Ahrtalbahn Der Einstieg ist ein Aufstieg

KREIS AHRWEILER · Trittbretter der Ahrtalbahn sind bis zu 45 Zentimeter hoch oder sie klemmen sich ein. Das Thema Trittbretter hat der General-Anzeiger am Haltepunkt Ahrweiler Markt unter die Lupe genommen.

 Problem bekannt, nichts geändert: Bahnmitarbeiter haben bei Probefahrten die Tritthöhen gemessen.

Problem bekannt, nichts geändert: Bahnmitarbeiter haben bei Probefahrten die Tritthöhen gemessen.

Foto: Willi Tempel

Weshalb im Mai überhaupt Testfahrten der neuen "Coradia Lint"-Züge auf der Ahrtalstrecke durchgeführt wurden, lässt sich für Fahrgäste nicht erschließen. Denn die Nachfolger der Talent-Züge glänzen derzeit durch Pleiten, Pech und Pannen. Pleiten, weil bis zu zwei Züge pro Tag aus technischen Gründen ausfallen. Pech, weil sie an einigen Bahnsteigen zwar mit der Tritthöhe passen, an anderen wieder nicht. Und Pannen, weil sie sich durchaus auch mal mit den Trittbrettern an Bahnsteigen festklemmen. Dann nämlich, wenn viele Fahrgäste einsteigen und es mit dem Zug im Wortsinne abwärts geht.

Das Thema Trittbretter hat der General-Anzeiger am Haltepunkt Ahrweiler Markt unter die Lupe genommen. Dort sind es vom Bahnsteig bis in den innen durchaus luxuriösen "Coradia Lint" mal eben 45 Zentimeter. Zum Vergleich: Treppenstufen in einem Einfamilienhaus liegen in der Regel zwischen 15 und 17 Zentimetern. Wer also nicht gerade zu den "Langen Kerls" gehört, muss beim Einsteigen ziemlich kraxeln und beim Aussteigen schon fast springen.

Bahnmitarbeiter fühlen sich von der Herstellerfirma im Stich gelassen. "Wir kriegen hier die Klatsche von den Fahrgästen für Sachen, für die wir nichts können", sagte ein Bahner dem GA. Und: "Unter den Umständen ist es schon anstrengend, motiviert zu arbeiten." Auch wird seitens der Bahner kein Hehl daraus gemacht, dass sie die Entscheidung, die zusätzlichen Verbindungen im Herbst zu streichen, nicht nachvollziehen können: "Da ist das Chaos in den Zügen programmiert."

Der Deutschen Bahn Regio NRW sind die Probleme mit der Tritthöhe beim "Coradia Lint" spätestens seit Mitte Mai bekannt. Denn da wurden bei den Testfahrten von Bahnmitarbeitern an allen Bahnsteigen Messungen durchgeführt. Da wurde noch davon gesprochen, dass das Problem gelöst werde. Dazu die Bahn am Freitag: "Die vorhandenen Einstiegsverhältnisse können leider nicht kurzfristig geändert werden. Leider sind auch kurzfristig keine Investitionen zur Erhöhung der Bahnsteighöhe geplant."

Am schwierigsten Bahnsteig der Strecke, in Rech, wo der Zug kurvenbedingt in Schräglage halten muss und das Trittbrett nach oben zeigt, "haben wir seit Betriebsaufnahme einen Mitarbeiter vor Ort, der beim Ein- und Ausstieg behilflich ist". In Sachen festgeklemmter Trittbretter an Bahnhöfen wie Mehlem und dadurch bedingten Verspätungen hieß es von der Bahn: "Das Problem ist bei den Probefahrten nicht aufgetreten, weil die Züge leer waren." Dass diese mit Fahrgästen absackten, sei so nicht vorhergesehen worden. Das Problem sei dadurch gelöst worden, dass die Trittbretter nicht mehr ausgefahren würden.

Zu Türen und Technik erklärte die Bahn: "Leider ist es so, dass die Herstellerfirmen von Triebzügen uns oftmals nicht die Qualität liefern, die wir und unsere Kunden erwarten. Deswegen stehen wir auch im ständigen Dialog mit diesen, um Störungen und Fehler schnell zu beheben."

Dass die Bahnmitarbeiter von den Fahrgästen als erste den Unmut abkriegen, ist der Bahn auch bekannt: "Sie bekommen den Ärger am ehesten zu spüren und müssen eine Menge ertragen, auch wenn sie dafür nicht verantwortlich sind. Deswegen gebührt ihnen auch unser Respekt."

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