 Prozent der Gemarkung Heckenbach (2500 Hektar) macht der Wald aus. Davon 50 Hektar dichter, fast undurchdringlicher Wachholderwald. Heimat für Wildsau und Co. Daneben die Wachholderheide. Sie ist lichter, erhält damit mehr Sonne und hat zum Beispiel Arnika im Unterbewuchs, bedarf aber einer erheblich teureren Pflege. Wagner: "Für die stehen allerdings auf dieser etwa fünfzig Hektar großen Fläche keine ausreichenden finanziellen Mittel zur Verfügung."

Von den Höhen mit tollem Weitblick ging es dann in die Tiefen der Fichtenwälder, Laubwälder mit Eichen und Buchen, die entsprechend dem Forsteinrichtungswerk der Gemeinde Heckenbach wegen der Menge des nachwachsenden Rohstoffes Holz und der Holzernte eine jährlich gute Einnahmequelle für den Gemeindehaushalt darstellen.

Ein Problempunkt ist laut Wagner "zu hohe Besatz mit Rotwild". Ein Umstand, der seit Jahren zwischen Forst und Jägern umstritten ist. Um Lösungen sind beide Parteien in der Hegegemeinschaft Hohe Acht-Kesselinger Tal bemüht.

Wo aber war bei der Exkursion das Waldsterben, das Dauerthema vor 30 Jahren. Förster Wagner gab Entwarnung. "Die Belastung der Luft mit Schwefeldioxid ist wegen der Kraftwerksfilter deutlich geringer geworden, die Belastung mit Stickoxiden aus dem Verkehr jedoch nahezu gleich geblieben. Andererseits hat die regelmäßige Kalkung der Waldböden die Versauerung im Boden neutralisiert." Der ehemalige Waldschadensbericht der Forstämter sei politisch zu einem Waldzustandsbericht geworden.

Dieser zeige je nach Standort Schäden auf, die aber der Hysterie der 1980er Jahre nicht gerecht würden. "Waldsterben war quasi gestern", so der Förster.

Und Fakt ist auch: Mit mehr als 50 Prozent gehört der Kreis Ahrweiler zu den waldreichsten Landkreisen in Deutschland. In den Verbandsgemeinden Altenahr und Adenau beträgt der Waldanteil laut Forstbericht bis zu 70 Prozent.

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