Fahrschule Queckenberg in Lantershofen Der Führerschein verliert an Wert

KREIS AHRWEILER · Nur auf dem Land ist die Fahrerlaubnis noch die Eintrittskarte in die Freiheit. Der Simulator spricht junge Menschen an.

 Fortschrittlich: Der Simulator bietet moderne Technik und spart traditionelle Fahrstunden. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Fortschrittlich: Der Simulator bietet moderne Technik und spart traditionelle Fahrstunden. FOTO: MARTIN GAUSMANN

Foto: Martin Gausmann

Die DKW-3-Gang-Schaltung aus dem Jahre 1962 hängt an der Wand und soll in erster Linie jungen Leuten deutlich machen, wie Autotechnik funktioniert. Daneben ist ein Lastzug-Druckluft-Bremsmodell aus dem Jahre 1953 aufgebaut.

Fahrschülern der Fahrschule Queckenberg am Fahrsicherheitstrainingsgelände in Lantershofen soll damit erklärt werden, was physikalisch passiert, wenn man mit dem Fuß auf ein Bremspedal tritt. Auf wirklich lebhaftes Interesse stößt das alles jedoch nicht: Die Jugend pfeift immer mehr auf den Führerschein. Smartphone statt Smart lautet die Devise. Fahrschullehrer Reinhard Queckenberg will gegensteuern.

Die Abkehr der jungen Leute von Führerschein und eigenem Pkw hat nicht nur Kostengründe. Das Auto ist - zumindest in den Städten - kein Statussymbol mehr.

Teure Handys und Tablet-Computer sind vielen Menschen längst viel wichtiger als Pferdestärken. Allerdings: Auf dem Land ist der Führerschein immer noch die Eintrittskarte in die Freiheit. Darauf baut auch Queckenberg. Er bietet moderne Technik: Die Game-Boy und Play-Station gewöhnten Fahr-Eleven setzt er in den Fahrsimulator.

Viele Tausend Fahrschüler hat Queckenberg in den vergangenen Jahrzehnten durch die Führerscheinprüfung gebracht.

Waren es in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts im Schnitt zehn oder höchstens 15 Fahrstunden, die nach bestandener theoretischer Prüfung zum Führerschein führten, so liegt der Durchschnittswert heute laut Queckenberg bei 25 bis 30 Stunden.

"Die damit einhergehenden Kosten interessieren nicht so sehr. Geld ist zweitrangig", erklärt der 54-jährige Fahrschulchef. Ohnehin habe sich die Motivation sehr verändert. War man früher "scharf" darauf, endlich den Führerschein in den Händen zu halten, so werde heute darin höchstens noch ein notwendiges Übel gesehen. Queckenberg: "Der Führerschein hat absolut keine Priorität im Leben der jungen Menschen.

" Zwar verfügten sie über die höchste Kaufkraft, die eine Generation in diesem Alter jemals hatte. Doch das Geld werde lieber für andere Dinge, nämlich Klamotten und elektronische Geräte, ausgegeben. Junge Leute hätten auch keine Lust mehr, hinter dem Lenkrad festgeklemmt zu sein und nichts anderes nebenbei machen zu können.

Sie wollten lieber im Zug im Internet surfen oder Filme schauen. Schließlich sind sie auch aus Mamas SUV gewöhnt, mit lustigen Filmen, die über die in den Kopfstützen der Vordersitze eingebauten Monitore und Displays flimmern, berieselt zu werden.

Lernen durch Beobachten finde längst nicht mehr statt. "Die jungen Leute sind keine aktiven Beifahrer", weiß Queckenberg. Die Jugend sei "in eigenen Welten unterwegs". Und so wundere dann auch nicht, dass viele nicht wüssten, dass bei einer Ampel nach dem Rotlicht Gelb und dann Grün folge.

"Diesen veränderten Rahmenbedingungen haben wir Rechnung getragen", erklärt Queckenberg. Der Simulator stelle eine "Theorie-Praxis-Brücke" dar. Als handele es sich um ein Play-Station-Spiel, durchfährt man Straßenzüge in Städten und Dörfern, macht Überland- oder Autobahnfahrten - bei Tag oder bei Nacht.

Auch in der Vorbereitung zur theoretischen Prüfung bekommt man lieber Video-Sequenzen vorgespielt als das eigene Vorstellungsvermögen aktivieren zu müssen, um dann die entsprechenden Kreuzchen auf dem inzwischen digitalen Fragebogen zu machen.

Queckenberg weiß um das veränderte Lernverhalten und die verschobenen Interessengebiete seiner Schützlinge. Mit darauf abgestellten Methoden will er sie dennoch zu verantwortungsvollen Kraftfahrern machen. Sein Fazit: Die emotionale Bedeutung des Autos sinke.

Mit der jungen Generation setze ein gesellschaftliches Umdenken ein, in dem das Auto an Stellenwert verliere. Das Auto werde rationaler als früher eingesetzt, aber nicht mehr zwangsläufig als das Verkehrsmittel Nummer eins betrachtet.

Das Auto bleibt also wichtig, wird aber zunehmend als ein mögliches Element verschiedener, immer häufiger miteinander kombinierter Verkehrsmittel betrachtet. Verstärkt wird diese Entwicklung durch die gestiegenen Kosten für Führerschein und Auto. Der Trend zu höheren Schulabschlüssen und zum Studium führt aber zu einem zeitlich verschobenen Einstieg in den Beruf. Bedeutet: Es wird erst später Geld verdient.

Mit den immer wichtiger werdenden Smartphones lassen sich längst verschiedene Verkehrsträger gut verknüpfen. Eines eigenen Autos bedarf es da nicht.

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